PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen
zusammen. Unsere Entwicklungsabteilung beansprucht weniger Ressourcen des Raum-fahrtsolidars als je zuvor. Niemand kann mir Vergeudung öffentlicher Mittel vorwerfen.«
Deshan nickte. »Es käme mir nie in den Sinn, so etwas zu behaupten. Aber es geht dir nicht in erster Linie um die Erschließung extra-planetarer Rohstoffe, technische Weiterentwicklung und die Erhöhung unseres ökonomischen Potenzials.« Deshan zögerte kurz. »Ich habe Vor Jahren deine Entwürfe gesehen. Die kilometerlangen Röhren. Raumschiffe, die viele tausend Menschen befördern sollen.«
Paronns Gesicht blieb unbewegt.
Deshan Apian beschloss, den letzten Punkt ebenfalls zur Sprache zu bringen. »Und ich finde es bemerkenswert, dass du genauso aussiehst wie vor neunzehn Jahren. Mira und ich haben Fotos verglichen. Es gibt keinen Unterschied. Du scheinst überhaupt nicht gealtert zu sein. Wer bist du?«
Für einige weitere Sekunden verweilte Paronns Blick auf seinem Chronisten. Dann stand er auf, trat zum Fenster und sah erneut nach draußen. Deshan fragte sich, ob Paronn auf diese Weise sein Gesicht vor ihm verbergen wollte.
»Und dann in der Raumstation«, fügte Deshan hinzu. »Die Möglichkeit des eigenen Todes scheint dich mehr bestürzt zu haben als das schreckliche Ende von Professor Luban und der anderen.«
Levian Paronn seufzte. »Bitte glaub mir, ich bedauere sehr, dass sie ums Leben kamen. Und nicht nur deshalb, weil sich dadurch die Arbeiten an dem Projekt verzögern.« Er hob die rechte Hand zur Brust, deutete dann aus dem Fenster, zum dunklen Himmel.
»Hast du jemals daran gedacht, dass die Sternensucher recht haben könnten?«, fragte er. »Dass uns wirklich Gefahr droht von fremden Wesen aus dem All?«
»Was hat das hiermit zu tun?«
Paronn drehte sich um, und sein Gesicht zeigte nicht die Strenge, die Deshan erwartet hatte, sondern eine Mischung aus Kummer und Entschlossenheit. »Eine ganze Menge. Ich habe Mepha Hatan, den Solidartaman und all die anderen damals nicht belogen. Mit meiner Arbeit für Impetus möchte ich dazu beitragen, dass wir Menschen als Volk überleben. Ich versichere dir, dass ich meine ganze Kraft für dieses eine Ziel einsetze, für das Überleben der Lemurer.«
Deshan musterte Paronn und glaubte ihm.
»Was die anderen Dinge betrifft... Warum sollte ich in die Rolle eines jungen Mannes schlüpfen, der zusammen mit seinen Eltern bei einem Verkehrsunfall starb? Ich bin Levian Paronn. Trui Paronn war mein Vater und Kaila Rinauro meine Mutter. Und meine Ähnlichkeit mit dem Levian vor neunzehn Jahren...« Paronn lächelte. »Ich habe mich gut gehalten. Manche Leute altern eben langsamer als andere.«
Deshan sah Paronn in die Augen und fand seinen Argwohn plötzlich absurd - alles an diesem Mann sprach von ehrlicher Aufrichtigkeit.
Was hatte ihn nur veranlasst, mit dummen Verdächtigungen seinen Chronistenvertrag aufs Spiel zu setzen? Er stand auf.
»Bitte entschuldige«, sagte er verlegen. »Wenn du jetzt glaubst, dass ich nicht mehr geeignet bin, deine Chronik fortzusetzen... « Levian Paronn kam näher und klopfte ihm auf die Schulter. »Sei unbesorgt: Bei dir fühle ich mich in den besten Händen. Du bist sehr aufmerksam, und ich weiß deine Offenheit zu schätzen. Ich glaube, wir beide sind ein gutes Team.«
Als Deshan Apian kurze Zeit später das Büro verließ, kam er sich wie ein Narr vor, der mit weniger als einem blauen Auge davongekommen war. Das erleichterte Aufatmen des Mannes hinter der Tür hörte er nicht.
Roder Roderich
Alle hatten das Bewusstsein wiedererlangt, als eine große Tür beiseite glitt und Licht in den Raum fiel, in dem es zuvor wieder dunkel geworden war. Roder Roderich blinzelte erschrocken, als er eine monströse Gestalt sah, die sich vor dem hellen Hintergrund abzeichnete: ein spinnenartiges Wesen aus Metall, ausgestattet mit zahlreichen Armen und Beinen. Servomotoren summten und brummten, als sich der große Roboter bewegte und in den Raum mit den Kriecher-Besatzungen stakte.
»Yülli...«, ächzte Roderich. »Ich glaube, deine vielgestaltige Kreatur des Chaos stattet uns einen Besuch ab.«
»Sie gehört nicht mir«, erwiderte der Blues Yülhan mit sanfter Frauenstimme und wich zurück. Sein Bruder Trülhan blieb dicht neben ihm und zwitscherte etwas, das der Translator nicht übersetzte.
»Kritischer Sicherheitsstatus«, erklang eine Stimme, die ihren Ursprung irgendwo im ovalen Zentralleib des Roboters hatte. »Die Nichtmenschen müssen eliminiert
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