Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

Titel: PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
hatte De-netree erklärt, wie Musikstücke aus den Speichern abgerufen wurden. Nach einer kurzen Ewigkeit stand sie auf und nahm, als zöge sie einzelne Schichten von der Wirklichkeit ab, Stück um Stück ihrer Umgebung wahr. Ihr kam unvermittelt in den Sinn, dass sie schon einige Nächte hier geschlafen hatte.
    Mit traumhaften Bewegungen ging sie in die würfelförmige Nasszelle, lockerte die Haarsträhnen des Zopfs, zog sich aus und tippte, ohne nachzudenken, auf die Symbole hinter der Glassitscheibe. Eine Stunde lang hatte sie gebraucht, um die Zelle gründlich zu putzen; ein Roboter - auch diese Maschine gehörte zu den Überraschungen ihres neuen Lebens - hatte den Boden der Kabine gesäubert. Alles roch verwirrend nach irgendwelchen fremdartigen Substanzen.
    Der Subsyntron ließ sich nicht irritieren und spulte alle Teile des Programms ab, bis zum duftgetränkten Warmluftwirbel. Kalte, heiße Duschen, Massagen mit Öl, Hautpflege mit Balsam, Haarwäsche, Trocknen. halb verständnislos starrte Denetree sich im Spiegel an, während sich dessen Oberfläche klärte. Noch immer verblüffte und deprimierte sie der völlig ungewohnte Luxus; die fremden Klänge legten wie ein warmes Tuch Harmonie über ihr Gemüt. Sie flocht in langsamem Takt das trocknende Haar, dem ein unbekannter Duft aus den Apparaten der Duschzelle anhaftete, zum lockeren Zopf.
    »Stell dich nicht so an, Denetree«, hörte sie sich sagen, als sie in den dünnen, frischen Bordoverall schlüpfte. »Du hast das Elend nicht erfunden. Die Terraner nennen es Melancholie. Jeden Tag werden mehr von deinen Träumen wahr!«
    Sie war wirklich in einer anderen Welt! Ihre Umgebung war schö-ner, heller, leichter. Indem sie versuchte, sich zu bewegen, ohne anzuecken, lernte sie. Die Erinnerung an die Arche blieb ebenso präsent wie die an ihren Bruder Venron, selbst an ihr Fahrrad dachte sie bisweilen. Aber in der Ruhe und Abgeschlossenheit ihrer winzigen Kabine fand sie zu sich selbst und glaubte zu erleben, wie sich eine hauchdünne Schicht ersten Vergessens über die Erlebnisse spannte -wieder wie eine milchige Folie.
    »Alles ist so. verwirrend. So ganz anders.« Denetree zog den Kopf zwischen die Schultern. Als sie an die Arche dachte, an den toten Bruder und daran, dass sie auch das feste Gefüge des Bordlebens der NETHACK ACHTON verloren hatte, fiel sie in die dunkle Welt ihrer Einsamkeit zurück. Obwohl die Prospektoren hilfreich und freundlich waren, war sie ganz allein in einer verwirrenden Welt - aber trotzdem: den Sternen, dem großartigen, grenzenlosen All mit seinen Wundern war sie so nahe wie nie zuvor. Sie stützte den Kopf in die Hände und empfand ihre Ratlosigkeit wie eine hartnäckige Krankheit.
    Da gab es ein großes Holodisplay und einen Apparat mit der Oberfläche matten Stahls, der wahlweise zwei heiße und drei kalte Getränke in formschöne Kunststoffbecher ausschenkte. Sie wählte das süßere, weniger heiße Getränk. Seit einigen Tagen lernte sie die Sprachen, in denen man an Bord verkehrte. Sie wollte lernen; sie dachte an Sterne und Planeten, und plötzlich fühlte sie, dass sie hungrig war.
    Bisher hatte Harriett ihr das Essen gebracht. Den Weg zur Schiffsmesse kannte Denetree mittlerweile. Sie schlüpfte in Bordstiefel, die ihr Harriett überlassen hatte, schloss sorgfältig das Kabinenschott und ging durch leere Korridore bis zu einer der Röhren, einem »Antigravlift«. Sie blieb, die Hände an den Griffen, unschlüssig stehen und schaukelte vor und zurück. Dann überwand sie ihre Angst, kniff fest die Augen zu und ließ sich fallen. Weich fing sie das Feld im Inneren des Schachtes auf und ließ sie, leicht wie ein Humming, abwärts schweben. Mutiger geworden, schwang sie sich hinaus, als sie den abgewetzten Bodenbelag erkannte. Sie atmete erleichtert aus.
    Langsam öffnete sich das Schott der Messe. Licht, Essensgerüche und Stimmengewirr schlugen ihr entgegen, als sie eintrat. Einige neugierige und wohlwollende Blicke richteten sich auf sie. Sie er-kannte die Bedeutung und zwang sich zu einem Lächeln. An einem Tisch saßen Harriett Hewes, Perry Rhodan und die aufregend schöne Akonin. Halb leeres Geschirr stand vor ihnen. Harriett winkte und deutete lächelnd auf einen leeren Sitz.
    »Setz dich zu uns, Denetree«, sagte sie. Denetree kam näher und übersah geflissentlich ein grinsendes Kriecher-Team an den anderen Tischen. Sie setzte sich, nickte mit zögerlichem Lächeln der Akonin und Rhodan zu und sagte: »Bisher hast

Weitere Kostenlose Bücher