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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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für den Zeitpunkt ihrer »Wiederauferstehung« vorzubereiten.
    Im Jahr 2040, als wir mehr oder weniger freiwillig auf die galaktische Bühne zurückgekehrt waren, hatte das Solare Imperium schon über den Nahbereich des Solsystems hinaus Fuß gefasst. Längst flogen Siedlerschiffe teils weit entfernte Sonnen an, auf vielen Planeten waren menschliche Kolonien entstanden.
    »Hilf mir, Onkel Reginald!«
    Siedendheiß durchfuhr es mich, ich wirbelte auf dem Absatz herum. Aber da war niemand, ich stand immer noch allein zwischen den mächtigen Aggregatblocken der Kompensationskonverter.
    Onkel Reginald … ! Bitte!«
    Die Stimme klang qualvoll. Und so deutlich, als stünde Michael nur wenige Meter von mir entfernt. Ich ertappte mich dabei, daß ich suchend um mich schaute. Zugleich schimpfte ich mich einen senilen alten Narren. Mein Groß-Großneffe war tot, an Bord der EX-411 gestorben Ich mußte mich damit abfinden. Daß ich mich zu Lebzeiten nicht um ihn gekümmert hatte, konnte ich nicht mehr nachholen. Wie so vieles im Leben, über das man sich erst Gedanken zu machen beginnt, wenn es längst nicht mehr zu ändern ist.
    Die Stimme wisperte unter meiner Schädeldecke fort.
    Du kannst dein Blut nicht verleugnen, Bully Erinnere dich an mein Bild'. Wer außer uns hat dieses rote Stoppelhaar — Ich bin nicht tot, aber ich werde es bald sein wenn du mir nicht hilfst. Du allein kannst mir beistehen.
    Die Kühle der Konverterverkleidung tat gut. Fest presste ich meine Stirn dagegen, stützte mich mit den Händen ab und fragte mich, was mit mir geschah. Als zweiter Mann des Imperiums durfte ich mir psychische Schwachheiten nicht erlauben. Auf meinen Schultern lastete die Verantwortung für einige Milliarden Menschen, für ihre Zukunft und Sicherheit, und auch wenn ich diese Verantwortung mit Perry teilte, wurde sie dadurch nicht weniger bedeutend. Als ich zu diesen Pflichten ja sagte, hatte ich gewusst daß ich meine persönlichen Bedürfnisse aufgab und mich in den Dienst der Menschheit stellte. Das war schon in dem Moment gewesen, als ich wie Perry Rhodan meine Achselstücke abgerissen hatte, damals, in der Wüste Gobi, als noch niemand geahnt hatte, daß es je einen Raumkadetten namens Michael Slovan Bull geben würde.
    Ich stieß ein kurzes, heiseres Ächzen aus. Er hatte mich Onkel genannt. Aber das war ich nicht. Ich war nur ein paar Jährchen alter als er.
    Es tut mir leid, Junge, schoß es mir durch den Sinn. Vielleicht hätten wir Freunde werden können, doch das Schicksal meinte es eben anders. Wie so oft im Leben.
    Die Lippen fest aufeinandergepreßt, die Stirn immer noch am kühlen Stahl, versuchte ich krampfhaft, meine Gedanken in andere Bahnen zu lenken. Wenn mich jemand so gesehen hätte, ich war überzeugt, das Bild wäre durch alle Medien gegeistert Solarmarschall Bull im Zwiespalt. Zerrissen zwischen Pflicht und der Sorge um einen Verwandten.
    »Wirklich ein Scheißtag.« Ich stieß mich ab, machte ein paar Schritte, als versuchte ich, vor mir selbst davonzulaufen, und blieb ebenso abrupt wieder stehen. Mein Gesicht brannte wie Feuer, ich verkrampfte die Finger auf der Stirn und ließ sie langsam massierend abwärts gleiten. Das Aroma von Schmierstoffen war plötzlich überaus intensiv.
    Ich starrte die Handflächen an. Schwarz. Den Dreck hatte ich mir an der Aggregatverkleidung geholt. Sekundenlang war ich verblüfft, dann begann ich zu lachen. Stoßweise. Es war wie die Befreiung von einem Alpdruck. Zweifellos hatte ich mit allen zehn Fingern schwarze Streifen über mein Gesicht gezogen.
    Das war wie früher, als ich noch eigenhändig an Triebwerksblöcken hantiert hatte. Jederzeit konnte ich hingehen und den Thermalkonverter oder den Stützmassen-Injektor eines Impulstriebwerks auseinandernehmen und anschließend ohne Plan auch wieder zusammenbauen. Was die arkonidischen Hypnoschulungen vermittelt hatten, ging nicht so schnell wieder verloren. Es fiel mir leicht, die Funktionsweise eines »nur« Lichtschnellen Triebwerks im Detail darzustellen — so, daß eine Rekonstruktion mit den geeigneten Materialien möglich war.
    Myonkatalysiertes Deuterium wurde als Kernbrennstoff zur kalten Fusionszündung in den Brenner eingespritzt. Über den Thermalumformer, der aus einer Hyperquarz-Legierung in Wabenbauweise bestand und durch den thermischen Einfluss zur Quintronen-Emission angeregt wurde, gelangte die Stützmasse zum Impulskonverter. Nach mehrstufiger Verdichtung, Gleichrichtung und Strukturumformung zum

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