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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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verborgen sein mögen.
    Dann geht alles sehr schnell. Das Schlangenwesen fällt herab. Du weißt, dass es dich töten will, und reißt abwehrend die Arme hoch. Doch der Giftdorn verhakt sich unter deiner Maske und ritzt dir die Haut. Dein Schrei bricht gurgelnd ab ...
     
     
    Schweißgebadet schreckte Alaska Saedelaere hoch. Sekundenlang hatte er Mühe, aus dem Albtraum in die Wirklichkeit zurückzufinden. Sein Puls raste, und das Herz hämmerte schmerzhaft gegen die Rippen.
    Mit einem knappen Befehl aktivierte Alaska die Beleuchtung. Dann versorgte er sich am Servo mit vitaminhaltigem Mineralwasser.
    Während er schluckweise trank, wanderte sein Blick durch die Kabine. Nichts hatte sich verändert, aber zum ersten Mal registrierte Alaska, dass persönliche Dinge fehlten. Andenken von fremden Welten zum Beispiel oder Bilder von Verwandten und Freunden. Und wenn schon das nicht, dann wenigstens eine Darstellung der guten alten Erde, wie sie in vielen Kabinen des Flaggschiffs zu finden war.
    Das Cappin-Fragment in seinem Gesicht beruhigte sich langsam wieder. Das Flackern des Gewebeklumpens beeinträchtigte die Wahrnehmung unter der Maske. Zum Glück gab es auch ruhigere Stunden. Sie täuschten nicht darüber hinweg, dass Alaska Saedelaere zeit seines Lebens ein Gefangener bleiben würde — Gefangener des fremden Organklumpens, den er nie gewollt hatte. Mit dem ihm dennoch eine eigenartige Hassliebe verband. Dieses — Ding — hatte sein Leben verändert und ihn aus der Ruhe und Beschaulichkeit seines geregelten Daseins herausgerissen.
    Das Gewebe unter der Maske zuckte erneut heftiger. Ein feiner Schmerz breitete sich aus, als flute Feuer durch einzelne Nervenbahnen. Alaskas Rechte schloss sich um das kühle Stück Plastik, das seine Mitmenschen vor Wahnsinn und Tod schützte. Ohne diese Maske, die sein Gesicht fast vollständig bedeckte, war er ein Monstrum.
    Das hast du aus mir gemacht! Sein Eingeständnis der eigenen Hilflosigkeit war immer wieder bitter.
    Oft hatte er mit dem Gedanken gespielt, der Qual ein Ende zu machen, und ebenso oft sah er sich die Mündung des Desintegrators an die Schläfe setzen. Sein Finger berührte den Auslöser, doch für den letzten entscheidenden Druck fehlte ihm die Kraft. Oder war sein Lebenswille einfach größer gewesen?
    Unauslöschlich hatte sich ein Datum in seine Erinnerung eingebrannt. Mahnmal seines Versagens oder Meilenstein einer nie versiegenden Hoffnung? Alaska hatte keine Antwort darauf, die ihn zufrieden stellte. Er wusste nur, dass nichts ohne Sinn und Ziel geschah. Das redete er sich jedenfalls ein, seit ihm der Desintegrator aus den schweißnassen Fingern gerutscht war. Seit dem 13. August 3441, 14.18 Uhr Standardzeit. Zu jenem Zeitpunkt, überlegte Saedelaere, hatte die Hoffnungslosigkeit ihn auf einen Tiefpunkt gezogen:
    Zu ahnen gewesen war das Unheil schon während des Rückflugs der MARCO POLO aus der Galaxis Gruelfin. Sabotage an den Triebwerken hatte die Flugzeit des Flaggschiffs auf rund drei Jahre ausgedehnt.
    Achttausend Lichtjahre vom Leuchtfeuer Galaxis-Süd entfernt waren die Heimkehrer Zeugen geworden, wie in vier gewaltigen Pulks ein Stemenschwarm materialisierte und mit halber Lichtgeschwindigkeit Kurs auf die Galaxis nahm. Dreihundertundachtzigtausend einzelne Objekte hatte dieser Schwarm den ersten Ortungsergebnissen zufolge umfasst und keineswegs nur Raumschiffe, sondern riesige Sonnen, Planeten, ganze Sonnensysteme ...
    Ein einzelnes Raumschiff, in seiner Grundform an einen irdischen Rochen erinnernd, hatte sich dem Flaggschiff des Solaren Imperiums genähert. Dieses fremde Rochenschiff — inzwischen als Manipulator oder kurz Manip bezeichnet — hatte im Bereich der MARCO POLO die galaktische Feldliniengravitationskonstante um einen geringen Wert gesenkt. Die Folge dieser Veränderung war eine Konzentrationsschwäche nahezu aller Besatzungsmitglieder gewesen, die sehr schnell in einen Verlust der Intelligenz übergegangen war. Lediglich alle Mentalstabilisierten und die Mutanten ebenso wie die Zellaktivatorträger waren von der Verdummung verschont geblieben. Erst die Zerstörung des fremden Raumschiffs hatte die Verhältnisse wieder normalisiert.
    Dann hatte sich herausgestellt, dass der Verdummungseffekt schon vor Monaten über die Milchstraße hereingebrochen war. Auf Terra und vielen anderen Planeten der heimischen Milchstraße herrschten desolate Verhältnisse. In Terrania City dominierten die Schuttberge explodierter Kraftwerke und

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