PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
bargen sie eine hoch stehende Technik. Alaska vermutete Energiespeicher und Projektoren für einen Individualschirm.
Ganz im Gegensatz dazu stand der Verschlussmechanismus, ein banales Gegenüber von Haken und Ösen, die mit leichtem Druck einrasteten. Die beiden antennenförmigen, jeweils zwanzig Zentimeter messenden Schulterauswüchse konnten ebenso gut Projektoren wie Antennen sein.
»Haben Sie schon erwogen, dass der Anzug von einem Cyno in seiner eigentlichen Gestalt getragen wurde?«, fragte die Hyperphysikerin jäh.
»Dann waren sie in Wahrheit Menschen?« Saedelaere drehte den filigran und zerbrechlich wirkenden Helm zwischen den Händen. Das transparente Gespinst schimmerte silbergrau wie Metall. Aber es fühlte sich nicht an wie Metall.
Entschlossen setzte er den Helm auf. Die Handschuhe, aus denselben quadratischen Segmenten wie der Anzug gefertigte Fäustlinge, wirkten nicht nur klobig, sondern schienen ihn wirklich zu behindern. Mehrmals ballte er die Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder, um sich daran zu gewöhnen, die Finger nicht wie gewohnt einsetzen zu können. Zugleich durchfloss ihn ein Gefühl der Macht.
»Exotisch«, sagte Vivian DeBleue. »Zumindest gewöhnungsbedürftig.«
Im gleichen Augenblick meldete der Pilot eine Ortung. Wie aus dem Nichts heraus erschienen schwebten mehrere energetische Gebilde neben der Space-Jet.
Bildest du dir die Einflüsterung nur ein, dieses unbeschreibliche Gefühl grenzenloser Stärke, das mit jedem Pulsschlag deutlicher wird? Deine Zweifel und dein Zögern sind dennoch schon im ersten Moment wie weggewischt.
Du verstehst nicht mehr, weshalb du überhaupt zögern konntest. Angenehm schmiegt sich der goldene Anzug wie eine zweite Haut an deinen Körper, als hätte er nur darauf gewartet, dir Macht und Unverletzbarkeit zu verleihen. Aber zugleich spürst du Furcht. Davor, dass Schmitt nicht wirklich tot ist, dass er eines Tages die Rückgabe seines Geschenks fordern wird.
Der Anzug gehört dir, Alaska Saedelaere. Keiner sonst darf ihn tragen, niemand wird ihn dir streitig machen.
Schwang da eben Zorn in deinen Gedanken mit?
Unsinn, redest du dir ein. Du bist übermüdet und reagierst gereizt. Du hoffst, dass der Anzug dir helfen wird, den Gewebeklumpen zu vernichten. Versuch es!, hämmern deine Gedanken. Reiße den Cappin aus deinem Gesicht und töte ihn!
Die längste Zeit warst du einsam, Alaska Saedelaere. Nimm dir die Macht und nutze sie. Dafür hast du klaglos alles ertragen, was das Schicksal dir zugedacht hat ...
Du spürst eine Veränderung, als würde die Luft in der Zentrale plötzlich ionisiert. Eine ungeheure Anspannung wird greifbar. Und du fühlst dich beobachtet.
Auf dem Absatz fährst du herum.
Fast zum Greifen nahe schwebt eine irisierende Kugel. Du spürst, dass sie lebt. Sie belauert dich, noch unschlüssig, was geschehen soll. Gehört sie zu den energetischen Gebilden, die Kopetzky eben meldete?
»Wer ... bist ... du?«, fragst du widerwillig.
Keine Antwort. Wieso auch? Aus irgendeinem Grund glaubst du zu wissen, dass die Kugel nicht nur geballte Energie ist. Deine Sinne sind zu beschränkt, um mehr als diesen Abdruck im normalen Raum-Zeit-Gefüge wahrzunehmen. Das Ding stammt aus einem anderen Bereich.
Woher du das zu wissen glaubst?
Egal. Vielleicht verfügt der Anzug der Vernichtung über Wissensspeicher, die dir in diesem Moment zugänglich werden.
Die Energiekugel nähert sich weiter. Warum fürchtest du sie? Du trägst den Anzug der Vernichtung — wenn du jetzt zögerst, wirst du immer vor Gefahren zurückschrecken.
Urplötzlich rast ein greller Schmerz durch deinen Schädel. Fremde Gedanken formen sich. Du benötigst etliche Augenblicke, um ihren Sinn zu erfassen.
Du bist kein Mächtiger!
Die mentale Wucht dieser Gedanken droht dich zu lähmen. Du fühlst dich in die Enge getrieben, im Zwiespalt zwischen deiner Hoffnung auf Verständigung und der Gewissheit, den Gegner unschädlich machen zu müssen, bevor er dich angreift. Kennst du seine Mittel? Setze dich zur Wehr, zögere nicht länger!
Ohne es wirklich zu wollen, wirfst du dich vorwärts. Ist es der Anzug der Vernichtung, der dich so handeln lässt? Es liegt dir fern, einem unbekannten Wesen Schaden zuzufügen, dessen Motive du nicht kennst.
Für einen Augenblick glaubst du, dich selbst zu sehen, mit den Wahrnehmungsorganen einer Kreatur, die dir völlig fremd sind. Du selbst bist unbedeutend, ein farbloser Schemen mit einer Verdichtung im
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