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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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und sein Vergehen schienen sich zu vermischen. All das war schier zum Greifen nahe. Galaxien kollidierten, durchdrangen sich gegenseitig und rissen jeweils gewaltige Materieschleier aus der Masse der anderen heraus. In solchen Zonen des Chaos entstanden Dunkelwolken und Sternbrücken über Tausende von Lichtjahren hinweg, verglühten alte Sterne in einem letzten gewaltigen Aufblitzen und wurden neue Sonnen aus der Ursuppe kosmischer Materie heraus geboren.
    Ein ähnlicher Blick, wenn auch nicht so eindrucksvoll, war tief in Saedelares Erinnerung vergraben. Die Ereignisse auf Red Question Mark II lagen zwar erst kurze Zeit zurück, dennoch erschien es ihm, als sei inzwischen eine halbe Ewigkeit vergangen. Saedelaere dachte an das Feld der Obelisken, an den verfallenen Steg ...
    Die Cynos als Beherrscher des Schwarms ...
    Und Kytoma, die zu seinen Erbauern gehörte ...
    Die unverständliche Kraft gab ihn frei. Alaska fiel einem Planeten entgegen. Wolkenfelder verhüllten den Blick, doch als sie aufrissen, sah er unter sich ein Land wie aus vielen winzigen Mosaiksteinen zusammengesetzt.
    Ich träume Immer noch, schoss es ihm durch den Sinn. Vielleicht ist mein ganzes Leben ein böser Traum.
    Er verlor das Bewusstsein in dem Moment, in dem er den Boden des fremden Planeten erreichte.
     
     
    Regen fiel. Von der Maske tropfte die warme Nässe in den Kragen und rann über Saedelaeres Brust. Übergangslos riss er die Augen auf.
    Er lag in halbhohem Gras. Eine flache Hügellandschaft erstreckte sich, so weit sein Blick reichte. Auf der nächsten Kuppe, Dutzende Meter entfernt, stand Kytoma. Das Kinn trotzig erhoben, wirkte sie wie erstarrt.
    Kytoma mag blind sein, schoss es Saedelaere durch den Sinn, aber ihre Wahrnehmungen erhält sie auf eine andere Weise.
    Es fiel ihm leicht, den Hügel zu ersteigen; die Schwerkraft war geringer als auf der Erde. Doch das Land, das sich vor ihm auftun sollte, existierte nicht. Da war nur ein endloses weißes Glimmen, ein Nichts ohne Farben und Formen.
    »Hinter der Sperre liegt eine uralte Stadt«, sagte Kytoma leise. »Dort will ich leben. Die Spur meines Volkes habe ich verloren — vielleicht weil es die Grenzen zu einem anderen Universum überwand.«
    »Wie kommen wir hierher?« So schrecklich banal diese Frage war, so brennend interessierte Alaska Saedelaere die Antwort.
    Kytomas Haar klebte nass am Schädel und modellierte die hageren Gesichtszüge nach. Die bleiche Haut und das schwarze Haar bildeten einen einprägsamen Kontrast. Wie Licht und Schatten, Gut und Böse. Doch so eindeutig polarisiert war das Leben nicht. Saedelaere biss sich auf die Unterlippe — und schreckte schmerzvoll zusammen. Das Cappin-Fragment begann zu rebellieren, als hätte es die unbewusste Reaktion als Angriff empfunden.
    »Das Universum ist von gewaltigen Kräften erfüllt«, erläuterte Kytoma. »Energiestränge verlaufen zwischen den Galaxien und sind in einem fortwährenden Prozess von Werden und Vergehen gefangen. Wer diese Kräfte versteht, kann sie nutzen. Mein Volk beherrscht das Geheimnis der Absoluten Bewegung. Du hast es eben erlebt.«
    »Bring mich zurück!«, verlangte Saedelaere, einem jähen Impuls folgend.
    Kytoma schien seine Forderung nicht wahrzunehmen. »Ich hatte die Aufgabe, den Schwarm zu beobachten«, sagte sie leise. »Als die Karduuhls die Macht übernahmen und seine Aufgabe pervertierten, blieb ich länger als vorgesehen in seiner Nähe. Deshalb verlor ich den Anschluss und kann mein Volk wohl nur durch einen Zufall wiederfinden. Aber an Zufälle zu glauben fällt mir schwer. — Andererseits gibt es viele Plätze, an denen mein Volk gelebt hat. Diese Welt ist einer davon. Wir müssen nur die Sperre über der Stadt durchbrechen.«
    Eine verlorene Stadt ... Die Legenden vieler Völker erzählten solche Geschichten.
    Ein Name setzte sich in Saedelaeres Gedanken fest, während er zögernd auf das Nichts zuschritt und den rechten Arm ausstreckte: Xanadu. Er kannte diesen Namen, weil Xanadu eine Region von mystischer Bedeutung in der ehemaligen Mongolei bezeichnete. Die Wüste Gobi, in der die erste irdische Mondexpedition bei ihrer Rückkehr gelandet war und in der sich heute Terrania City erhob, hatte einst zur Mongolei gehört. Xanadu stand lange Zeit als Symbol für Geschichte und Freiheit. Später war der Begriff hin zur Bedeutung eines universellen Wissens- und Informationssystems erweitert worden.
    Alaska konnte die Wand nicht einmal berühren. Eine unsichtbare Kraft stieß

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