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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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ausgedehnten Farbenmeeres. Seltsamerweise fühlte ich mich an die Simulatorspiele der degenerierten Arkoniden erinnert, die damals mein erster persönlicher Eindruck von den Fremden gewesen waren.
    Blutrot glühte das All, ein Faltenwurf in unglaublichen Nuancen. Ich hatte den Eindruck, eine Vielzahl ineinanderliegender Vorhänge zu durchfliegen, jeder anders gewellt, manche vom schwarzen Schattenwurf tauber Felsbrocken durchstoßen.
    Das alles schien zu brennen, aufzuflackern unter heftigen Entladungen. Purpurfarbenes Leuchten huschte uns entgegen, Entladungen zum Teil auf hyperenergetischer Basis, die eine hundert Meter durchmessende Nußschale aus Terkonit zu Asche verglühen konnten.
    Wir flogen mit aktiviertem Paratron-Schutzschirm. Kurze Zeit später umflossen Aufrißfronten das Schiff, die Energien und feinste Materie in den Hyperraum ableiteten.
    Mit achtzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit durchpflügte das Schiff die Nebelschleier, die Überreste einer Supernova-Explosion waren. Schlieren undefinierbarer Farben schwollen zu riesigen, sich unablässig verändernden Gebilden an. Ein Vielfaches größer als der Explorer, schienen sie uns zu begleiten, wie Amöben auf der Jagd nach Nahrungspartikeln.
    Keinerlei Funkkontakt, nicht einmal kosmisches Hintergrundrauschen. Endlich wieder der Übertritt in den Linearraum. Und Sekunden später der Rucksturz, nur noch Lichtstunden vor der Position des unsichtbaren Neutronensterns.
    Um uns her war nichts außer dem fernen düsteren Flackern der abgestoßenen Sonnenmaterie, eine unbeschreibliche Kugelschale, die sich mit jedem Augenblick weiter ausdehnte, bis sie in einigen zehntausend Jahren wohl verwehte.
    Die Distanzortung erfaßte den Pulsar. Er war ein mäßig heller, gegen den farbenprächtigen Hintergrund optisch kaum wahrzunehmender Neutronenstern mit fünfundzwanzig Kilometern Durchmesser.
    »Starke Radioimpulse auf einem breiten Frequenzband«, kam es von den Ortungen. »Wir registrieren siebenundzwanzig Umdrehungen pro Sekunde, das heißt, die Impulse treffen im Abstand von jeweils 37,03 Millisekunden auf.«
    »Geschenkt«, wehrte ich ungeduldig und wahrscheinlich ein wenig zu barsch ab. »Ich will wissen, ob wir irgend etwas empfangen, was auch nur entfernt Ähnlichkeit mit einem Notruf hat. Werden alle Frequenzen gescannt?«
    »Die automatische Suche läuft mit Doppelkontrolle, seit Ende des Linearflugs.«
    »Und?«
    »Nichts, Sir. Nicht der leiseste Blip.«
    Meine Augen brannten vom hartnäckigen Starren auf die Schirme. Ich bekam die Nervosität nicht in den Griff. Das war etwas, was ich noch nie in dem Ausmaß wahrgenommen hatte, selbst die Verteidigung des Solsystems gegen die Dolans war ich ruhiger angegangen.
    Zum Glück ließ die Crew in der Zentrale sich von meiner Unruhe nicht anstecken. Lediglich zehn Besatzungsmitglieder waren auf Terra zurückgeblieben und in ihren Funktionen nicht ersetzt worden, alle anderen sahen es als Herausforderung an, Schiffbrüchige aus der Todeszone eines Neutronensterns zu retten. Ich hatte ihnen mein persönliches Interesse nicht verschwiegen, das war ich schon meiner Selbstachtung schuldig — ein Reginald Bull brachte nicht um seiner selbst wegen andere Menschen in Gefahr, so etwas hätte ich mir nie verziehen.
    »Zwei Planeten, Sir. Das heißt, von der inneren Welt sind nur noch Bruchstucke auf einer äußerst instabilen Umlaufbahn vorhanden.«
    »Kann der Zeitpunkt der Zerstörung eingegrenzt werden?«
    »Dreihundert Jahre plus/minus zwanzig Prozent, Sir. Entsprechend dem Supernova-Ausbruch. Die Umlaufbahn liegt heute innerhalb der vermuteten, einstigen Korona.«
    »Und die äußere Welt?«
    »Durchmesser 2.750 Kilometer. Extrem hohe Dichte. Distanzanalyse zeigt Eisen als hauptsächliches Element.«
    »Dann handelt es sich um den Kern eines früheren Planeten«, vermutete ich. »Die Oberflächenschichten wurden vom Sonnenausbruch verglüht und weggeschleudert. Wie hoch ist die Schwerkraft?«
    »Rechnerisch zwischen 2,3 und 2,9 Gravos. Eine exakte Aussage ist auf die Distanz nicht möglich.«
    Unter den gegebenen Umständen benötigte die EX-9933 noch knapp vier Stunden bis zum Ziel, eine Zeitspanne, die ausgerechnet mir wie eine halbe Ewigkeit erschien. Qualvoll trage tropften die Sekunden dahin.
    »Umlaufdauer des Planeten achtzehn Tage. Auch hier sind extreme Bahndaten zu verzeichnen.«
    »Mit anderen Worten: Der Planet wird irgendwann den Schwerkraftfesseln des Muttergestirns entfliehen.«
    »Zwei- bis

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