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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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von Störungen auf uns herab. Wie vermessen war es, anzunehmen, wir könnten anders als durch Zufall wenigstens Fragmente eines automatischen Notrufs empfangen und daraus die Position der Gesuchten errechnen? Vermutlich war es so, daß, falls die MEDICIN MAN überhaupt noch existierte, alle Energien für die Stabilisierung eines begrenzten Schirmfelds benötigt wurden, möglicherweise nur zum Schutz der autarken Zentralekugel.
    Daß ich unwillkürlich die Fauste geballt hatte, fiel mir erst auf, als die Fingernägel schon schmerzhaft in die Ballen stachen.
    Dann stand die Projektion des Planeten. Seine eigenwillige, bizarre Oberfläche wirkte faszinierend und abstoßend zugleich. Die kaum von Höhenunterschieden geprägte Landschaft wurde von zwei gewaltigen Schneisen durchschnitten. Selbst die extremsten Grabenbrüche konnten Derartiges nicht entstehen lassen, und schon gar nicht mit dieser unglaublichen Präzision.
    Auf den ersten Blick gewann ich den Eindruck, daß eine gigantische Fräse versucht hatte, den Planeten zu teilen. Fast dreihundert Kilometer durchmaß jeder der beiden Graben, die sich im spitzen Winkel kreuzten. Ihre Tiefe nahm sich mit fünfzehn bis zwanzig Kilometer eher bescheiden aus.
    »Atom für Atom von der Strahlung des Pulsars abgehobelt«, stellte der wissenschaftliche Leiter fest. »Und das vermutlich innerhalb weniger hundert Jahre. Eines Tages wird diese Welt auseinanderbrechen.«
    »Was so weit in der Zukunft liegt, interessiert uns nicht.«
    Noch zwanzig Millionen Kilometer Distanz. Ich registrierte die feinen Vibrationen der Schiffszelle, die der Bremsschuh hervorrief. Zugleich wurde mir bewußt, welche Assoziation der erste Anblick der holographischen Darstellung bei mir ausgelost hatte: Wanderer, die Welt des Geisteswesens ES, glich einem am Äquator durchgeschnittenen halben Planetenfragment.
    Aber wenn schon. Hier hatte ES seine Finger bestimmt nicht im Spiel. Der Pulsar war ein natürliches Phänomen, und schon eine leichte Veränderung der Planetenbahn wurde zur Folge haben, daß seine stark gebündelte Strahlung ins Leere stieß. Die beiden eingebrannten Graben verrieten ohnehin, daß die Achsneigung des Planeten sich verändert hatte. Genau das wurde eines Tages wieder geschehen.
    Distanz noch 250.000 Kilometer. Mit Restfahrt von 5.000 Kilometern pro Sekunde näherte sich die EX-9933, um in einen vorübergehenden Orbit einzuschwenken.
    Zum erstenmal zeichnete die optische Erfassung ohne positronische Aufwertung. Die Bildwiedergabe zeigte ein schwer definierbares Flackern, als wäre die dem Pulsar zugewandte Seite der kahlen Erzkugel einem steten Blitzlichtgewitter ausgesetzt gewesen. Die Trägheit menschlicher Sinne machte den unaufhörlichen Wechsel zwischen Licht und Schatten zu einem Gemisch fahler Helligkeit, und erst eine Wiedergabe in Zeitlupe offenbarte die eigentliche Ursache.
    Siebenundzwanzigmal in der Sekunde huschte der Radiostrahl des Neutronensterns über den Planeten — nicht nur zerstörerisch harte Strahlung, sondern auch Lichtquanten, die für Bruchteile eines Augenblicks den Grabenbereich der Dämmerung des Sternenscheins entrissen. Streulicht flackerte dann über die der Sonne zugewandte Seite.
    Tag- und Nacht-Wechsel im Siebenundzwanzigstel-Sekunden-Rhythmus. Flüchtig fragte ich mich, ob auf einer solchen Welt jemals Leben entstehen konnte. Aber das interessierte mich eigentlich nicht, ich fieberte dem Moment entgegen, in dem die Ortungen das Wrack eines Raumschiffs meldeten.
    Zweihundert Kilometer hoch schwenkte der Explorer in einen von Pol zu Pol führenden Orbit ein. Siebzig Prozent der erzeugten Energie flossen bereits in die Schutzschirme, und die Werte stiegen weiter an.
    Die sonnenabgewandte Seite von Devil's Hell bot den besten Schutz vor der harten Strahlung. Andererseits betrug die Rotationsdauer des Planeten nur zwölfeinhalb Stunden. Falls die MEDICIN MAN irgendwo dort unten lag, konnte die Besatzung auf Dauer nur unter aktivierten Schutzschirmen überleben.
    Die Energieortung zeigte ein Chaos, in dem schon das typische Spektrum eines Raumschiffs unterging. Im Scanbild zeigten sich die beiden Graben als intensiv strahlende Flachen, und das übrige Planetenrund war übersät von einem Konglomerat aktiver Areale. Ich gewann den Eindruck dicht unter der Oberfläche wandernder hyperaktiver Felder. Sie pulsierten, dehnten sich aus, flössen ineinander, bildeten unaufhörlich neue Auswüchse.
    »Es handelt sich um polarisierte Energiestrome

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