PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche
seiner Tasche piepste, als sie bei der Hütte ankamen, auf die Zupat gedeutet hatte. Der tierische Wächter vollführte eine Serie grotesk übertriebener Verbeugungen, dudelte eine Melodie und half ihnen in ein Wägelchen. Ruckelnd fuhren sie durch eine doppelte Schwingtür, dann neigten sich die Schienen nach unten.
»Siehst du? Ab geht's in die Höhle!«
»Die mit den Weltentoren, Meister.«
Am liebsten hätte er die beiden Riesenblödiane geohrfeigt, als sich herausstellte, wie gründlich sie ihn missverstanden hatten. Ja, sie zuckelten durch eine Höhle. Und ja, in den Wänden links und rechts von den Geleisen befanden sich grün gestrichene Tore. Sie waren mit Sonnen, Monden und Sternen verziert und öffneten sich knarrend, wenn das Wägelchen vorbeikam. Dahinter waren Figurengruppen aufgebaut, die wohl bekannte Sagen, Märchen oder historische Ereignisse darstellen sollten.
»Hübsch, nicht wahr? So viele Welten, gell?«
»Dioramen von allen Planeten des Reichs, Meister. Bist du zufrieden?«
»Haltet euren Mund!!!«
Sie fuhren schweigend weiter, bis sie wieder oben angekommen waren. Die ganze Zeit über pressten Zupat und Werch ihre Hände auf die Lippen, so fest sie nur konnten.
»Frettchenland. Eine Raumstation ungefähr in der Mitte zwischen Drorah und Xölyar«, erklärte Aykalie, während sie zu den Transmittern trabten. »Im Prinzip Veehraatoru für Minderjährige.«
»Ein Vergnügungspark im All?«, fragte Perry, dem Übles schwante. Er konnte sich vorstellen, was die technikverliebten Akonen mit den Mitteln von Antigravitation, Formenergie und so weiter auf dem Sektor der Belustigungsanlagen zu leisten imstande waren. Und was ein verwirrter Suggestor in einer solchen Umgebung anzustellen vermochte...
»Ja. Fippo Frettchen ist eine beliebte TrickVid-Figur. Da oben tummeln sich zehntausende Kinder. Wenn es einen Ort gibt, an dem wir diesen Boryk noch weniger brauchen können als im Rotodrom, dann ist das Frettchenland. Armer Großvater Mechtan, derzeit scheint sich wirklich alles gegen ihn verschworen zu haben!«
Horrorbilder erschienen vor Perrys geistigem Auge, und wahrscheinlich nicht nur vor seinem. Ein Massaker am HiTec-Rummel-platz... Er sprang hinter der Akonin durch den Lichtbogen, orientierte sich, lief zu Mechtan von Taklir. »Takhan, auf ein Wort.«
»Resident.«
»Ich möchte mich keineswegs in deine Belange einmischen. Doch in Anbetracht der ernsten Lage...«
»Falls du mir einen Rat erteilen willst, nur zu. Du bist uns allen an Erfahrung überlegen. Ich höre.«
Perry warf einen raschen Blick auf sein Multifunktions-Armband. Der Mikroorter hatte Boryks Standort bereits eruiert. »Dies ist kein Umfeld für einen groß angelegten Militäreinsatz.«
»Da stimme ich dir zu. Doch ich muss verhindern, dass die Seuche noch weiter verbreitet wird.«
»Lass alle Transmitter in die Quarantänekliniken umleiten. Postiere dort deine Leute, um die Ankommenden in Empfang zu nehmen und zu betreuen.«
»Wenn aber Boryk...«
»Speist seine Signatur in die Syntrons der Abstrahlgeräte, sodass er diese nicht benutzen kann. Dann sitzt er hier fest.«
Achab ta Mentec sah den Admiral an; der nickte. Der Maphan trat beiseite, um alles Nötige in die Wege zu leiten.
Mechtan fragte: »Wie verhindern wir, dass er wieder einen Menschenschwarm in seine Gewalt bringt?«
»Indem wir ihn nicht unter Druck setzen. Ich glaube, dass er im Rotodrom nicht vorsätzlich gehandelt, sondern instinktiv auf die entfesselte, aggressive Stimmung reagiert hat. Im Grunde will er nur zurück auf seine Arche.«
»>Bringt Boryk nach Hause! <«
»Genau. Wir sollten uns ihm so annähern, dass er nicht wieder vor Schreck durchdreht. Also in einer möglichst kleinen Gruppe.«
»Gut. Du, Jars und Aykalie. Achab soll sich in der Nähe halten, mit einigen wenigen Spezialisten vom Aburrir-Sicherheitsdienst. Die sind besser für Geiselnahmen und dergleichen geschult als meine Raumsoldaten.«
»Danke, Takhan.«
Ihre Blicke trafen sich. »Ich habe zu danken.«
Perrys Armband piepste. Er fürchtete schon, der Orter hätte die Signatur verloren, doch es war ein Anruf.
»Soeben habe ich eine Botschaft gefunden«, sagte Icho Tolot. »Von Levian Paronn.«
Ihm blieb keine Wahl.
Die DIÖGU meldete sich nicht mehr. Sobald er das erfahren hatte, stand für Levian fest, dass die erwarteten, ja geradezu herbeigesehnten Ereignisse ihren Anfang genommen hatten. Alles passte zusammen: Die Dunkelwolke, die Howalgonium-Vorkommen, der
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