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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Sie, Leutnant, Sie arbeiten einfach bis zum Umfallen weiter. Ist es nicht so?«
    »Sie haben natürlich recht, Sir.« Er klang bereits zerknirscht. »Aber da Ruhephase angeordnet ist … «
    » … spielt es ohnehin keine Rolle, ob Sie aus dem Sessel kippen oder nicht. Wissen Sie, was ich mich immer öfter frage, Leutnant? Ich frage mich, wem dieser disziplinlose Haufen untersteht, der sich Explorerflotte nennt.«
    Er setzte zu einer Erwiderung an, doch erst jetzt schien er in seiner Müdigkeit wirklich begriffen zu haben. Er schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen, sein Gesicht lief feuerrot an.
    »Behalten Sie die Antwort für sich, Leutnant«, platzte ich heraus. »Mir ist eine Besatzung, auf die ich mich im Ernstfall hundertprozentig verlassen kann, wesentlich lieber als ein Haufen sturer Quadratschädel, die alle Vorschriften wörtlich nehmen. — Aber nun melden Sie schon, was Sie entdeckt haben, Leutnant, und danach verschwinden Sie in Ihre Koje, bis Sie die Augen wieder ohne Zahnstocher offen halten können.«
    Er riß sich zusammen. Seine Finger huschten über die Schaltflachen, verharrten nur einige Male zögernd und vollendeten innerhalb von fünf Minuten die Selektion. Kein Wort fiel währenddessen. Der Leutnant hatte zu Recht das Gefühl, dem Solarmarschall seine Qualifikation beweisen zu müssen — und »der Solarmarschall« erkannte schon nach den ersten neuen Graphiken, daß die Funkortung eine schwache Quelle von Hyperfunkimpulsen angepeilt hatte, die von Störungen bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurden.
    Virtuos reizte der Leutnant die Palette aller Hilfsmittel aus, ich hätte nichts anders gemacht. Die Funkimpulse lagen in einem von vielen raumfahrenden Völkern genutzten Frequenzbereich. Hier war die seit der Entstehung des Kosmos vorhandene natürliche Hintergrundstrahlung vergleichsweise gering.
    Der Sender stand nur zweieinhalb Lichtjahre entfernt, nahezu exakt in Richtung Sonnensechseck.
    Eine verzerrte Stimme war zu vernehmen. Erst nur schwer verständlich, doch kristallisierte sich rasch heraus, daß sie englisch sprach. Eine weibliche Stimme. Kommandant der EX-411 war Major Hannah Angel gewesen, eine militärisch versierte Biochemikerin.
    Es waren nur zwei Satze, die unaufhörlich, aber mit sinkender Leistung wiederholt wurden: »Hier sind die Überlebenden der EX-411. Wir brauchen dringend Hilfe.«
    Für einen Moment schloß ich die Augen. Überdeutlich entsann ich mich des Traums, wahrend ich in der Medostation gelegen hatte. Großonkel Reginald, ich hatte gehofft, daß du kommen würdest. Lebten sie noch? Der Funkspruch allein ließ es nicht erkennen.
    »Respekt, Leutnant.« Mit einem anerkennenden Schlag auf die Schulter schreckte ich ihn aus einem Sekundenschlaf auf. „Künftig dürfen Sie Dienst schieben, soviel Sie wollen.«
    Ich wandte mich an den Ersten Offizier. »Machen Sie den Technikern Dampf unter den Hintern, Lenich! Und falls das nicht klappt, will ich in zwanzig Minuten eine Kaulquappe mit Rettungsmannschaft zur Verfügung haben!«
     
     
    Ich flog den 60-Meter-Kugelraumer selbst und beschleunigte mit Höchstwerten, kaum daß wir den Hangar verlassen hatten. Schnell verschmolz der Explorer hinter uns mit der Anonymität der Sterne.
    Das Beiboot verfügte noch nicht über das moderne Lineartriebwerk. Die Transitionsberechnungen hatte ich schon mit der Hauptpositronik des Mutterschiffs durchgeführt, sie waren wegen der geringen Distanz ohnehin nur Routine. Nach wenig mehr als fünf Minuten war die erforderliche Eintauchgeschwindigkeit erreicht.
    Ein kurzes, schmerzhaftes Ziehen im Nacken, das Empfinden einer aufkommenden Ohnmacht, die sich dann aber doch nicht einstellen wollte — das war alles, was ich von der Transition über zweieinhalb Lichtjahre wahrnahm. Nicht einmal die Wiedergabe auf den Bildschirmen schien sich verändert zu haben, der Wall aus Sternen, Nebeln und Dunkelwolken mutete so undurchdringlich an wie zuvor.
    Lediglich eine kleine Sonne, die vorher nicht zu sehen gewesen war, stand nun im Zentrum des Schirms. Und einige andere Sterne hatten sich seitlich verschoben.
    Distanz noch achtzehn Lichtminuten.
    Die Ortungen arbeiteten auf Hochtouren, erfassten insgesamt drei Planeten, der innerste auf einer derart engen Umlaufbahn, daß er eine Gluthölle mit Seen aus geschmolzenem Blei und zähflüssigem Gestein sein mußte.
    Mit dreiviertel der Lichtgeschwindigkeit flog die Kaulquappe in das System ein. Auf Daten der Funkortung wartete ich noch

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