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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Stadt?«
    »Ich gehe allein, mein Freund. Du würdest die Reise nicht überleben. Aber du kannst auf Xanadu bleiben — so nennst du doch diesen Planeten.«
    Enttäuschung breitete sich aus. Hatte auch Kytoma seine Gedanken gelesen? Oder bezog sie ihr Wissen von der Stadt? Egal. Das Ergebnis missfiel ihm so oder so. Er hatte ... Nein, er weigerte sich, ausgerechnet diesen Gedanken zu Ende zu bringen. Er empfand für Kytoma freundschaftliche Gefühle, nicht mehr.
    »Du bist es mir schuldig, mich auf die Erde zurückzubringen«, sagte er und fügte drängender hinzu: »Wo ist dein Volk jetzt?«
    »Jenseits des Universums«, lautete die vieldeutige Antwort. »Wir haben eine weitere Schranke niedergerissen und Wunder gesehen, die wir nicht einmal ahnen konnten. Die Zeit, in der wir anderen Völkern die Intelligenz brachten, ist unwiderruflich vorbei. Jemand anders wird bald unseren Platz einnehmen.«
    Jemand anders ... Einen Herzschlag lang hoffte Saedelaere, die Menschheit möge dieser Jemand sein. Aber für einen solchen Schritt war der Homo sapiens nicht reif, solange er zu Bruderzwist neigte und eifersüchtig auf andere schielte ...
    »Eines Tages wird dein Volk unseren Spuren folgen.« Das war mehr als nur ein billiger Trost. Kytoma meinte es wirklich so.
    »Bis dahin vergehen Jahrtausende«, erwiderte der Transmittergeschädigte.
    »Was bedeutet schon Zeit, Alaska? Dein Volk kann unsere Nachfolge antreten.«
    »Bis dahin lebe ich nicht mehr.«
    Kytomas Augen brannten auf seiner Seele. »Das ist wahr, aber ebenso bedeutungslos. Der Einzelne lebt in seinem Volk weiter.«
    Für einen Augenblick war da das Verlangen, Kytoma endlich in den Arm zu nehmen, ihr zu zeigen, wie sehr er sie mochte. Sie war, wenn er es richtig sah, sein Gestalt gewordener Traum. Das blinde Mädchen verkörperte viel von ihm selbst, seinen Ängsten und der Hoffnung, die ihn immer von neuem vorwärts trieb.
    Ich wollte, deine Augen könnten mich sehen, wie ich wirklich bin, dachte er bitter.
    »Es gibt keinen Grund, dass du dich in ein Schneckenhaus zurückziehst, Alaska«, sagte Kytoma in dem Moment.
    »Uns trennen Ewigkeiten.«
    Sie berührte ihn sanft. »Ich habe dich lange Zeit begleitet, mein Freund. Aber bald werde ich nicht mehr da sein, falls du in Gefahr gerätst.«
    Er schwieg.
    »Ich wollte dich einen Schritt über deine Entwicklung hinausführen.« Kytoma seufzte leise. »Dabei hätte ich wissen müssen, dass das unmöglich ist. Trotz des Cappin-Fragments bist du ein Mensch geblieben.«
    Er lauschte dem Klang ihrer Worte, suchte vergeblich nach einem unausgesprochenen Vorwurf. Obwohl er wusste, dass er genau damit sich selbst im Weg stand. Es war eine typisch menschliche Eigenart, alles in Frage zu stellen, was man liebte. Alaska war sich dessen bewusst, dass er noch vieles lernen musste, wollte er Kytoma eines Tages wiedersehen. Er wollte es. Obwohl die Zeit, die ihm zur Verfügung stand, niemals dafür ausreichen konnte.
    Vielleicht nach dem Tod. Es gab Dinge zwischen Himmel und Erde, die sich kein Mensch träumen ließ. Als die ersten Affen von den Bäumen herabgestiegen waren und in aufrechtem Gang zu den fahlen Lichtern am Nachthimmel aufgeschaut hatten, hatten sie schon den Wunsch verspürt, nach den Sternen zu greifen. Ähnlich verhielt es sich heute. Alaska Saedelaere wollte das Volk kennen lernen, das anderen die Intelligenz gebracht hatte.
    Kytoma hatte inzwischen mit ihm die Stadt verlassen. Es war Zeit für den Abschied. Alaska wusste nicht, ob für immer.
    Er wollte so vieles sagen und konnte es nicht. Kytoma stand so dicht vor ihm, dass er sie nur an sich zu ziehen brauchte ... Das Land ringsum begann sich aufzulösen. Innerhalb eines einzigen erschreckten Gedankens spürte Alaska Saedelaere erneut jenen unbegreiflichen Wirbel, der ihn hinaustrug in die Weite der Unendlichkeit.
    Kytomas Abbild vor seinem inneren Auge verblasste.
     
     
    Alaska Saedelaere konnte nur wenig Konkretes berichten. Von den Erbauern des Schwarms und ihrem Rückzug, von der Stadt, deren Seele er noch monatelang in sich nachschwingen fühlte. Von Kytoma. Sie war die Wächterin des Schwarms — demzufolge wurde sie vor über einer Million Jahren geboren. Das war eine Zahl, die Saedelaere erst allmählich wirklich begriff.
    Aber hatte er Kytoma als das übermächtige Wesen gesehen, das sie letztlich sein musste? Für ihn war sie eher eine sporadische Begleiterin, deren Nähe ihm vertraut erschien. Sie gab ihm das Gefühl, gebraucht zu werden, nahm

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