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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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erhalten. Wenn ich mich recht entsann, war das Foto von Michael Slovan in der Kadettenuniform das letzte Lebenszeichen eines entfernten Verwandten gewesen.
    Es war aber nicht allein der Fluch der Unsterblichkeit, die Bindungen über kurz oder lang zerbrechen ließ. Auch meine Arbeit hatte Schuld daran. Meine Tage waren ausgefüllt. Als Freunde konnte ich unsere Mitstreiter des Mutantenkorps bezeichnen, vielleicht sogar einige Raumschiffskommandanten, aber darüber hinaus?
    Vergiß Michael, versuchte ich mir einzureden. Du schaffst dir nur neue Probleme, wo vorher keine waren. Aber selbst wenn ich die Augen schloss, sah ich sein Bild vor mir, dieses Lebensfreude versprühende Lachen, sein zentimeterkurzes rotes Haar.
    Meine Gedanken schweiften weiter zurück, die einzige Möglichkeit, mich kurzfristig abzulenken.
    Aus der bereits 1990 geeinten Menschheit war das Solare Imperium entstanden. Bis dahin hatten wir unseren Einflussbereich mit äußerster Vorsicht ausgedehnt, hatten verborgene Kolonien gegründet und für das Mutantenkorps weitere parapsychisch begabte Menschen angeworben.
    Nicht zuletzt war dieses Übervorsichtige Taktieren eine Folge unseres Vorstoßes nach Arkon gewesen. Perry Rhodan und ich hatten Crest und Thora in ihre Heimat zurückbringen wollen, doch es war bei dem Versuch geblieben. Niemand hatte ahnen können, daß sechs Jahre vorher der letzte regierende Imperator von einem gigantischen Robotgehirn abgelöst worden war. Zehntausend Quadratkilometer groß war das Positronengehirn, das als »Großer Koordinator« die Geschicke des Imperiums geleitet hatte. Vorausblickende Arkoniden hatten in ferner Vergangenheit eine Schaltung installiert, die wirksam geworden war, als die Degeneration ein bedrohliches Ausmaß angenommen hatte. Das Adelsgeschlecht Zoltral, dem Crest und Thora angehörten, war entmachtet.
    In der Maske arkonidischer Kolonisten waren wir auf Arkon gelandet. Ein Musterungs-Koordinator hatte das große Potential der Terraner erkannt und uns als Besatzung an Bord eines 1.500 Meter durchmessenden Superschlachtschiffs der UNIVERSUM-Klasse gebracht.
    Sooft ich daran zurückdachte, mußte ich lachen. So etwas hieß, den Bock zum Gärtner zu machen.
    Natürlich hatten wir den Kugelraumer in unseren Besitz gebracht, und auf den treffenden Namen TITAN getauft. In dem Sinne war unser Sündenregister ellenlang. Amtsanmaßung, Vorspiegelung falscher Tatsachen, Diebstahl, Betrug. Allerdings durften wir moralisch auf mildernde Umstände hoffen, und mittlerweile redete ohnehin niemand mehr davon. Wir hatten uns in der Situation eines David befunden, der irgendwie mit dem übermächtigen Goliath fertig werden mußte. Aus menschlicher Sicht hatten wir die Verpflichtung besessen, alles in unserer Kraft Stehende zu unternehmen, damit Terra keine bedeutungslose Kolonie, womöglich gar eine Sklavenwelt wurde.
    Letzten Endes gab uns die Geschichte recht. Sollte ich jemals erneut vor der Wahl stehen, entweder die Vernichtung meines Heimatplaneten in Kauf zu nehmen oder moralisch einwandfrei zu handeln, ich würde nichts anders machen. Perry Rhodan ebenfalls nicht.
    Mit der TITAN hatten wir sogar eine Zeltlang für den Robotregenten von Arkon gearbeitet und dafür die Zusicherung erhalten, daß er uns das Schiff überließ. Die Koordinaten der Erde hatte von uns niemand erfahren.
    Wir waren mit verbrecherischen Experimenten der Aras konfrontiert worden, der Galaktischen Mediziner, die seit Jahrtausenden das Monopol für den Handel mit Medikamenten und Drogen besaßen. Und mit den ebenfalls menschenähnlichen Springern, deren mit allen Mitteln betriebenes Ziel gewesen war, die Erde in eine Kolonialwelt zu verwandeln.
    Quasi in letzter Sekunde hatten es unsere Mutanten damals geschafft, die Daten der einzigen Schiffspositronik zu verändern, in der ein Springerpatriarch die Koordinaten des Solsystems gespeichert hatte. Von den angreifenden Raumflotten war daraufhin der dritte Planet der Sonne Beteigeuze, eine unbewohnte Dschungelwelt, im Atombrand einer Arkonbombe vernichtet worden.
    Mit unserem letzten Bluff hatten wir auch die Vernichtung der TITAN während einer Transition vorgetäuscht. Ich horte immer noch Perrys Notruf in mir nachklingen. »Hier Perry Rhodan, System Terra. Die Springer  haben unsere Heimatwelt vernichtet. Ich versuche zu fliehen und transitiere nach.«
    Für mehr als ein halbes Jahrhundert war die Erde von der galaktischen Bühne verschwunden — Zeit genug für die Menschheit, sich

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