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PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

Titel: PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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selbst hatten die Werte und die Abgreifpunkte beim entsprechenden Knoten ins Gespinst eingegeben und mit Fettstiften auf die Geräte geschrieben und gezeichnet. Zuerst schalteten Macaire und er die Abschnittsbeleuchtung des innersten, »obersten« Decks ein.
    Vor fünf Jahren hatten die Tenoy und ihre Helfer mit einem Wandergerüst sämtliche Tiefstrahler und Scheinwerfer gereinigt und instand gesetzt. Nachdem Kalymel die Sperren vor den Sicherungen entfernt und die massigen Schalter umgelegt hatte, füllte ungewohnte Helligkeit das Umformerdeck. Kalymel wischte eine dünne Staubschicht von einem Tisch, klappte den Koffer auf und öffnete die Schutzklappe des Datengeräts. Das positronische »Inspektionsbuch« zeigte die letztermittelten Daten.
    Nach einem festgelegten Schema wanderten Macaire und Kalymel mit Prüfgeräten und Sonden von Schaltpult zu Schaltpult, lasen Instrumente ab und verglichen Daten, und wenn die Displays und Anzeigen ausgefallen waren, maßen sie mit den Sonden an ausgesuchten Punkten der Maschinen und Leitungen.
    Plötzlich richtete sich Macaire auf und rief zu Kalymel herüber: »Mir wird gerade bewusst, dass wir den letzten Check durchführen. Oder jedenfalls den wichtigsten.«
    Kalymel notierte einen abweichenden Wert und tippte ihn in den tragbaren Rechner und ins Gespinst-Display ein.
    »Ja. Du hast Recht, Macaire. Landung nach mehr als einem halben Jahrtausend. Wir dürfen keine Fehler machen.« Er schloss die Abdeckplatte eines Pults und dehnte seine verkrampften Muskeln. »All das Zeug hier wird noch Jahrhunderte halten. Wie handgeschmiedet. Aber es ist schon richtig, dass wir landen. Wenn wir noch Zehntausend wären.«
    »Dann wäre noch der Weg das Ziel, Kalymel.«
    »Richtig.«
    Sie setzten sich müde vor das Zentralpult des Quadranten und betrachteten die rasterförmig angeordneten Bildschirme. Ein Gerät war defekt. Auf den anderen zeichneten sich die fraktalen Erscheinungen ab, die auf den Feldern durch den Zerfall der Neutrinos im Auffangfeld des Rades entstanden. Wahrscheinlich, sagte sich Kalymel, hatte sich seit dem ersten Aktivieren der Anlage das Bild nicht ein einziges Mal wiederholt. Nach wenigen Atemzügen stieß er seinen Gefährten an. »Da! Sieh dir das an!«, sagte er rau.
    Die Wirbel, Schleier, Spiralen und jähen Farbwechsel bildeten in Abständen von ungefähr 15 Sekunden klar erkennbare Bilder, die nur halbe Sekunden stabil blieben. Köpfe und Gesichter entstanden, kristallisierten für kurze Momente und lösten sich wieder auf. Spindelförmige Gestalten schlängelten sich leuchtend durch die quellende, wabernde Fläche und tauchten ab. Macaire und Kalymel glaubten Gesichter zu erkennen, die Köpfe schauerlicher Fabelwesen oder Geschöpfe, die aus der Tiefe grauenhafter Albträume aufgestiegen waren.
    »Unbegreiflich«, murmelte Macaire und schüttelte sich. »Als wollten uns die Neutrinos sagen, dass wir mitten ins Verderben fliegen!«
    »Vielleicht sind es die Träume der sterbenden Halbleukors?«, fragte sich Kalymel laut. »Irgendeine gegenseitige Beeinflussung findet statt. Aber zwischen welchen Teilen? Die Arche und das All? Die Sonne dort draußen oder Amias und Cada?«
    »Der Energiefluss hat sich nicht verändert«, stellte Macaire fest. »Machen wir weiter.«
    Sie hatten noch drei Stunden lang zu tun. Aber immer wieder unterbrachen sie ihre Arbeit und warfen lange Blicke auf die Bildschirme. Minutenlang sahen sie nur die vertrauten Fraktalmuster, aber blitzartig, als pseudostro-boskopische Effekte, drohten dazwischen aus dem Auffangfeld die albtraumhaften Fratzen und flammenden Spindeln. Der Schrecken, den sie ausstrahlten, verstärkte sich, als Kalymel die Scheinwerfer abschaltete und das Doppelschott zugleiten ließ.
    Sie schwiegen während der Fahrt mit dem knackenden, klirrenden Lift hinunter in die vertraute Umgebung. Als Kalymel auf dem Weg zu seiner Kabine an der Krankenstation vorbeikam, hob Loris den verbundenen Arm und rief unterdrückt: »Kalymel! Lumena ist vor wenigen Minuten gestorben!«
    Er blieb stehen, senkte den Kopf und dachte nur noch: Draußen haust ein Verhängnis, das uns umbringen wird!

Die Landung der LEMCHA OVIR
    Vor einer halben Minute hatte Harriett Hewes die Kabine verlassen. Denetree saß auf der Kante der Liege, starrte aus halb geschlossenen Augen auf die abgewetzte Platte. An einem Spezialhaken hing im oberen Fünftel ein ebenso gebraucht aussehender Raumhelm. Aus unsichtbaren Lautsprechern drang leise Musik; Harriett

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