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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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zerrte er einen zerlumpt aussehenden Mann hinter sich her.
    Bully kniff die Brauen zusammen.
    Unsinn, sagte er sich. Das kann überhaupt nicht sein.
    Und doch …
    Der Mann wirkte auf seltsame Art und Weise zeitlos. Sein zerknittertes, schmutzverkrustetes Gesicht, die dunklen, tief in den Höhlen liegenden Augen, deren Blick unstet und zugleich stechend schien. Das Haar stand in wirren Strähnen ab, es war lang, reichte bis über die Schultern und hatte unverfilzt und frisch gewaschen wohl eine wallende Mähne ergeben. Dazu der grauscheckige Vollbart, immer wieder zusammengedreht und in vielen Spitzen endend.
    Das war das eine Bild.
    Das andere war seltsam deckungsgleich. Zumindest was die Runzeln und Falten anbetraf, diesen Ausdruck zeitlosen Alters. Bully blinzelte verwirrt, schüttelte den Kopf, schaute noch einmal hin.
    Dieser alte Mann, behauptete sein Verstand, lebte seit Jahren in den unteren Etagen von Imperium-Alpha. Vielleicht ein Immuner, der allen Nachstellungen entgangen war.
    Sein Unterbewusstsein gaukelte ihm ein anderes Gesicht vor. Auch das hatte er oft genug gesehen, zumeist im Zusammenhang mit markanten Wendepunkten.
    Das Gesicht des Unsterblichen von Wanderer.
    Oder die Superintelligenz ES — das geistige Potential eines uralten Volkes, zu dessen Mächtigkeitsballung die Milchstraße gehörte.
    Die erste offizielle Begegnung mit dem Geisteswesen, das der Menschheit, um ihre Fähigkeiten zu beweisen, eine Frist von zwanzigtausend Jahren gesetzt hatte, war im Jahr 1976 erfolgt. Bully spürte Bitternis in sich aufsteigen. Eintausendsechshundertundvier Jahre waren seitdem erst verstrichen, noch nicht einmal ein Zehntel der gesetzten Frist, aber dennoch sah es so aus, als würde die Menschheit frühzeitig ihrer Chancen beraubt.
    Nach uns werden andere kommen, dachte Bully bitter. Trotzdem ist es ein Scheißspiel.
     

Reginald Bull, potentiell Unsterblicher
    1975 und 1976
     
     
    Weihnachten 1975. Wieder ein Christfest, das ich nicht zu Hause im Kreise der Familie verbrachte. Ich dachte an Mutter, Schwester und die anderen Verwandten, die jetzt im Hausermeer New Yorks den Plastikbaum aus der längst verschlissenen Schachtel hervorzogen und mit Wachskerzen, Zuckerstangen und Marzipankringeln behängten. Wie gerne wäre ich an diesem Tag zu Hause gewesen und nicht irgendwo in der Milchstraße, ungefähr zweieinhalbtausend Lichtjahre von der Erde entfernt.
    Eigentlich eine unvorstellbare Entfernung.
    Vorübergehend spielte ich mit dem Gedanken, den Bordrechner anzuweisen, mir die heimische Sonne auf den Zentralbildschirm zu holen. Das Licht, das ich dann zu sehen bekam, hatte Sol vor zweieinhalb Jahrtausenden ausgesandt, zu einer Zeit, da Jesus Christus noch nicht geboren und in Griechenland durch gleiches Recht für alle Staatsbürger die Demokratie geschaffen worden war. In China hatte zu jener Zeit Kung-tse, wir nannten ihn Konfuzius, seine religiös vertiefte Ethik begründet, den Glauben an menschliche Humanität und Sittlichkeit.
    Mit einem neuen Schiff, der STARDUST II, waren wir auf dem einzigen Planeten einer einsamen, sterbenden Sonne gelandet, den wir Tramp nannten. Minus fünfzehn Grad Celsius zeigten die Außenthermometer. So kalt war es in New York bestimmt nicht. Die Wetterkontrolle wurde lediglich Werte um den Gefrierpunkt zulassen.
    Tramp wirkte marsähnhch. Drei Viertel der Oberfläche bestanden aus roten Wüsten. Es gab keine Ozeane, die Vegetation war spärlich genug, und die höchsten Erhebungen stiegen sanft ein paar hundert Meter weit an. Längst hatte die Erosion markante Strukturen nivelliert. Dieser Planet lag im Sterben, und die Suche nach Leben, das größer war als im Sand verborgene Mikroben, erübrigte sich wohl.
    Dennoch hatte eine Reihe rätselhafter Botschaften uns zu diesen Koordinaten geführt.
    Am 29. Juli 1972 war Perry in seiner Eigenschaft als erster Präsident der Dritten Macht mit einem persönlichen Appell an alle Regierungen der Erde herangetreten, eifersüchtige Eigenbröteleien zu unterlassen.
    Die Bedrohung durch die Individualverformer war unmißverständlich gewesen — wir Menschen standen im Begriff, uns der galaktischen Völker-Familie anzuschließen, doch auf diesem Weg lauerten ungeahnte Gefahren ebenso wie die Erkenntnis, daß nur eine geeinte Menschheit eine Chance haben konnte.
    » ... unser Weg ins All ist weit und dunkel«, hatten die Medien Perry Rhodan zitiert. »Jeder muß mithelfen, diesen Weg mit sicherem Schritt zu finden!«
    Nicht einmal

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