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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Stufen gab es nicht. Trotzdem erkannte der untersetzte rothaarige Laboraffe die stumme Einladung.
    »Das war wohl eine der leichten Übungen?«
    Perry trat vor mir auf die im Winkel von mindestens 45 Grad in die Höhe führende Metallfläche. Eine unsichtbare Kraft hob ihn an und ließ ihn nach oben schweben.
    Sekundenlang glaubte ich, erneut ein dumpfes, amüsiertes Lachen zu vernehmen. Diesmal kam es nicht aus dem Funkempfang, sondern schien direkt in meinen Gedanken zu entstehen. Es dröhnte durch meinen Schädel.
    Wer bist du?
    Das Lachen schwoll zum Tosen eines Orkans an, der jede Zelle meines Körpers erschütterte. Vergeblich riss ich die Arme hoch, um die Finger in die Schlafen zu krallen. Meine Hände krachten gegen den Helm und glitten an dem unzerbrechlichen Material abwärts.
    Im gleichen Augenblick war mir, als erwache ich aus einer seltsamen Trance. »Raumkoller« sagten die Psychologen dazu. Wir Menschen schienen nicht dazu geschaffen zu sein, länger als einige Tage in einen Raumanzug eingesperrt zu sein. Und die Schwerelosigkeit, dieses quälende Gefühl, stetig am Rand der Orientierungslosigkeit zu balancieren, tat ein übriges dazu.
    Perry hatte mein Zögern nicht bemerkt. Ich kniff die Augen zusammen, schüttelte mich und schritt entschlossen vorwärts.
    »Nach oben«, murmelte ich und holte noch einmal tief Luft. »Hinein ins Vergnügen.«
    Augenblicke später sagte eine deutlich akzentuierte Stimme in reinstem Oxford-Englisch: »Sie können Ihre Schutzanzüge öffnen. Die Luft ist für Sie atembar.«
     
    Sie nannten sich Arkoniden und stammten von einer Welt namens Arkon, mehr als 34.000 Lichtjahre von unserer kleinen gelben Sonne entfernt.
    Vierunddreißigtausend ... Nur mit Mühe unterdrückte ich einen Hustenanfall. Auch Perry war sichtlich blass geworden.
    Sie lügen, war mein erster Gedanke. Wie stolz waren wir eben noch darauf gewesen, eineinviertel Lichtsekunden ohne nennenswerten Zwischenfall überwunden zu haben — und nun behaupteten diese Fremden, seit Jahrtausenden die überlichtschnelle Raumfahrt zu beherrschen. Zu einer Zeit bereits, als wir Menschen uns noch mit Feuersteinbeilen gegenseitig die Schädel eingeschlagen hatten. Was hatte sich seitdem auf unserer Welt verändert? Doch nur die Wahl der Mittel, aber sonst ...
    Ich schwitzte in der technisch-nüchtern anmutenden Zentrale des großen Schiffes. Auf gewisse Weise schien ich mich in die Kulisse eines bombastischen Science Fiction-Films verirrt zu haben. Ich stand da wie ein Kind, das zum erstenmal die Glitzerwelt von Las Vegas sieht, und bemühte mich, die Augen nicht zu weit aufzureißen. Die Fremden sollten nicht erst auf die Idee kommen, daß wir aus der Provinz stammten. Staunen konnte ich hinterher immer noch, sobald wir wieder in der kargen Schlichtheit, um nicht zu sagen Primitivität, unseres Mondpanzers saßen.
    Ich versuchte, mich gelassen und gleichgültig zu geben, gar nicht sonderlich beeindruckt — und möglichst viel von der funktionellen Technik für immer in meinem Gedächtnis zu speichern. Niemand konnte heute schon sagen, wofür das gut sein würde. Dabei war ich mir bewusst, daß alles, was ich sah, nur Äußerlichkeiten waren. Was immer dieses Kugelschiff bewegte und in Funktion erhielt, lag für mich unerreichbar hinter den blanken Verkleidungen. Mein berufliches Interesse schrie nach mehr, nach Details, Schaltplänen, technischen Daten des Antriebs, der Energieversorgung, nach der Leistungsfähigkeit des Bordrechners und anderem.
    Schon die Frage, weshalb die vergleichsweise dünnen Landestützen nicht unter der enormen Masse der 500-Meter-Kugel abknickten, barg genügend Brisanz. Der rötliche Stahl mußte von außergewöhnlicher Festigkeit sein. War er molekularverdichtet? Gelegentlich geisterte dieses Schlagwort durch die Entwicklungsabteilungen unserer Raumfahrt. Wann würden wir Menschen in der Lage sein, derartige Raumschiffe zu bauen? Was Perry Rhodan und ich hier erlebten, war unser Gestalt gewordener Traum. Ich zwickte mich kräftig ins Ohrläppchen. Es tat weh, also träumte ich wohl doch nicht.
    Perry hatte mein kurzes Zweifeln bemerkt und warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu. Er gab sich Mühe, mich weitestgehend aus dem Gespräch mit den Arkoniden herauszuhalten. Nur so erhielt ich Gelegenheit, mir vieles einzuprägen, was sonst in der Aufregung an mir vorübergegangen wäre. Hinterher würde ich Skizzen anfertigen, Beschreibungen, Spekulationen zu Papier bringen. Es juckte mich in

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