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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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hatte weiße Weihnachten angekündigt. Abrupt fuhr ich mit meinem Kontursessel herum. »Wisst ihr, was ich vermisse, Leute?« fragte ich laut.
    Schweigen. Niemand kam auf das Naheliegende.
    »Falls mir jemand eine Tasse Glühwein aufdrängt, lehne ich nicht ab«, sagte ich seufzend. »Und mindestens ebenso lieb wären mir Marzipankringel und Butterplätzchen.«
    Einer unserer Kadetten schaltete eine Telekomverbindung zur Schiffs-Küche. »Sie bekommen zwei Scheiben Christstollen mit Marzipanfüllung, Sir!«, verkündete er nach kurzem Wortwechsel triumphierend.
    Fast war ich den Tränen nahe, massierte mit zwei Fingern meine Augenwinkel.
    »Sir?«, erkundigte sich der junge Mann zögernd. »Mr. Bull, Verzeihung, habe ich etwas falsch gemacht?«
    »Nein«, wehrte ich ab. »Mir war nur nicht bewusst, daß unsere Vorräte rationiert sind. Seit wann eigentlich?«
    Erst lachte nur einer. Aber sehr schnell ließen dann auch alle anderen ihrer Heiterkeit freien Lauf. Mich steckten sie ebenfalls an. Nach der Anspannung der letzten Wochen und Monate tat es sogar gut, über sich selbst lachen zu können.
    Mitten hinein in die allgemeine Heiterkeit platzte Perrys Funknachricht. Er war mit drei Shifts aufgebrochen, unseren Flugpanzern, um die Hügelregion im Nordosten zu erforschen, und stellte fest, daß Unbekannte mit telekinetischen Fähigkeiten ihm den Aufenthalt zu verleiden versuchten.
    Stunden später meldete Perry ein Rudel biberähnlicher Tiere. Er beschrieb sie als putzige Gestalten mit dickem Hinterleib und löffelförmigem Schwanz, insgesamt einen Meter groß, mit runden Ohren und spitz zulaufendem Maul.
    Ich übergab die zweite Nachtwache an Thora. Wir wechselten einige belanglose Worte, deren tieferer Sinn mir erst nachträglich bewusst wurde. Als ich schon in meiner Kabine auf dem Bett lag und, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, zur Deckenprojektion des nächtlichen Sternenhimmels über Tramp aufblickte, glaubte ich, so etwas wie Sorge um Perry Rhodan herauszuhören. Das waren völlig neue Töne.
    »Na ja«, murmelte ich für mich selbst, »so unrecht hat sie nicht einmal. Perry ist im Grunde seines Herzens der Risikopilot geblieben, und das wird sich nie ändern. Er konnte in einem weichen Bett schlafen, aber er zieht es vor, sich in der Wildnis die Hörner abzustoßen.«
    Warum wohl nicht bei Thora? fügte ich in Gedanken hinzu. Ich hatte gelegentliche Blicke zwischen den beiden bemerkt, sogar hin und wieder eine flüchtige Berührung, wenn sie sich unbeobachtet wähnten, aber ganz so, als schrecke jeder noch vor sich selbst zurück.
    Die Arkonidin war durchaus eine schöne Frau. Für meinen Geschmack etwas zu mager und viel zu arrogant, aber Perry und sie konnten dennoch ein ansehnliches Paar abgeben — falls sie es jemals schafften, sich zusammenzuraufen.
    Mit einem bitterbösen Gedanken schlief ich ein. Trotz Weihnachten. Für sie waren wir Tiere, also mußte Thora jede körperliche Beziehung mit einem Menschen entsetzt von sich weisen. Oder hatte sie endlich akzeptiert, daß Perry ihr ebenbürtig war?
    Immer noch starrte ich zu der Projektion des Sternenhimmels empor. Alle meine Jugendträume waren plötzlich wahr geworden. Trotzdem erschien es mir immer noch, als müsse die bunte Seifenblase im nächsten Moment zerplatzen und mich auf den Boden der Tatsachen zurückfallen lassen.
    Wie oft hatte ich in sternenklaren Nächten zum funkelnden Band der Milchstraße aufgeschaut und mich gefragt, wie Leben da oben wohl beschaffen sein mochte. War es so wie wir oder ganz anders? Zerbrechliche Kreaturen auf Siliziumbasis; ätherische Geschöpfe, die in der Atmosphäre ihres Planeten schwebten; klobige Monster, die in der Giftsuppe einer Urwelt auf Beutejagd gingen? Ich hatte pseudowissenschaftliche Abhandlungen verschlungen, daß irgendwann in ferner Zukunft, wenn die Sonne zu einem matten roten Riesenstern geworden sein würde, längst Insekten die Herrschaft über die Erde an sich gerissen hatten. Halbintelligente Ameisenheere in düsteren Endzeitvisionen; unüberschaubare Heuschreckenschwärme, die den Tag zur Nacht werden ließen und das letzte zögerlich sprießende Grün von der Oberfläche vertilgten ...
    Es ist seltsam, daß der Mensch nie mit dem zufrieden ist, was er besitzt. Nichts hatte ich mir sehnlicher gewünscht, als eines Tages zu den Sternen zu fliegen, weiter hinaus als die lausigen dreihundertachtzigtausend Kilometer bis zum Mond. Ich hatte mich für das Marsprojekt beworben in der

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