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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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    »Mr. Tangleis«, hörte ich mich sagen, »wenn Sie weitere Neuigkeiten haben, finden Sie mich ab sofort wieder in der Zentrale.« Dann unterbrach ich die Verbindung.
    »Und jetzt?«, fragte ich laut in den Raum hinein und kam mir gerade deswegen denkbar ungeschickt vor. »Welche Art von Spiel ist es diesmal?« Breitbeinig stand ich da, die Arme vor dem Bauch verschränkt, und blickte unter zusammengekniffenen Lidern um mich. Aber ES manifestierte sich nicht. Nicht einmal das gewohnte homerische Gelächter erklang wie jedes Mal, wenn sich der Unsterbliche von Wanderer über einen gelungenen Spaß amüsierte.
    Vielleicht irrte ich mich, und es gab absolut nichts in die Geschehnisse hineinzugeheimnissen. Und wennschon. Falls ich mich lächerlich machte, dann nur vor mir selbst. Und das war etwas, das sich mit einem Achselzucken abtun ließ.
    Wo lag mein Denkfehler?
    Ich fand keinen.
    Vor der EX-411 waren schon andere Explorer auf der Verlustliste erschienen. Aber nur bei diesem Schiff hatte ich einen Grund, persönlich die Suche zu leiten: Michael Slovan Bull.
    Ein halbes Jahr oder länger wegzubleiben, hätte ich mir nicht erlauben können. Insofern war die Nachricht von den Wrackteilen, die die vermutlich letzte Position der EX-411 bezeichneten, gerade richtig gekommen. Daß ein Strahlungsausbruch der Zielsonne unser Schiff um einige hundert Lichtjahre im Raum versetzte und wir danach das Sonnensechseck vor uns sahen, war für mich der letzte Beweis, daß mehr hinter dem Geschehen steckte.
    Ein gigantischer Transmitter? Ausreichend, um ganze Raumflotten zu versetzen? Ich spürte meine Erregung wachsen.
    Welche Geheimnisse warteten auf uns?
     
     
    Erneut hatte es Schwierigkeiten bei den Überlicht-Konvertern gegeben. Nach Auskunft der Techniker verzögerte sich der Eintritt in die nächste Überlicht-Etappe um weitere vier Stunden. Mittlerweile glaubte ich aber nicht einmal mehr daran. Wahrscheinlich würde nach Ablauf von mindestens zwei Dritteln der Frist die nächste Verlängerung anstehen. Und danach erst der Testlauf, der die homogene Struktur des Kompensationsfeldes nachweisen mußte. Auf keinen Fall würde ich Schiff und Mannschaft dem Risiko eines erneuten Konverterausfalls aussetzen.
    In der Hauptzentrale hatte die Notbesatzung Dienst. Der I. O. salutierte knapp. »Keine ungewöhnlichen Vorkommnisse, Sir!«
    Ich nickte ihm zu, blieb vor dem erhöhten Kommandantenpult stehen und ließ das flammende Sternenmeer auf dem Hauptbildschirm auf mich wirken. Trotz 85 Prozent Lichtgeschwindigkeit schien das Schiff im Raum stillzustehen. Ein roter Riese, dreieinhalb Lichttage querab, war kaum größer geworden. Die Distanzortung hatte fünf Planeten in seinem Schwerefeld festgestellt, aber keine Anzeichen intelligenten Lebens. Die Daten waren in Kürzeln eingeblendet.
    Das Aroma überaus starken Kaffees schlug mir entgegen. Ein paar Meter entfernt saß Leutnant Reich vor der Funkortung, neben sich einen Becher mit dampfendem Inhalt. Er schaltete hastig, hob den Becher an die Lippen und nahm einen Schluck und schob den Kaffee wieder zur Seite. Daß ich auf ihn zuging, bemerkte er nicht einmal.
    Minutenlang schaute ich ihm über die Schulter. Diagramme und Oszillationen mischten sich auf den Monitoren; dazwischen die typischen Spitzen hyperenergetischer Streustrahlungen. Reich jonglierte mit Frequenzfiltern, die störende Impulse aussonderten.
    Mehrmals sank sein Kopf vornüber, aber jedes Mal durchzuckte es ihn heftig, und dann nippte er wieder an dem abkühlenden Kaffee, der wohl stark genug war, Tote aufzuwecken. Der leere Becher wanderte schließlich in den Abfallschacht, das heißt, der Leutnant traf knapp daneben. Sein unwilliges Brummen kam aus tiefer Seele.
    Er zuckte zusammen, als ich den Becher aufhob und entsorgte. Einige Spritzer Kaffee blieben auf der Konsole zurück, ich wischte sie mit den Fingerspitzen weg und roch daran. Die Brühe war entsetzlich stark.
    »Sir, ich … «
    »Wenn ich richtig informiert bin, Leutnant, sollte Ihr Dienst seit zwei oder drei Stunden beendet sein. Wieso pumpen Sie sich mit Kaffee voll?«
    »Ich hab' da was entdeckt.«
    »Kennen Sie die Dienstordnung nicht, Leutnant? Eintrag ins Protokoll und Kontrolle durch Ihre Ablösung.«
    »Natürlich, Sir — Solarmarschall. Aber Daniel … «
    »Wer?«
    Es fiel ihm schwer, die Augen offenzuhalten. Sein Blick war stier. »Meine Ablösung, Sir. Der Kadett fühlte sich nicht wohl, und da, ich meine … «
    » … da dachten

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