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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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wurde zum rasselnden, krampfhaften Atemholen. »Lasst mich in Frieden!«, presste er gurgelnd hervor.
    Die Geister der Fremden bedrängten ihn. Er hörte ihre Stimmen, ihr Wispern, Raunen und Fordern. Die Hände um die Schläfen verkrampft, taumelte er weiter.
    Urplötzlich ein Aufschrei. Gellend, in heiserem, abgehacktem Lachen verklingend: »Ich bin nicht wehrlos! Ich ... habe eine Waffe ... « Seine Finger griffen unter den Maskenrand. Ruckartig zog er die Halteschlingen über die Ohren. »Ihr wollt es nicht anders«, keuchte er.
    Erst Kytomas scharfer Ausruf ließ ihn innehalten. Ungläubig registrierte er, dass das Cappin-Fragment kaum noch strahlte. Selbst als er über sein Gesicht tastete, geriet der schwammige Organklumpen nicht in die übliche zuckende Bewegung.
    »Tot!«, schoss es ihm durch den Sinn. »Das Gewebe ist abgestorben.« Trotzdem wollte sich die immer ersehnte Erleichterung nicht einstellen.
    »Komm endlich!«, drängte Kytoma. »Und setz die Maske wieder auf!«
    Er konnte nicht anders, als dem Mädchen zu folgen. Obwohl ihm jeder Schritt neue Anstrengung abverlangte, versuchte er, die Aufdringlichkeit der Stadt zu ignorieren.
    »Die Gebäude leben«, brachte er endlich hervor.
    »Das täuscht.«
    »Aber ... ich spüre sie.«
    »Was du wahrnimmst, Alaska, ist die Seele der Stadt, die ein harmonisches Zusammenleben gewährleistet. Niemand könnte mit bösen Absichten in einer unserer Städte leben.«
    »Eine Biopositronik überwacht die Bewohner?«
    »Du willst nicht verstehen, was ich sage. Die Stadt erhielt ihr Bewusstsein von meinem Volk. Nach unserer Ethik ist nur der wirklich lebendig, der verantwortungsvoll schöpferisch tätig ist.«
    »Eine harte Forderung. Und eine vollkommene Kontrolle des Einzelnen. Nichts bleibt geheim. Die persönliche Freiheit geht verloren. Das gefällt mir nicht.«
    »Ich ahnte, dass du das sagen würdest«, versetzte das Mädchen. Alaska Saedelaere fragte sich, wie Kytoma wirklich aussah. Doch er schob den Gedanken sofort wieder beiseite. Zumindest im Augenblick wollte er sie gar nicht in ihrer wirklichen Gestalt sehen.
    »Ein Volk, das wie wir die Macht besitzt, ein Universum zu zerstören, muss sich einer wirksamen Kontrolle beugen«, fuhr Kytoma fort.
    Dass Saedelaere unter der Maske die Mundwinkel zu einer zynischen Grimasse verzog, blieb ihr verborgen. »Die Stadt wird mich verurteilen«, sagte er stockend. »Weil ich versucht habe, sie mit dem Fragment anzugreifen.«
    »Die Stadt akzeptiert dich, da ich für dich bürge und du unsere Technik ohnehin nicht benutzen kannst.«
    »Ich soll mich also in einen goldenen Käfig sperren lassen?«, fragte Alaska bitter.
    »Du wirst glücklich sein, hier leben zu dürfen.«
    Wie oft hatte Alaska schon daran gedacht, vor sich und seinem Schicksal davonzulaufen? Sich auf einer unbewohnten Welt irgendwo in der Milchstraße für den Rest seines Lebens niederzulassen, ein Robinson Crusoe des Raumfahrtzeitalters. Oh ja, er kannte das Buch der frühen terranischen Literaturepoche. Er hatte den Text geradezu verschlungen. Ein Schiffbrüchiger, verschlagen auf eine einsame Insel ... allein mit sich und den Sternen über ihm ... Das Thema war auch nach siebzehn Jahrhunderten zeitlos aktuell.
    »Diese Welt kann niemals meine Heimat ersetzen«, hörte er sich zu seiner eigenen Überraschung sagen. »Bring mich zur Erde zurück!«
     
     
    Kytomas Stadt war ein Irrgarten auf unterschiedlichen Bezugsebenen. Entfernungen veränderten sich und betrogen das menschliche Auge. Was eben noch in greifbarer Nähe schien, erwies sich gleich darauf als sehr weit entfernt.
    Alaska Saedelaere glaubte zu spüren, dass die Stadt oft in höhnisches Gelächter ausbrach. Sie lehnte ihn ab, davon war er überzeugt. Nur weil Kytoma bei ihm war, duldete ihn dieses rätselhafte Gewirr von Gebäuden, Brücken und Ebenen.
    Die Ablehnung beruhte auf Gegenseitigkeit. Etwas wie ein stummes Kräftemessen bahnte sich an. Doch Alaska würde nicht so töricht sein, ein zweites Mal auf den Tod unter der Maske zu vertrauen. Vergeblich versuchte er, seine Gedanken im Zaum zu halten. Er konnte es nicht — und wollte es eigentlich auch gar nicht.
    Umso erleichterter reagierte er, als Kytoma nach einem ihrer Streifzüge durch die Stadt zurückkehrte. Er bemerkte sofort, dass sie sich verändert hatte.
    »Ich habe eine Nachricht meines Volkes erhalten«, sagte Kytoma bedeutungsvoll. »Endlich weiß ich, welchen Weg sie gingen.«
    »Das heißt, wir verlassen die

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