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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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indianischen Ureinwohnern und den bärtigen weißhäutigen Menschen in dunkelblauen Kavallerieuniformen.
    Spuk, das Ganze. Zumindest sah es danach aus, als nach unserer Landung ein Offizier den Colt auf Perry richtete, ich auf sein Pferd schoss und innerhalb weniger Augenblicke die ganze Szenerie verflog. Nur der Peacemaker, Baujahr 1867, tadellos erhalten und mit sechs 45er Patronen in den Kammern, lag im Gras.
    »ES« spielte mit uns, und uns blieb keine andere Möglichkeit, als das Spiel nach »seinen« Regeln zu beenden. Wie hätten wir bluffen sollen und womit? Unser einziger Trumpf waren die Mutanten.
    Zweiter Landeplatz der STARDUST II auf der achttausend Kilometer durchmessenden und sechshundert Kilometer dicken Scheibenwelt, der wir den Namen Wanderer gegeben hatten, war das Zentrum einer architektonisch kühnen Maschinenstadt. Strahlend blau, mit zarten weißen Wattebäuschen übersät, präsentierte sich der Himmel über uns. Sekundenlang schloss ich die Augen und fühlte mich wie zu Hause — ich glaubte sogar, amerikanische Großstadtluft zu atmen.
    »Wir sind am Ziel.« Perry vertauschte den Funkhelm mit der zerknautschten Schirmmütze, die ebenfalls das Emblem der Dritten Macht trug. »Etwas, das länger als die Sonne lebt, erwartet uns. Crest, Ihre Träume könnten sich erfüllen. Sie begleiten uns. Thora natürlich ebenfalls.« Er blickte in die Runde und grinste schräg. »Eine Bande von Straßenräubern würde vertrauenswürdiger wirken. Wie lange ist es her, daß wir uns zum letzten Mal gewaschen haben?«
    »Unrasiert und fern der Heimat!«, kommentierte ich. »Wann, zum Teufel, hatten wir bei dem ständigen Theater baden sollen?«
    »Denken Sie sich nichts dabei, Mr. Bull, ich bemerke Sie kaum«, warf Thora bissig ein. »Ein Mikrofilter in meiner Nase hält den Gestank fern. Jeder adlige Arkonide trägt auf Planeten mit barbarischen Einwohnern solche Filter.«
    Ich starrte sie an, schnappte nach Luft, klappte den Mund wieder zu — und spürte, wie mir die Rote ins Gesicht schoss.
    »Was bilden Sie sich eigentlich ein, Sie ... Sie Sternenziege! Und wenn Sie die letzte Frau in diesem Kosmos wären, ich würde mir lieber was abschneiden, als Sie anzurühren. Oder resultiert Ihre Überheblichkeit aus Minderwertigkeitsgefühlen? Das wird es sein, sicher, jetzt hab' ich's endlich kapiert: blond und schön und außerirdisch, eine aggressivere Mischung gibt es gar nicht.«
    Ich hatte mich in Rage geredet und hätte Thora wohl endlich noch eine ganze Menge Beleidigungen an den Kopf geworfen, doch ihr helles, amüsiertes Gelächter traf mich wie eine eiskalte Dusche. Ich war darauf gefasst gewesen, daß sie mir die Augen auskratzen oder mich mit der Waffe bedrohen wurde, aber daß sie einfach nur dastand und lachte, überstieg mein Begriffsvermögen.
    »Mach endlich den Mund zu, Dicker!« Perry grinste spöttisch.
    »Ich glaub', ich bin im falschen Film.« Nach Fassung ringend, sah ich mich nach der nächstbesten Sitzgelegenheit um. »Ihre Unnahbarkeit kann lachen. Wirklich und wahrhaftig.«
    Thora hatte sich wieder gefangen und lächelte mich an Das ließ den Kloß noch anwachsen, der mir im Hals steckte »Okay, keine Müdigkeit vorschützen«, kommandierte Perry. »Bully, du stellst das Landekommando zusammen Gucky und Marshall sind auf jeden Fall mit von der Partie.«
    Thora nickte knapp. Hatte sie ihre grässliche Arroganz wirklich abgelegt. Solange sie die blütenweiße Uniform einer arkonidischen Großkampfschiffskommandantin mit dem violetten Schulterumhang trug, wirkte sie auf mich eisig.
     
     
    Von Heiterkeitsausbrüchen jeglicher Art hatte dieser Tag wahrlich genug zu bieten. Schon wieder erklang das brüllende, grenzenlose Gelächter, das die künstliche Welt zu erschüttern schien
    Es reicht! dachte ich. Bin ich in ein Irrenhaus geraten, oder was ist los?
    Der Unbekannte spielte nicht nur mit uns, sondern auch mit der Zeit. Wir hatten nicht einmal herausfinden können, ob General Custers kämpfende Truppe erst aus der Vergangenheit herangeschafft worden war, als wir sie gesehen hatten — eigentlich ein irrwitziger Gedanke, aber mittlerweile erschien so ziemlich alles denkbar Der Colt war jedenfalls echt, ein Original, keine billige Kopie. Zu allem Überfluss hatte uns ein verwahrloster Revolverheld bedroht und war von Perry mit dem 45er erschossen worden „Nur in meiner Zeit kannst du mir etwas tun, Bruder“. Seine mürrisch hervorgestoßenen Worte klangen mir noch in den Ohren. Der Kerl

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