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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Hoffnung, dann noch nicht zu alt zu sein für das Auswahlverfahren. Zugleich hatte ich darauf spekuliert, Alter mit Erfahrung zu kompensieren.
    Der Mars war für mich ebenso wie für viele Astronautenkollegen schon gleichbedeutend mit dem tiefen Weltraum gewesen. Mehr hatten wir ohnehin nicht erwarten dürfen, bestenfalls eine Umkreisung der Venus — aber der Asteroidengürtel, Jupiter, Saturn oder deren Monde, das war von Anfang an späteren Generationen vorbehalten geblieben.
    Vergeblich versuchte ich, bekannte Sternbilder aus der beinahe schon erdrückenden Fülle ferner und fernster Sonnen herauszufiltern. Es war unmöglich. Zweieinhalbtausend Lichtjahre Distanz zur Erde hatten nicht nur den Beobachtungswinkel verschoben, sondern die Hauptebene der Milchstraße weit deutlicher hervortreten lassen. Das Sternengewimmel war unbeschreiblich, wirkte an manchen Stellen schon wie eine undurchdringliche Mauer. Anderswo stanzten Dunkelwolken und fein ziselierte Gasnebel Löcher in die Lichtfülle.
    Mein Blick wanderte hinüber zur Leuchtanzeige der terranischen Uhr. Längst nicht mehr alles an Bord der STARDUST II entstammte arkonidischer Produktion. Seit der Hypnoschulung kannte ich die arkonidische Zeitrechnung und wusste, daß ein Erdenjahr nur 0,846 Arkonjahren entsprach, daß die Arkoniden ihr Jahr in zehn Perioden zu jeweils sechsunddreißig Tagen unterteilten und es zudem fünf separate Tage zum Jahreswechsel gab, mit denen alte Fruchtbarkeitsgötter geehrt wurden. Aber was konnten Menschen schon mit einer Datumsbezeichnung wie 11. Prago der Hara 18.953 da Ark anfangen? Wenn ich mich nicht bei der gedanklichen Umrechnung verschätzt hatte, bezeichnete dieser Riesenbandwurm den Start unserer guten alten STARDUST.
    00.42 Uhr. Der 25. Dezember.
    Die Uhr war auf die Zeit von Galakto-City eingestellt. Woran sollten wir uns sonst orientieren? »Wo das Herz schlägt, ist das Zentrum«, hatte ich immer gesagt. »Und unsere Wüstenstadt ist das Herz des Solaren Imperiums.«
    War es der Duft des frischen Christstollens, der mich nicht einschlafen ließ? Normalerweise hätte ich bleischwer in die Kissen fallen müssen. Ich hatte mir gleich drei Scheiben des Gebäcks mit in die Kabine genommen, als erstes Frühstück für den kommenden Morgen. Das Aroma von Rosinen, Mandeln und Zitronat hing trotz der effektiven Luftumwälzung verführerisch im Raum.
    Ohne das Licht anzumachen, tastete ich neben mich, brach mir eine halbe Scheibe ab und begann zu kauen.
    Auf Tramp graute jetzt der Morgen. Was wurden Perry und seine Begleiter finden? Nur einige Herden verspielt-harmloser Bibermäuse oder wirklich die Welt des ewigen Lebens, derentwegen Crest und Thora auf dem irdischen Mond gestrandet waren?
    Wäre nicht die Kette kosmischer Rätsel gewesen, diese eigenwillige Schnitzeljagd, die wir dank der Mutanten bislang ganz passabel überstanden hatten, ich hätte die Behauptungen der Arkoniden in die Rubrik »Phantastereien« eingeordnet. Zu sehr erinnerte mich alles an ähnliche Sagen oder Legenden auf der Erde. An Shangri-La zum Beispiel, jenes nebelumwobene Paradies irgendwo im Himalaya oder in der Mongolei. Sogar mit unseren Raumschiffen hatten wir es nicht entdeckt. Oder, angeblich im Norden Südamerikas gelegen, das sagenhafte Goldreich Eldorado. Welchen Spuren Heerscharen von Abenteurern auch nachgegangen waren, bis heute waren alle ins Leere gelaufen.
    Oder sollte ich die bislang wenig erfolgreiche Suche der Arkoniden mit der irdischen Gralssuche vergleichen Es gab ebenso viele Interpretationen dafür wie Beschreibungen des Grals selbst als Kelch, Becher, Kessel oder Schale. Auf jeden Fall stand der Heilige Gral sinnbildlich für die Suche nach dem letzten Ursprung, nach Wiedergeburt oder dem Quell der ewigen Jugend.
    Erstaunliche Parallelen waren das, doch weshalb sollte sich in der Milchstraße nicht im Großen fortsetzen, was auf der Erde quasi im Kleinen in vielen Variationen verbreitet war. Wahrscheinlich hatten die Arkoniden der von uns entdeckten robotgesteuerten Venusfestung vor zehntausend Jahren den Keim für all diese Legenden auf die Erde gebracht. Atlantis selbst war bis heute ein solches Rätsel, das Robotgehirn auf der Venus hatte von arkonidischen Siedlern auf der Erde gesprochen.
    Floß demnach in menschlichen Adern arkonidisches Blut?
    Diese tiefschürfenden Erkenntnisse würden mich am nächsten Tag mit schwarz geränderten Augen und hoffnungslos übermüdet in der Zentrale erscheinen lassen. Was war das nur

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