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PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

Titel: PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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verkümmerten und fielen aus.
    Diese Änderung im Krankheitsverlauf ging mit Albträumen und seltsamerweise einer auffälligen, aber vorübergehenden Steigerung der Parafähigkeiten einher; weder die Heilkundigen wussten, was zu tun war, noch war in den Archiven oder Annalen des Gespinsts ein Hinweis auf Krankheit oder Heilungsmöglichkeiten zu finden. Bis zum nächsten Ausbruch ließ sich das Gebrest viel Zeit.
    Unerwartet schlug es wieder zu. Die Kranken wurden festgebunden und mit allem versorgt, von dem die Helfer wussten, dass es nicht schadete. Aber es zog sich. Minuten dehnten sich zu Stunden, qualvollen Tagesperioden und Nächten. Die Kräftigen vegetierten länger als die Alten oder Geschwächten, dann begannen die Körper auszutrocknen, und der Tod kam lautlos und unabänderlich.
    Kalymels Team trug die Bewusstlosen in den Lift, der schwer-kraftabwärts rumpelte und auf der Ebene des Versammlungsplatzes anhielt, zum ersten Mal seit Jahren. Macaire stieß ein paar Pfiffe aus und winkte einige junge Frauen heran.
    »Helft uns!«
    Die Halbleukors, die einen entsetzlichen Anblick boten, wurden auf Tragen umgebettet und in die Krankenstation geschleppt. Nacheinander kamen die Heilkundigen herein und begannen die drei reglosen Gestalten zu versorgen; während eine Gruppe anfing, Blut und Schmutz abzuwaschen, legten andere in aller Eile Tropfinfusionen an. Kalymel setzte sich schwer auf einen Hocker, begann seine Ausrüstung abzulegen und betrachtete das Durcheinander aus blutigen Verbandsresten und medizinischer Ausrüstung.
    »Die Seltsamkeiten mehren sich«, sagte er zu Hollun. »Wir können nur hoffen, dass nach der Landung andere Umstände eintreten.«
    »Beim Hüter!«, antwortete Hollun leise. »In fünfzig Tagen sind wir alle klüger.«
    Der Bildschirm im Vorraum der Station schaltete sich ein. Atubur Nutai starrte wortlos auf die Helfer herunter, die sich um drei Krankenbetten geschart hatten, dann nickte er Kalymel zu, der aufgestanden war und mit hängenden Schultern vor dem Aufnahmeblock stehen blieb.
    »Auch der zweite Check hat gezeigt, dass die drei keine Schäden angerichtet haben. Um einen weiteren Zwischenfall dieser Art zu verhindern, müsst ihr die Kranken festbinden. In zehn Minuten setze ich den Lift wieder in Betrieb, Kalymel. Hol deine Testgeräte.« Er nickte langsam. Lichtreflexe huschten über seinen kahlen Schädel. Sein ausgezehrtes Gesicht drückte mehr als nur Besorgnis aus, aber seine Augen funkelten unternehmungslustig. »Sieh bitte im Umformerdeck nach. Nimm jemanden mit, der etwas von der Sache versteht und dir hilft.«
    »Macaire arbeitet mit mir zusammen«, antwortete Kalymel. »Wie geht es voran mit der Geschwindigkeitsabnahme?«
    »Wie geplant«, sagte der Naahk. »Ihr alle könnt beruhigt sein. Die Absorber arbeiten mit neunzig Prozent ihrer Leistung. Vierzig Stunden lang haben die Para-Kranken die Neutrino-Energiezufuhr auf einem Spitzenwert gehalten. Fast zweifache Intensität.«
    »Und. jetzt?«, fragte Kalymel besorgt.
    »Knapp unterhalb Normal. Wir werden in jedem Fall eine tadellose Zwischenlandung durchfuhren. Du gibst mir Bescheid, wenn deine Überprüfung beendet ist.«
    »Selbstverständlich, Kommandant«, sagte Kalymel. Das Gespinst löschte das Bild auf dem gelb gerahmten Display.
    Kalymel ging zu seiner Kabine, reinigte sich flüchtig und zog den Metallkoffer aus dem Schrankfach. Als er den abgewetzten Griff in die Finger bekam, lachte er kurz und beinahe wehmütig. Wissen und Kenntnisse, die Instrumente und Geräte in diesem Koffer richtig gebrauchen zu können, waren zusammen mit dem Behälter von Generation zu Generation weitergegeben worden. Er war der vorläufig Letzte, der diese Test- und Messinstrumente gebrauchte; eigentlich hätte er einen begabten Jugendlichen darin schulen wollen.
    Er wartete auf Macaire und fuhr, nachdem er die Kommandozentrale gerufen hatte, mit der langsamen Aufzugskabine bis zum obersten Anschlagpunkt. Klirrend hielt die Trageplatte an, das
    Scherengitter öffnete sich.
    Jeder Bauteil der Projektoren, der Umformer und aller Leitungen, Isolatoren oder Verkleidungen entsprach bester, unverwüstlicher Hochleistungstechnik und war Stand der Wissenschaft und Metallurgie gewesen, als die LEMCHA OVIR die Werft verließ. Manche Instrumente entstammten einer neuen Bauserie und hatten noch in der Werft Teile der ursprünglichen Ausstattung ersetzt.
    Etwa ein Drittel aller Anzeigen war inzwischen außer Betrieb. Kalymels Vorgänger und er

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