PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten
die Anwesenheit der Besucher gespürt.
»Ich glaube, ich muss meine Kenntnisse über altakonische Technik erweitern«, sagte Solina leise, fast ungläubig. »Es funktionieren sogar irgendwelche Sensoren, uralte Lampen schalten sich ein. Hier unten muss es also tatsächlich eine Energieanlage geben, die noch - oder wieder - arbeitet.«
»Danach sieht es aus«, fügte Ameda hinzu. »Vielleicht finden wir auch ein Gerät, das uns Informationen liefert.«
»Freut euch nicht zu früh«, meinte Mahal. »Trotzdem: Eine konzentrierte Suche schadet nichts.«
»Wo?«
Rhodan ging auf die Treppe zu und zeigte zur Decke mit den Leuchtfeldern, von denen die Hälfte ausgefallen war. Einige der hellen Kreise flackerten. Mittlerweile war ihnen klar geworden, dass in der Station mehrere Hundert Individuen gewohnt haben mochten. Woran hatten sie gearbeitet oder geforscht, oder was hatten die Akonen damals gesucht?
»Es ist definitiv keine terranische Station«, sagte er unvermittelt und gab seine Gedanken preis. »Aber ein akonischer Stützpunkt, hier im Ochent-Nebel?«
»Aber eine Tatsache. Wenn wir weitergehen, werden wir noch mehr Anhaltspunkte finden«, antwortete Solina. Ameda pflichtete ihr nickend bei.
Die Treppe führte, soweit es einigermaßen klar zu sehen war, durch alle Räume bis zum Dach des Turms. Als sie den nächsten Raum betraten, schaltete sich auch hier die lückenhafte Beleuchtung ein. Bis auf wenige Pulte, die fest eingebaut schienen, war der Raum leer. Überall hatte sich Feuchtigkeit als Eis niedergeschlagen, dessen Kristalle im Streulicht funkelten wie Myriaden winziger Diamanten. Milchiges Licht sickerte durch Fenster, die von einer dicken Schicht Kristallen überzogen waren. Solina und Ameda gingen schnell zu den Pulten, versuchten vergeblich, das mürbe Eis wegzuwischen und richteten dann ihre auf Thermo-Minimum geschalteten Waffen auf die Geräte.
Zwei, drei Schüsse schmolzen den Belag auf der Oberseite der Pulte ab. Darunter kamen leere Platten zum Vorschein, deren Einsätze entfernt waren. Es waren weder Schalter noch Leuchtfelder oder irgendwelche Instrumente zurückgelassen worden.
Ameda murmelte eine akonische Verwünschung. »Nichts. Wir suchen weiter.« Ihr Atem bildete in der Luft lange, weiße Fahnen. Sie schloss den Raumanzug und folgte Rhodan, der vorsichtig über die eisglatten Stufen aufwärts stieg und als Erster in den darüber liegenden Raum hineintappte. Er war völlig leer. Rhodan zuckte vorsichtig mit den Schultern und verließ den Raum; die anderen folgten. Es war ohnehin fast sinnlos, die eingefrorene Anlage zu durchsuchen. Sie würden nichts Wichtiges entdecken.
Es gab neun übereinander liegende Räume. Sie fanden einige zerbrochene Möbelstücke, etlichen Schrott, einen massiv zusammengefrorenen Haufen Abfälle, die immerhin nach dem schockweisen Auftauen der Archäologin und der Historikerin die Herkunft bestätigten.
Auf der obersten Ebene stießen sie auf ein seltsames Idyll in Weiß. Auf einem eisigen Teppich standen ein weißer Arbeitstisch, ein eisverkrusteter hochlehniger Sessel und zwei schneebedeckte Lampen. Der Tisch befand sich vor einer gläsernen Kanzel, die von außen aufgefallen war. Langsam gingen die Raumfahrer näher heran, auf den Rücken des Sessels zu. Hier gab es keine Beleuchtung, und die Strahlen der Scheinwerfer trafen aus acht Richtungen auf die kristallflirrende Möbelgruppe.
Als sie die Szene von vorn sahen, blieben sie ruckartig stehen. Ein Toter saß, ebenso eisverkrustet wie alles andere, in dem Sessel, die tiefgefrorenen Hände im Schoß.
»Der letzte Wächter.«, murmelte Rhodan. Es war ein Mann, in eine Art Uniform gekleidet. Sein schmales, greisenhaft eingefallenes Gesicht mit den gefrorenen weißen Augen sagte nichts über die Art seines Todes aus. Auf der Tischplatte lagen Stifte und Schriftstücke und einige kleine, unidentifizierbare Gegenstände.
»Bei Drorars Nebel! Ein makabres Stillleben«, stellte Solina fest.
Denetree betrachtete den Toten und schwieg erschüttert. Ron und Ameda hoben die Schriftstücke hoch und versuchten, sie von den Kristallen zu befreien, ohne sie zu zerstören. Als sie am Tisch hantierten, schaltete sich mit erschreckender Lautlosigkeit eine der Lampen ein und überschüttete den Tisch und den Sessel mit grellem Licht.
Wieder erwärmten einige Thermoschüsse die nahe Umgebung. Das Eis auf dem Tisch verwandelte sich in Wassertropfen, die auch von den Ecken einer Hülle fielen, in der Schriftstücke
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