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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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vergeblich. Gerne hätte ich den jungen Leutnant eingesetzt, aber in seinem erschöpften Zustand wäre er nur eine Belastung gewesen.
    »So schwer kann es nicht mehr sein, den Standort des Notsenders aufzuspüren.« Ich begann ungeduldig zu werden.
    »Die Antennen fangen nicht den leisesten Blip auf, Sir. Nur das Hintergrundrauschen.«
     
    »Dranbleiben! Mit allen Mitteln!« Ich hatte es geahnt.
    Der äußere Planet stand knapp einhundertfünfzig Millionen Kilometer entfernt; ich holte eine Vergrößerung auf den Schirm. Keine sonderlich große Welt. Dichte graue Schleier verwehrten den Blick auf die Oberfläche. Zweifellos Schnee- und Eiswolken, denn die Entfernung zur Sonne ließ die Oberflächentemperatur kaum über den Gefrierpunkt ansteigen. Die zugeschalteten Distanztaster zeigten eine Welt mit bis zu acht Kilometer hohen Gebirgsmassiven, aber auch zu Eis erstarrte Binnenmeere.
    Nummer zwei stand am weitesten entfernt, am Rand des Bereichs, den ich noch als Ökozone definierte. Rein gefühlsmäßig sah ich in dieser Welt unser Ziel. Aber hatte die Besatzung der EX-411 überhaupt eine Wahl gehabt? War das Schiff abgeschossen worden, hatte sich an Bord ein schwerer Unfall ereignet, oder war der Explorer gelandet und aus unbekanntem Grund am Start gehindert worden? Wir würden es herausfinden.
    Keine unbekannten Raumschiffe im Umkreis von mehreren Lichtmonaten. Kein Hyperfunkverkehr. Aber der Notruf war ebenfalls nicht mehr zu empfangen.
    Wir passierten die äußere Welt im Abstand von weniger als hunderttausend Kilometern — ein in Agonie erstarrter Planet ähnlich dem heimischen Pluto. Ich ließ unsere beiden Zweimannjäger ausschleusen. Sie sollten die Eiswelt nach Hinweisen auf die Vermissten absuchen. Uns blieben dann immer noch die Shifts als Beiboote.
    Allmählich wurde es Zeit, die Kaulquappe abzubremsen. Bewusst verzichtete ich darauf, einen Funkspruch abzusetzen, um die Vermissten aufzuspüren. Das Ausbleiben des Notrufs ließ darauf schließen, daß der Sender zerstört oder ohne Energie war — wer hätte uns also antworten können? Abgesehen davon bestand die Gefahr, daß wir einen unbekannten Gegner auf uns aufmerksam machten.
    In einhundert Kilometern Höhe schwenkte ich in einen polaren Orbit ein. Die Tag-Nacht-Periode des Planeten betrug wenig mehr als achtzehn Stunden. Innerhalb dieser Frist würden wir alle Regionen überflogen haben. Nur hatte ich nicht die Absicht, wirklich so lange zu warten.
    Die Atmosphäre war atembar, der leicht erhöhte Sauerstoffanteil, aber auch die größere Konzentration von Edelgasen und Schwebeteilchen stellten kein Problem dar. Die üblichen Robotsonden stießen in die tiefen Schichten vor und kehrten mit Laborproben zurück. Alle anschließenden Tests mit Nährlösungen und spektrometrische Untersuchungen würden Aufschluss über das Vorhandensein gefährlicher Keime geben, wobei eine mehr als fünfzigprozentige Sicherheit bei diesen ersten Analysen nie zu erreichen war. Ein Restrisiko blieb immer, das durch vorbeugende Stimulanz des Immunsystems ebenso wie durch eine »Entgiftung« der zurückkehrenden Landungstrupps klein gehalten wurde.
    Die Durchschnittstemperatur unter der dichten Wolkendecke lag bei dreißig Grad Celsius und ließ eine dampfende Treibhaus-Atmosphäre erwarten. Falls irgendwo dort unten intelligente Wesen lebten, hatten sie das technische Zeitalter bisher nicht erreicht; wir orteten weder energetische Streustrahlung noch Funkwellen.
    Großflächige Erzvorkommen narrten die Massetaster. Mehrmals glaubten wir, die EX-411 entdeckt zu haben, doch jedes Mal ließ die Feinanalyse unsere Hoffnung wie eine Seifenblase zerplatzen.
    Nach fünf Stunden traf endlich das Mutterschiff ein; es übernahm unseren Orbit, während ich mit der Kaulquappe die Wolkendecke durchstieß. Einige Jäger schwärmten aus und drehten nach Westen ab.
    Ein sturmgepeitschter Ozean lag unter uns, aber schon in Sichtweite der nächste Kontinent. Die üppige Vegetation der Küstenregion wuchs sich rasch zu ausgedehnten tropischen Urwald aus. Im Süden ragten Bergzüge empor.
    Mit knapp Mach 2 glitt die Kaulquappe der Dämmerungszone entgegen, die wie eine düster dräuende Wand am Horizont aufwuchs. Heftige Turbulenzen gingen der Nacht voraus, begleitet von sintflutartigen Wolkenbrüchen.
    Minuten später hüllte uns die Dunkelheit ein. Die Relieftaster zeigten unveränderte Geländeformationen, wahrend im Infrarotbereich der Dschungel zu einer amorphen Masse zu verschmelzen

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