PR Lemuria 01 - Die Sternenarche
Hyperraum fiel.
»Ortung!«, bellte Sharita Coho. Die Kommandantin wirkte in ihrer streng sitzenden Uniform auf skurrile Weise fehl am Platz unter den Prospektoren. Die Männer und Frauen der PALENQUE legten größten Wert auf eine individuelle Erscheinung. Rhodan konnte noch immer kaum glauben, dass beispielsweise die Kommandantin und der Funker demselben Schiff angehörten. Alemaheyu Kossa mutete für Rhodan wie die Reinkarnation von Jimi Hendrix an, einem altterranischen Rockmusiker, der kurz vor dem Mondflug ums Leben gekommen war, nur dass Kossa dunklere Haut hatte und meist auf ein Stirnband verzichtete, um seine Kraushaarmähne zu bändigen.
»Im Gange«, gab Omer Driscol, der Orter, zurück. Der stämmige Schwarze hatte das Gesicht so nah an den Holos seines Pults, dass seine Nase beinahe in ihnen versank. »Letzte Ausläufer des Hypersturms... «
»Davon gehe ich aus«, schnitt ihm die Kommandantin das Wort ab. »Ergebnisse?«
»Noch nichts. Auswertung läuft.« Driscol schien sich nichts aus dem barschen Ton Sharita Cohos zu machen. Gewohnheit ?, fragte sich Rhodan. Oder drückt er die Wut aus Sorge um seine Kameraden weg?
Die Kommandantin wandte den Kopf. »Alemaheyu? Kontakt?«
Der Funker schüttelte die Mähne. »Nein.«
»Nicht gut. Gar nicht gut. Versuch es weiter.«
Der dürre Terraner beugte sich über seine virtuelle Tastatur, tippte eine Reihe von Befehlen ein und murmelte dabei vor sich hin. Rhodan glaubte »Kommt schon! Kommt zu Mama!« zu hören, kam aber zum Schluss, dass er sich getäuscht hatte. So abgedreht konnten nicht einmal diese Prospektoren sein.
»Geschwindigkeit auf halbe LG herabsetzen. Der Kriecher war mit knapp einem zehntel LG unterwegs. In einer halben Stunde haben wir seine gesamte Flugstrecke abgegrast.«
Einige Minuten lang herrschte angespannte Stille in der Zentrale, dann meldete sich Alemaheyu wieder. »Sharita!«
»Hast du Kontakt?«
»Nicht mit Kriecher XI, aber die übrigen Kriecher haben sich gemeldet. Sie wollen helfen.«
»Da gibt es nichts zu helfen. Wir sind ihre Augen und Ohren - und wir sind schon vor Ort.«
»Ja, aber sie wollen trotzdem helfen.«
»Was für ein Unsinn! Sag ihnen, sie. «
Die Kommandantin brach ab, als eine Frau, die sie um mehr als einen Kopf überragte, neben sie trat und ihr die Hand auf den Arm legte. Es war Pearl Laneaux, die Erste Offizierin der PALENQUE.
»Pearl?«, sagte Sharita. »Was soll das?«
»Tu es nicht.« Pearl musterte die Kommandantin aus ihren sanften Rehaugen. Die beiden Frauen hätten kaum gegensätzlicher sein können. Sharita hätte mit ihrem martialischen Auftreten als übereifriger Kadett auf einem Kampfraumer der LFT-Flotte durchgehen können - wäre nicht ihr Alter gewesen: Mit 74 hatte sie keine Aussicht mehr darauf, von der Flotte akzeptiert zu werden. Pearl Laneaux dagegen erschien als Sanftmut in Person, eine zarte Schönheit, die dem Stereotyp des ungehobelten Prospektoren komplett quer lief.
Eigentlich hätten sich die beiden Frauen den ganzen Tag in den Haaren liegen müssen. Eigentlich. Und manchmal, so wie jetzt, geschah es auch. Aber jedes Mal, wenn es geschah, wirkte der Streit der beiden Ranghöchsten an Bord auf Rhodan wie ein reinigendes Gewitter. Wenn sich Blitz und Donner verzogen, war eine Entscheidung gefallen. Eine, in die die Klugheit beider Frauen eingeflossen war.
»Was?«, fragte Sharita. Sie funkelte die Erste Offizierin wütend an.
»Stoß die Besatzungen der Kriecher nicht vor den Kopf. Natürlich können sie bei der Suche nicht helfen, das wissen sie so gut wie du.
Es geht ihnen um die Geste.«
»Pah, Gesten!«
»Sharita, du weißt, wie nah die Kriecher-Besatzungen einander stehen. Mach es ihnen nicht schwerer, als es bereits für sie ist.«
Rhodan sah, wie die Nackenmuskeln der Kommandantin gegen den eng anliegenden Kragen der Uniform drückten. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn Sharita ihrer Offizierin einen Schlag versetzt hätte. Stattdessen streifte sie die Hand Pearls ab und rief: »Du hast sie gehört, Alemaheyu! Lass die Kriecher kommen. Aber sag ihnen, dass die Ausfallzeit selbstverständlich von ihren Anteilen abgezogen wird. Wir sind nicht zu unserem Vergnügen hier draußen!«
Die Suche nahm ihren Lauf. Ein Kriecher nach dem anderen materialisierte in der Nähe der PALENQUE. Die fliegenden Labore schossen wie ein Vogelschwarm hin und her und machten sich mit einer Wendigkeit, die Rhodan überraschte, an ihre Aufgabe.
Es nutzte nichts. Die PALENQUE und
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