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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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und zwinkerte mir erneut zu. Siedendheiß lief es mir den Rücken hinab. Ein entsetzlicher Gedanke, daß das Vieh womöglich intelligent sein konnte. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Gleichzeitig wusste ich aber bereits, daß ich es nicht übers Herz bringen würde, den kleinen Kerl irgendwo auszusetzen, wo er mutterseelenallein auf sein Ende warten mußte. Ein Rückflug nach Tramp war zumindest momentan unmöglich.
    Wegen der großen, bittenden Augen gab Perry dem Mausbiber den Namen »Gucky«.
    Wie wir nach und nach erfahren sollten, war das Kerlchen hoch intelligent und nicht nur ein ausgezeichneter Telekinet und Gedankenleser, sondern zugleich Teleporter. Daß er später zum selbsternannten »Retter des Universums« avancierte, hätte mir in dem Moment niemand erzählen dürfen. Nass, frierend und vorübergehend misslaunig, hatte ich den Betreffenden in eine Zwangsjacke stecken lassen.
    Daß Gucky für das Krümelchaos in meiner Kabine verantwortlich gewesen war, gestand er mir erst sehr viel später. Die Rosinen, zumindest behauptete er das, hatten ihm überhaupt nicht geschmeckt.
     
     
    Die Fehltransition hatte uns nach Tuglan geführt, eine arkonidische Kolonialwelt, auf der wir in der Maske von Arkoniden halfen, einen Aufstand gegen das Große Imperium niederzuschlagen. Als wir Ende Januar 1976 endlich das Wega-System erreichten, stand die Sonne im Begriff, sich zur Nova aufzublähen und die Welten der Ferronen zu verschlingen.
    Der Energiehaushalt eines Sterns macht nicht innerhalb weniger Wochen derart radikale Veränderungen durch. Es lag auf der Hand, daß wir ein neues Puzzleteil auf unserer Suche nach dem Planeten des ewigen Lebens gefunden hatten.
    Oder spielte jemand mit uns? Ein Unbekannter, der noch verrückter war als der Mausbiber?
    Ich entsann mich der Witzzeichnung, die vor unserem Start zum Mond in Nevada Fields kursierte. Die Piloten, die nicht für die erste Mondlandung ausgewählt worden waren, hatten uns auf ihre derbe Art damit Glück wünschen wollen. Eine Kopie der Zeichnung hatte ich noch an Miriam geschickt, an meine Schwester ebenfalls, und ich hatte darunter geschrieben: Letzter Gruß vor dem Mondflug.
    Auf der Zeichnung war die typische Mondlandschaft zu sehen. Ein kleines, harmloses Würmchen ringelte sich aus einem der Krater, und ein Astronaut schaute interessiert auf dieses erste außerirdische Leben hinab. »Wovon das arme Würmchen sich wohl ernährt ... ?« fragte er dabei.
    Den Namenszug auf dem Raumanzug hatte ich mit »Bull« überschrieben. Warum? Ich wusste es nicht. Einfach aus einer Laune heraus.
    Als köstlich hatte ich den restlichen Körper des Wurmes hinter dem Astronauten empfunden, um einiges größer, beinahe riesig, und das Maul mit furchterregenden Hauern gespickt.
    Ungefähr wie dieser Mann im Raumanzug fühlte ich mich, als auf den Bildschirmen unser Ziel sichtbar wurde. Ich war fasziniert von dem Anblick, doch nach rechts oder links schauen konnte und wollte ich nicht ...
    Wir wussten, daß die Wega früher 43 anstatt der heute 42 Planeten besessen hatte, und der Schluss, daß die verschwundene Welt identisch mit dem Planeten des ewigen Lebens war, lag nahe. Der sonnenlose Himmelskörper wanderte auf einer elliptischen Umlaufbahn durch die Galaxis. Mich verblüffte, daß einer der beiden Ellipsenbrennpunkte unser heimisches Solsystem bezeichnete. An einen Zufall glaubte niemand an Bord der STARDUST II.
    Mir war aufgefallen, daß nicht nur Thora, sondern überraschenderweise auch Crest sich seit dieser Erkenntnis deutlich zurückhielten. Es mußte einen Grund dafür geben, meiner Ansicht nach einen äußerst schwerwiegenden. Sol — aber nicht Arkon. Der zweite Brennpunkt lag nicht einmal in der Nähe des Kugelsternhaufens. Hatten der oder die Unbekannten damit ein Zeichen gesetzt?
    Wir würden es hoffentlich in Kürze erfahren.
    Ein wahrhaft homerisches Gelächter begrüßte uns, als die STARDUST an den Zielkoordinaten materialisierte. Dieses brüllende Lachen war nicht wirklich zu hören, sondern entstand überlaut in unser aller Unterbewusstsein. Beinahe schon eine Massenpsychose.
    »Nervös, Dicker?«
    »Ich? Wieso?« Perrys Frage irritierte, zumal ich es nicht schaffte, den Blick vom Hauptbildschirm abzuwenden. Erst als ich mich unbewusst von neuem am Hinterkopf kratzte, verstand ich die Anspielung.
    Vor uns hing ein — ja, was war das eigentlich? — Monstrum an Häßlichkeit, Genialität oder Zeugnis pervertierter galaktischer Baukunst im Raum.

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