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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Bildübertragung aus der Hauptzentrale verfolgte. Nach dem Verlassen des Schwarms hatte an Bord Routine Einzug gehalten. Kurs zur Erde lag an.
    Dennoch wuchs sein Unbehagen. Mit jedem Atemzug schien es sich zu verstärken, als wären der Bordluft Psychopharmaka beigemischt worden.
    Es ist nichts, versuchte der Transmittergeschädigte sich einzureden.
    Er schwitzte, obwohl die Temperatur in der Kabine konstant neunzehn Grad Celsius betrug.
    Ein Heer von Ameisen raste durch seine Adern. Es war die eigene Unruhe, die er nicht mehr in den Griff bekam.
    In zehn, spätestens fünfzehn Minuten würde das Schiff in die nächste Linearetappe übertreten. Es interessierte ihn nicht mehr. Seine knappe Handbewegung ließ die Bildwiedergabe erlöschen.
    Er lauschte dem Anlaufen der Linearkonverter. Indes spürte er die feinen Vibrationen der Schiffszelle mehr, als er sie durch die überall vorhandenen Schalldämmungen wirklich hören konnte.
    Das Gefühl, beobachtet zu werden, wurde intensiver.
    »Gucky? Tschubai?« Nur ein Teleporter konnte unbemerkt in die Kabine eindringen. Aber da war niemand. Instinktiv hob Saedelaere den Blick zur Zimmerdecke. Die Erinnerung an die vier an Bord verborgenen Lacoons brach von neuem auf. Ein Heer dieser schlangenköpfigen Wesen war vor geraumer Zeit durch den Transmitter gekommen und hatte die Terraner fast in eine Niederlage getrieben.
    Die vier hatten sich nach dem Überfall an Bord verborgen und waren erst durch das Wirken unbekannter Energiefelder entdeckt worden. Das Cappin-Fragment hatte auf diese Energien reagiert und Alaska mit einer eisigen, von innen heraus wachsenden Kälte fast umgebracht.
    Letztlich hatte die fremde Energieform sich als Transmitterfeld erwiesen.
    Nichts war Alaska so quälend im Gedächtnis geblieben wie das entsetzliche Gefühl, in einen endlos tiefen Abgrund zu stürzen. Es war das zweite Mal gewesen, dass er einen Transmittersprung fast schon bewusst wahrgenommen hatte — als wäre er dazu verurteilt, den zeitlos ablaufenden Vorgang der körperlichen Auflösung und anschließenden Wiederverstofflichung immer von neuem panikerfüllt wahrzunehmen. Jener Transmittersprung war von außerhalb der MARCO POLO ausgelöst worden.
    Plötzlich hatte er ein Pfeifen vernommen, eine seltsam klagende Melodie voll Schwermut. Das Wiedererkennen hatte ihn selbst im körperlosen Zustand innerlich aufgewühlt, denn zum ersten Mal hatte er diese Melodie fast neun Jahre früher gehört.
    Ein hageres, von dunklen Haaren umrahmtes Gesicht hatte ihn angesehen. Das Gesicht eines blinden Mädchens. Und ehe ihm endgültig die Besinnung geschwunden war, hatte er sich an den Namen des Mädchens erinnert:
    Kytoma.
     
     
    Routinemäßig prüfst du den Sitz deiner Kunststoffmaske und rückst sie zurecht. Die Berührung verursachte neue, glühende Schmerzen. Für einen Augenblick hast du das Gefühl, dass dein Fleisch bloßliegt. Aber gerade deshalb lässt du dich ächzend aufs Bett zurücksinken, winkelst die Knie an und verschränkst die Hände unter dem Nacken. Dumpf starrst du in die Höhe. Denn deine Gedanken weilen schon wieder bei Kytoma, dem kleinen blinden Mädchen, das ein großes Geheimnis verbirgt.
    Kytoma ist etwas Besonderes, das spürst du deutlich. Vielleicht ist sie so alt wie der Schwarm.
    Woher du das weißt? — Nenne es Intuition. Oder schlicht Hoffnung.
    Du, der einfache Techniker, den das Schicksal aus einer Laune heraus erwählt hat, hoffst für dich, eines Tages Antworten auf kosmische Fragen zu finden. Du entziehst dich der Realität und fliehst in eine Welt, der deine Mitmenschen verständnislos gegenüberstehen. Dabei hattest du schon akzeptiert, dass das Schicksal dich nicht auserwählt, sondern zum Krüppel gemacht hat.
    Vergiss deine Träume, Alaska Saedelaere!, redest du dir ein. Und akzeptiere endlich, was du bist und warum du so geworden bist. Du wirst dir stets die Antwort schuldigbleiben. Aber gerade deshalb kreisen deine Gedanken um deine letzte Begegnung mit dem Mädchen, und du fühlst dich wie ein Falter, der vom flackernden Licht einer Kerzenflamme magisch angezogen wird. Du ahnst, dass du in der Flamme verbrennen wirst.
     
     
    Die MARCO POLO war soeben in die nächste Linearetappe eingetreten. Im Zwischenraum zwischen dem Einstein-Kontinuum und dem übergelagerten Hyperraum raste das Flaggschiff nun mit millionenfacher Lichtgeschwindigkeit dem nächsten Zielpunkt entgegen. Der Schwarm, jenes wahrhaft astronomische Gebilde, verlor zumindest für den

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