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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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fühlte ich mich in meiner Haut durchaus wohl, und ein dünnerer Bully, so einer, der in der Sonne keinen Schatten mehr warf, sobald sie ihn im Profil sah — nein, das wäre nicht mehr ich gewesen. l ,68 Meter und 76 Kilogramm, daran hatte ich mich gewöhnt und betrachtete das als mein Idealgewicht. Es würde immer Leute geben, die das störte, aber meine Freunde suchte ich mir selbst aus. Ich rege mich doch auch nicht auf, wenn einer dürr wie eine Zaunlatte daherkommt.
    Trotz meines Heißhungers kaute ich auf dem Stollen herum wie auf einer Kante trockenen Brotes. Immerhin begannen Miriam und Denise in meinen Gedanken zu verblassen, was den Spruch mit dem Sex und dem Essen zu bestätigen schien. Ich war jetzt siebenunddreißig, sah aber keine Gefahr, daß ich mein Leben als Junggeselle beschließen würde. Andererseits hatte ich fest vor, meine Freiheit möglichst lange zu genießen.
    Da war ein Prickeln unter der Schädeldecke. Ein verhaltenes, wie mir schien, amüsiertes Lachen.
    Übermüdung, redete ich mir ein. Bully, du hattest mit der Expedition rausgehen und dir diese komischen Mausbiber ansehen sollen. Das Wacheschieben an Bord ist nichts anderes als ein Schreibtischjob.
    Das Lachen irritierte, und von dem lahmenden Stadium zwischen Müdigkeit und Wachsein konnte mich nur eine kalte Dusche erlösen.
    Wie lange ich mich in der Nasszelle von prickelnden Wasserstrahlen und belebender Ultraschallmassage durchwalken ließ, wusste ich danach nicht zu sagen, jedenfalls fühlte ich mich wieder einigermaßen fit.
    Der Teller neben dem Bett war leer. Dabei hatte ich schwören können, daß da noch zwei Scheiben Stollen gelegen hatten.
    Eine Krümelspur zog sich quer über das zerwühlte Bettlaken bis hinüber an die andere Kabinenseite. Ich brauchte eine Weile, um zu verstehen was ich sah — das heißt, ich wusste nur, daß die Krümel nicht von selbst über den Tellerrand marschiert sein konnten.
    Das Summen des Telefons ließ mich herumfahren.
    »Gespräch annehmen.«
    Thoras Konterfei erschien auf dem Schirm. »Rhodan hat angerufen«, platzte sie heraus, ohne sich für die Störung zu entschuldigen. »Es hat Probleme gegeben, möglicherweise ein neuer Hinweis ... «
    Ein leicht belustigter Zug begann sich um ihre Mundwinkel abzuzeichnen. Es war das erste Mal, daß ich Thora derart hintergründig lächeln sah, aber den Grund dafür … die Kabinenaufnahme stand auf Weitwinkel. Thora sah mich auf dem Schirm so, wie Gott mich geschaffen hatte.
    »Und«, rutschte es mir heraus. »Wie groß ist der Unterschied zwischen Menschen und Arkoniden wirklich?«
    Die Antwort hörte ich nicht. Falls Thora überhaupt antwortete. Sie hatte die Telekomverbindung von sich aus abgebrochen.
     
     
    »Wer schafft mir endlich diesen grässlichen, hartköpfigen Terraner vom Leib?«, schnaubte die Arkonidin wutentbrannt.
    Sie meinte Perry, aber mich taxierte sie mit dem Blick einer leidenschaftlichen Insektensammlerin, die ein außerordentlich seltenes Exemplar einer noch selteneren Spezies entdeckt hatte und im Begriff war, es mit einer hauchdünnen Nadel aufzuspießen. Als Sammlerstück, das in einer Vitrine langsam verstaubte, eignete ich mich indes überhaupt nicht.
    »Machen Sie's doch selbst, Thora — oder lassen Sie Rhodan entscheiden«, sagte ich scharf. »Er wird den Befehl zum Rückzug erst in wirklich aussichtsloser Lage geben. Muß ich Sie daran erinnern, daß wir Crest und Ihnen nur einen Gefallen tun.«
    Ihre Züge verhärteten sich.
    »Mr. Bull hat recht, Thora«, wandte Crest ein »Wir suchen schon viel zu lange nach dem Planeten des ewigen Lebens .«
    »Ich verzichte auf die Hilfe dieser nackten Wilden« unterbrach sie den Wissenschaftler schroff »Primitivlinge sind sie allemal.«
    Crest wandte sich mir zu. »Was haben Sie Thora angetan, Mr. Bull?«
    »Ich … «, hörte ich mich sagen, ohne es eigentlich wirklich zu wollen. Ich hatte keinen Anlaß, mich zu verteidigen. »Nichts. Ganz bestimmt. Glauben Sie, ich würde freiwillig in ein Schlangennest greifen?«
    An Bord der STARDUST II war es mittlerweile zu bedrohlichen Erscheinungen gekommen, als wäre der Zwischenfall mit dem zerbröselten Weihnachtsstollen, dem im übrigen sämtliche Rosinen abhanden gekommen waren, nur der harmlose Anfang gewesen. Vor einer halben Stunde hatte einer der wartungsfreien Schwerkraftgeneratoren verrückt gespielt und wechselnde Schiffssektoren mit Schwerefeldern bis zu 15 Gravos belastet. Etliche Mannschaftsmitglieder lagen seitdem

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