PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet
Höhe in der Wasserbrühe zu halten. Instinktiv hielt er den Atem an; auch wenn der Luftvorrat im Inneren des Anzugs für einige Minuten reichte. Zwei der Darbidinen trieben links von ihm dahin. Wie Holzstecken, steif und tot. Ihre wahre Gestalt kam erneut zum Vorschein: geschuppte Haut, kräftige Beine, die in zwei Krallenzehen endeten, ein etwas zu kurzer Oberkörper mit deutlichem Hohlkreuz. Hautlappen, die unter den Armen hervorwuchsen, bedeckten zum Großteil die schlaffen Brüste der Darbidinen.
Wenn die Tefroder mutmaßten, dass hier irgendetwas nicht stimmte, und sich genauer umsahen, war es um seine Schützlinge und ihn geschehen. Gefangen in dieser zähen Brühe war keine vernünftige Gegenwehr möglich.
Schritte. Vibrationen von Fußtritten, die von den Wänden des Beckens weitergegeben wurden. Sie klangen gleichmäßig. Die Jäger marschierten vorbei, von links nach rechts, ohne innezuhalten.
Plötzlich: Ruhe. Die Tefroder blieben doch stehen. Stimmen erklangen. Sie diskutierten miteinander. Ein Lachen ertönte, durch das Wasser seltsam verzerrt.
Dann marschierten sie weiter.
Julian Tifflor zählte in Gedanken bis 50. Jederzeit mochte einer der Tefroder zurückkommen oder ein anderer Spähtrupp auftauchen.
Er schaltete die Minimalfunktionen des Anzugs wieder zu und nahm Kontakt zu den Spähsonden auf. Er wies eine von ihnen an, ihm eine Totale des Rondeau-Raums zu liefern.
Bange Sekunden vergingen. Tifflor fühlte, wie die Anspannung der Darbidinen wuchs. Sie waren bislang nicht aufgetaucht, besaßen offenbar die Fähigkeit von Amphibien, sich längere Zeit unter Wasser aufzuhalten. Doch unter ihnen tickte eine Bombe. Der Schlick, den er vage unter sich wahrnahm, war hochgradig toxisch. Etwas zu viel Bewegung - und die Masse würde hochwirbeln und unbekannte chemische Reaktionen auslösen.
Erste Bilder der Spionsonde kamen herein.
Sie konnten das Bassin nicht mehr verlassen. Die Tefroder hatten über weite Bereiche des Rondeaus Bewegungssensoren ausgestreut und einfache Meldungssysteme verkabelt.
Die Darbidinen wurden unruhig. Sie fühlten Tiffs Nervosität. Sie stießen einander an, immer heftiger werdend, steckten sich gegenseitig in ihrer Nervosität an.
Eine Panik drohte, die ihnen allen das Leben kosten würde.
Tifflor ließ sich langsam zwischen die Darbidinen treiben, sachte und vorsichtig, sodass der Bodenschlamm nicht aufgewirbelt wurde. Die Liebesdienerinnen beruhigten sich augenblicklich. Sie rieben ihre fast nackten Leiber an seinem Anzug. Die unbestechlichen Rezeptoren vermittelten ihm das Gefühl glitschiger Schlangen- oder Echsenkörper. All seine anderen Sinne sagten ihm, dass er einige der begehrenswertesten Kreaturen dieses Universums um sich hatte.
Allmählich beruhigten sich die Darbidinen. Völlig unerwartet begannen sie zu sprechen. In einem gezwitschert vorgetragenen Inter-kosmo, kaum verständlich, beschäftigten sie sich mit seinen körper-lichen Vorzügen, seinem Charakter, seinen guten Seiten.
Sie liebten die Kontakte mit Fremdwesen über alles. Tifflor wusste, dass die Angehörigen dieses seltsamen Volkes Erfüllung darin fanden, anderen ihre Anteilnahme und Liebe zu schenken. Nur dann, wenn sie ihre Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit ihrer Klienten erledigten, wurde es ihnen gestattet, nach ihrem Tod reinkar-niert zu werden. Terranische Forschungstrupps, die sich ausführlich mit den Darbidinen beschäftig hatten, waren zu der übereinstimmenden Ansicht gelangt, dass dieses Glaubensmodell viel zu tief in deren Kultur verankert war, um die Schlangenwesen jemals aus ihrem sklavischen Daseinstrieb befreien zu können. Die in der deutlichen Mehrheit weiblichen Mitglieder des Volkes begriffen sich von frühester Jugend an als Inkarnationen ehemaliger Liebesdienerin-nen. Sie waren glücklich, sie standen in Einklang mit ihrer Existenz.
Sie lieben mich wirklich!, dachte Tifflor verwundert. Er sah ihre Hingabe, ihre Leidenschaft und Zärtlichkeit. Zwei von ihnen nestelten am Verschluss seines Anzugs, ungeachtet der Gefahr, die ihnen allen drohte.
Der Unsterbliche fand in die Wirklichkeit zurück. Die Betörungen der Darbidinen zeigten mehr Wirkung, als ihm recht sein konnte. Wenn er es zuließ, dass die naiven Wesen in leidenschaftliche Ekstase gerieten, würden sie die Flüssigkeit im Bassin aufwühlen, die Gift- und Reizstoffe hochwirbeln und ihr Leben in Gefahr bringen. Außerdem mochten die Bewegungsimpulse auch von den Gerätschaften der Tefroder angemessen
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