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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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ihn schon vorher ab.
    »So kommen wir nicht durch«, sagte Kytoma hinter ihm. »Alle Hinterlassenschaften wurden gesichert.«
    »Dann werden wir diese Welt wieder verlassen.«
    Kytoma zögerte kaum merklich, bevor sie trotzig den Kopf schüttelte. »Es gibt keinen Weg zurück«, behauptete sie, doch Alaska wusste sofort, dass sie log.
    »Die Stadt und ihre Umgebung wurden der Wirklichkeit entrückt«, fuhr das Mädchen fort. »Sie befinden sich jetzt auf einer anderen Ebene. Unser Problem ist, dass wir alles zurückholen müssen.«
    »Aber ... was verbirgt sich hinter dem weißen Schirm?«
    Kytoma lachte leise. »Da ist nur das Nichts. Wenngleich nicht so absolut wie in manchen Gebieten nach der Kollision von Galaxien.«
     
     
    Du wunderst dich, dass das Cappin-Fragment nur hin und wieder mit leichten Zuckungen zu erkennen gibt, dass es noch lebt. Seine Passivität ist beinahe beunruhigend. Immerhin: Du hast keine Schmerzen und fühlst dich so leicht wie lange nicht mehr. Vielleicht — der Gedanke hat etwas Verlockendes — hast du endlich die Welt gefunden, auf der du bleiben willst. Niemand begegnet dir mit Misstrauen, keine furchtsamen Blicke taxieren dich. Du könntest endlich wieder du selbst sein. Das Land ist seltsam und schön zugleich. Kytoma hat dich ans Ufer des Sees Talsamon geführt. Obwohl die Strahlen der Abendsonne den See nicht mehr erreichen, scheint das Wasser zu glühen. Du glaubst, in unergründlicher Tiefe Bauten zu erkennen, zwischen denen riesige Gesichter in die Höhe blicken.
    Als sich der Himmel blutig rot färbt und in die Nacht abgleitet, steht Kytoma wie erstarrt. Ihre Augen sind weit aufgerissen. Du weißt, sie ist auf ihre Weise gegangen und sucht nach einer Spur ihres Volkes.
    Zwei Monde gießen fahles Licht aus. Vergeblich kämpfst du gegen die wachsende Müdigkeit an. Die trübe Dämmerung, in der das Ächzen der Bäume verstummt ist, verleitet dich zum Schlafen.
    Als du aufwachst, wogen Nebelschwaden über dem See. Dort unten, sagte Kytoma, liegt eine Station der Schwarmerbauer. Du zweifelst nicht daran, dass deine Begleiterin auf den Grund des Sees hinabgestiegen ist.
    In der Morgendämmerung weicht die Starre aus Kytomas Körper. Sie erscheint dir noch schmächtiger als zuvor. Fast so, als hätte sie während der Nacht an Substanz verloren.
    »Die Spuren berichten sehr wenig«, sagt Kytoma stockend. »Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    Du erfährst, dass die Stadtbewohner zum Baden auf den Grund des Sees hinabstiegen. Dort unten existieren noch ihre Persönlichkeitsabdrücke. Gerade weil du damit wenig anfangen kannst, bittest du Kytoma, mehr über ihr Volk zu erzählen.
    »Wir sind nicht nur ein Volk«, berichtigt sie dich. »Die Erbauer des Sternenschwarmes gingen aus der Vereinigung von sechsunddreißig hochzivilisierten Völkern hervor. Alle hatten sich der Aufgabe verschrieben, Intelligenz zu verbreiten. Dafür schufen sie den Schwarm und schickten ihn auf seine endlose Reise. Ihr eigentliches Ziel aber war, das Leben überall im Universum zu vereinen.«
    Du fühlst dich an deine eigenen Überlegungen erinnert. Hast du vor kurzem aus eigenem Antrieb über den Sinn des Lebens nachgedacht? Oder war da schon ein Hauch von Vorahnung zu spüren? Geht etwas von Kytoma auf dich über? Du magst das schmächtige kleine Mädchen. Sie ist wie eine Schicksalsgefährtin für dich. Egal, wie sie in Wirklichkeit aussehen mag.
    In der Entwicklung steht sie weit über dir. Die Erbauer des Schwarms müssen uns Terranern geistig und technisch um Jahrtausende voraus gewesen sein.
    »Mein Freund ... « Zögernd dringt Kytomas Stimme in deine Gedanken vor. »Begleitest du mich zurück zur Stadt?« Und dann sagt sie etwas, das dir in die Glieder fährt: »Ich bin dein anderes Ich. Du kannst mich nicht verlassen.«
    Alles, was du mühsam verdrängt hast, schlägt in diesem einen Augenblick wieder über dir zusammen. Bist du noch ein vollständiger Mensch? Du trägst das Cappin-Fragment im Gesicht. Aber hat dieses Fragment nicht einen Teil von dir verdrängt? Wartet irgendwo weit entfernt ein Stück von dir darauf, sich wieder mit dir zu vereinen? Kurz nach dem Transmitterunfall quälte dich diese Vorstellung, du fühltest dich wie ein halber Mensch.
    Erst allmählich verstehst du, was Kytoma wirklich gemeint hat. Die Antwort liegt auf der Hand: Sie ist einsam. Das verbindet euch.
     
     
    Alaska Saedelaere gab jener Welt, deren Koordinaten er nie erfahren hat, den Namen Xanadu. Hinsichtlich

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