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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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drei Jahre hatte es gedauert, die Vision unserer Stadt der Zukunft zu verwirklichen. In der Wüste Gobi war Galakto-City entstanden, mit zweihundertunddreißigtausend Einwohnern bereits, die sich aus allen Nationen der vereinten Erde zusammensetzten; Industrieanlagen; Raumschiffswerften und nicht zuletzt Raumhafen, die schon heute für eine größere Anzahl von Raumschiffsgiganten Platz boten. Für all dies trug ich als Sicherheitsminister die Verantwortung — ein schöner Titel, doch so richtig wohl fühlte ich mich nicht.
    Am 25. Mai 1975 hatten wir schwere Erschütterungen des Raum-Zeit-Kontinuums angemessen, hervorgerufen durch die Materialisation von einhundertzwanzig großen Raumschiffen aus dem Überlichtflug. Ausgangspunkt der Schockwellen war das Wega-System gewesen, das mit siebenundzwanzig Lichtjahren Entfernung nach kosmischen Maßstäben vor der Haustür unseres Sonnensystems lag. Da eine Entdeckung der Erde zu befürchten stand, hatten wir uns entschlossen, frühzeitig zu handeln.
    Zum erstenmal war das Überlichttriebwerk der GOOD HOPE eingesetzt worden. Natürlich konnte irdische Mathematik die Überwindung der Lichtgeschwindigkeit nicht erfassen. Für uns ebenso gewöhnungsbedürftig war der Wahnsinnswert von 500 Kilometern pro Sekundenquadrat, mit dem der Kugelraumer beschleunigte. Rein rechnerisch bedeutete das ein Erreichen der Lichtgeschwindigkeit nach läppischen zehn Minuten.
    »Schade, daß der gute Albert Einstein das nicht mehr erleben durfte«, hatte ich nach unserer ersten Transition festgestellt. Inzwischen waren wir daran gewohnt. Transition bedeutete, den Körper zu verlieren, nicht mehr aus Fleisch und Blut zu existieren, sondern für eine nicht meßbare Zeitspanne als überdimensional-energetische Schablone, eine gigantische Datenfülle, die am Zielort Atom für Atom wieder zusammengebaut wurde, angefangen von der großen Zehe bis hin zur letzten Haarwurzel. Oder umgekehrt. Das interessierte noch wenig. Wichtig war doch nur das Ergebnis, daß jeder von uns hinterher wieder er selbst war, daß alles richtig zusammengesetzt und alle Körperteile genau da waren, wo sie hingehörten.
    Im System der Wega hatte eine Raumschlacht zwischen den dort heimischen Ferronen und den echsenartigen Topsidern getobt, die ebenso wie die Individualverformer dem Notruf des zerstörten Arkonidenkreuzers gefolgt waren. Bei den Positionsberechnungen mußte den Echsen indes ein lächerlich kleiner Fehler unterlaufen sein, der die Erde vor einem schlimmen Schicksal bewahrt hatte.
    Natürlich hatten wir auf Seiten der Verteidiger eingegriffen. Erst ein unerwartet materialisierendes arkonidisches Schlachtschiff der Imperiums-Klasse, ein achthundert Meter durchmessender Gigant, hatte der GOOD HOPE schwere Schaden zugefügt und uns zur Notlandung gezwungen.
    Irgendwie bewegte mich auch jetzt, fast ein halbes Jahr später, noch ein eigenartiges Gefühl der Hochstimmung. Die Echsen hatten den Arkoniden den 800-Meter-Kugelraumer geklaut — wir hatten den topsidischen Flottenadmiral »überredet«, sein Flaggschiff von der Besatzung räumen zu lassen. Für solche Bubenstücke war ich immer zu haben.
    STARDUST II hatten wir unser erbeutetes Schiff nicht ohne Stolz getauft. Und nun stand der Koloss auf einer kahlen und kalten Wüsten-Welt, vielleicht dem Endpunkt der Suche nach dem Planeten des ewigen Lebens.
    Vor zehn oder zwölf Jahrtausenden hatten die Ferronen Schiffbrüchigen geholfen, die angeblich länger als die Sonne lebten. Jene Unbekannten hatten eine rätselhafte Spur hinterlassen. »Finde die Welt, auf der die Koordinaten liegen. Wisse, daß du nicht heimkehren kannst, wenn du den rechten Weg nicht kennst. Weit ist dein Ziel!« Diese Worte waren der bislang letzte Hinweis.
    In meiner Studienzeit hatte ich einige Vorlesungen in Philosophie belegt. Obwohl ich schon immer eher praktisch veranlagt gewesen war, mit einer unbestreitbaren Vorliebe für alles, was man anfassen konnte. Mit dem Schweißapparat konnte ich ebenso gut umgehen wie mit Trennscheiben — Arbeiten, die mittlerweile Roboter in unermüdlicher 24-Stunden-Schicht erledigten. Auch mein Elektronikstudium war meilenweit neben den Geisteswissenschaften angesiedelt gewesen. Trotzdem sah ich in dieser letzten Botschaft etwas sehr Prägnantes, vor allem empfand ich ihre Logik als äußerst bestechend. Um nicht zu sagen, ich hatte das unbestimmte Gefühl, daß uns jemand gehörig auf den Arm nahm.
    In New York fiel jetzt Schnee, die Wetterkontrolle

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