PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull
Major fast schon anschrie, fiel mir erst auf, als mich jeder am Büffet anstarrte.
»Die EX-9911 liegt im Raumdock zur Generalüberholung der Triebwerksblöcke. Und die EX-9933 ist erst vor achtzehn Stunden gelandet. Neuneinhalb Monate war das Schiff in den Sternentstehungsgebieten des Trifid-Nebels unterwegs, das bisher umfangreichste Forschungsprogramm über H-II-Regionen und Nebelsäulen innerhalb eines Emissionsnebels … «
»Verzögern Sie den Landgang, Major. Ich bin über jedes Crew-Mitglied froh, das freiwillig an Bord bleibt. Die übrigen Positionen ersetzen Sie umgehend. Ich gehe an Bord. Ach ja, Wasservorräte, Nahrung und Sauerstoff sofort ergänzen. Wir starten, sobald die Besatzungsstärke zehn Prozent über Soll liegt. Bull Ende.«
Die MEDICIN MAN unter dem Kommando von Hannah Angel. Ich hatte es immer geahnt Hannah war nicht tot. Irgendwie hatte sie es geschafft, nicht nur den Gewalten des Hypersturms, sondern auch der Zeit zu trotzen. Es mochte viele Erklärungen geben, nur interessierten sie mich jetzt nicht.
Was um alles in der Welt hatte das Schiff auf einem Pulsarplaneten verloren, einem der wohl ungemütlichsten Orte, den eine Galaxis bieten konnte? Eine kleine Ewigkeit war vergangen, aber nun, von einem Augenblick zum anderen, zählten plötzlich Stunden.
»Was ist das für ein Schiff?«, fragte Suzan.
Ich achtete nicht darauf. Einmal drehte ich mich um mich selbst, suchte den kleinen pelzigen Kerl mit dem Riesen-Nagezahn, aber wie immer, wenn man ihn brauchte, war er nicht aufzufinden.
»Gucky!«, rief ich »Wo steckst du?«
Keine Antwort. Also hastete ich los, hinüber zu dem Antigravlift, der mich aufs Gleiterdeck bringen würde. Perry Rhodan hielt mich zurück.
»Du siehst aus, als sei der Leibhaftige hinter dir her.«
»Hannah braucht mich«, stieß ich hervor.
Perrys Griff wurde nur noch fester, und über seiner Stirn grub sich eine steile Falte ein.
»Hannah Angel«, wiederholte ich.
Er wußte nicht, von wem ich redete. Wie sollte er auch, nach so langer Zeit.
»Die Explorer-Kommandantin?,« fragte er gleich darauf und bewies, daß er den Ruf eines Sofortumschalters nicht umsonst trug »Das Flaggschiff ist startbereit.«
Inzwischen war ich etwas ruhiger geworden. Ich schüttelte den Kopf. »Was ich brauche, ist ein Spezialschiff. Hannahs Notruf kommt aus direkter Nahe eines Pulsars.«
Ich sah seiner Miene an, was er dachte. Daß er trotzdem gar nicht erst versuchte, mich zurückzuhalten, rechnete ich ihm hoch an. Um meine Gesundheit machte ich mir in dem Moment keine Sorgen, viel mehr schon um die Männer und Frauen, die mich begleiten würden.
Tako Kakuta teleportierte mit mir zum Raumhafen. Daran, daß Gucky nicht der einzige Teleporter in unserer Silvesterrunde war, hätte ich beinahe nicht mehr gedacht.
Die einigermaßen frische Nachtluft kühlte mein brennendes Gesicht und brachte das heftige Pochen unter der Schädeldecke zum Abklingen. Um meine Termine in den nächsten Tagen oder gar Wochen sollten sich andere kümmern; es gab fähige Leute in der Administration, die auf eine solche Chance schon lange warteten.
Die letzten fünfzig Meter bis zur unteren Polschleuse der EX-9933 ging ich zu Fuß. Bis ich im Zugstrahl nach oben schwebte, hatte ich meine gewohnte Ruhe endlich wiedergefunden. Und nicht nur das. Ich begann mich zu fragen, ob ich womöglich überreagiert hatte. Die Hannah Angel, die ich einmal gekannt hatte, wurde ich bestimmt nicht wiederfinden. Die Zeit, das hatte ich in all den Jahrhunderten gelernt, war unerbittlich. Wieso entwickelte ich immer noch derart starke Gefühle für eine Frau, die, wenn ich es recht betrachtete, vor mir davongelaufen war?
Nur eine einzige Erklärung hatte ich: Wir liebten beide die Sterne.
Das war in der Tat ein unzerreißbares Band.
Wir schrieben den 3. Januar 2518, als die EX-9933 knapp fünf Lichtjahre vor dem Pulsar aus dem Linearflug in den Einsteinraum zurückfiel. Augenblicklich griffen die Ortungen in den Raum hinaus, wurde jedes Detail aufgezeichnet.
Die doppelte HÜ-Schirmstaffel war aktiviert und glühte in Flugrichtung in einem wahren Feuerwerk. Außergewöhnlich dichte Materieschleier zeichneten diesen Sektor aus, über den in unseren Sternenkarten herzlich wenig vermerkt war. Auch arkonidisches Material half nicht weiter, denn die Eastside war für Arkon ebenfalls ein ausgedehnter weißer Fleck gewesen.
Die Optiken übermittelten den Eindruck eines sich in Minutenschnelle verändernden
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