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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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allein Kytomas Anwesenheit an Bord widerspricht jeder Vernunft. Das Cappin-Fragment beeinflusst dich; eine andere Erklärung hast du nicht. Du vermisst die Nähe eines vertrauten Menschen. Als Ersatz dafür hat dein Unterbewusstsein, vielleicht sogar gemeinsam mit dem Fragment, das blinde Mädchen Kytoma geschaffen. Das wäre logisch. Der Gewebeklumpen will dich bei Laune halten. Bis zu einem gewissen Grad ist er ein Schmarotzer und von dir abhängig.
    »Ich hoffe, du hilfst mir bei der Suche nach einer neuen Heimat«, fährt Kytoma fort. »Ich will keinen Fehler begehen.«
    »Wer bist du wirklich?«, stößt du endlich hervor. Die Härte in deiner Stimme erschreckt dich selbst. »Wieso kommst du zu mir?«
    Kytomas Lächeln verwischt. Ein Zug von Traurigkeit umfließt ihre Mundwinkel. Du willst dich für deine plumpe Art entschuldigen, aber sie kommt dir zuvor: »Ich hatte gehofft, du würdest mich kennen und akzeptieren, mein Freund.«
    »Wer bist du?«, wiederholst du drängender als zuvor. Gleichzeitig ärgerst du dich über die Frage.
    Hast du jemals versucht, Kytomas Alter zu schätzen? Du kannst es nicht. Sie wirkt auf unbeschreibliche Art zeitlos.
    Erst allmählich registrierst du Einzelheiten. Kytoma trägt den unifarbenen Umhang, den du schon bei eurer ersten Begegnung gesehen hast. Er endet eine Handbreit über dem Boden und lässt ihre nackten Füße unbedeckt — menschliche Füße, die vom Staub eines hinter ihr liegenden langen Weges schmutzig sind.
    Irritiert kneifst du die Augen zusammen, bis der Druck zu schmerzen beginnt. Staub an Bord eines modernen Raumschiffs?, fragst du dich. Als du die Augen wieder öffnest, sind die schmutzigen Füße immer noch da. Trotz ihrer Einfachheit erinnert Kytoma an eine übernatürliche Erscheinung. Du wartest darauf, dass sie sich in eine leuchtende Aura hüllt. Damit du erkennst, dass sie ein Engel ist.
    Kytoma lächelt, schüttelt den Kopf. Weiß sie, was du denkst; kann sie deine Gedanken lesen, obwohl du zu den Mentalstabilisierten gehörst? Nicht einmal Gucky kann dich telepathisch belauschen.
    »Du bist kein humanoides Wesen?«, platzt du heraus. Zugleich erscheint es dir, als hättest du ein Sakrileg begangen. Was, wenn Kytoma sich abwendet und dein eigenes Leben wieder ein Stück einsamer wird? Aber das Gesagte kannst du nicht rückgängig machen.
    »Ich suche eine neue Heimat.« Kytoma klingt nachdenklich. »Begleitest du mich?«
    Ihre Einsamkeit ist noch größer als deine. Das spürst du in diesem Moment. Aber du registrierst endlich auch das wirklich Fremdartige, das es dir unmöglich macht, Kytomas wahre Gefühle und Beweggründe zu erfassen. »Ich weiß zu wenig«, fügst du hinzu. Du weichst aus, und dafür könntest du dich selbst ohrfeigen. Aber mit einem Mal spürst du eine Empfindung, die du bislang deinen Mitmenschen angedichtet hast, sobald sie dir begegneten: In dir wächst die Furcht vor dem Unbekannten. Du bist eben auch nur ein Mensch mit Fehlern und Schwächen.
    Kytomas Augen fixieren dich, doch ihr Blick geht zugleich durch dich hindurch und verliert sich in weiter Ferne. Ist sie wirklich blind? Oder hast du dir das nur eingeredet, weil du vor ihrer wahren Stärke zurückschreckst?
    »Wenn du weißt, wer ich bin, Alaska, wirst du dann deine Meinung ändern?«
    Tief atmest du ein — und hältst den Atem an. Du möchtest Kytoma in den Arm nehmen und nie wieder loslassen, aber du möchtest dich zugleich herumwerfen und fliehen. Vor dir selbst und vor der Ungewissheit. Nichts von beidem tust du. Du wartest stattdessen.
    Endlich setzt Kytoma zu einer Erklärung an.
    »Ich gehöre zu den Erbauern des Sternenschwarms«, sagt sie.
     
     
    ... alles ging viel zu schnell, als dass er es hätte aufhalten können. Aber wahrscheinlich wollte Alaska Saedelaere das Geschehen auch gar nicht ändern. Sein Körper schien auf eine unbegreifliche Weise immateriell zu werden. Im einen Moment spürte er noch die beginnende Schwerelosigkeit, im nächsten durchdrang er schon die Wand seiner Kabine. Es war, als hätte die Materie bis auf wenige verwehende Atome zu existieren aufgehört.
    Der Weltraum nahm ihn auf, und Sol schrumpfte in Gedankenschnelle zu einem winzigen Punkt unter Tausenden. Das Licht der Sterne floss ineinander, formte sich zu rotierenden Spiralen.
    Ein beruhigender Impuls traf ihn und verriet, dass Kytoma in seiner Nähe war. Sie wachte über ihn.
    Alaska sah Bilder, wie sie sonst nur die besten Teleskope lieferten. Die Entstehung des Kosmos

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