PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche
Ausfall des Hypersenders auf dem vierten Planeten und nun auch das Schweigen der DIÖGU.
Dennoch durfte er kein Risiko eingehen, indem er auf eigene Faust dem zweiten Instrument nachjagte, das er zur Verwirklichung seines Jahrzehntausendplans benötigte. Wenn jemand zeitgerecht dessen Standort fand, dann Tolot. Also musste Levian den Haluter nach Gorbas bringen.
Er sprang in die ACHATI UMA. In dem Durcheinander, das die Flucht des lemurischen Mutanten quer durchs Akon-System bewirkt hatte, und bei den vielen Ortswechseln des Krisenstabs fiel seine kurze Abwesenheit nicht auf. Icho Tolot war gerade an Bord seines eigenen Kugelraumers, sodass Levian eine Folie in der Kabine des Hüters deponieren konnte. Sie enthielt die Einladung zu einem Treffen und die astronomischen Koordinaten des Gorbas-Systems. Unterzeichnet hatte Levian Paronn mit seinem richtigen Namen und dem aktuellen Datum. Das sollte reichen, um den Haluter dorthin in Marsch zu setzen, wo er ihn haben wollte.
Blieb nur noch das Problem Boryk, beziehungsweise Diarium. So Leid es Levian tat, er musste seine geliebten Aufzeichnungen notfalls vernichten, damit Rhodan sie nicht zu lesen bekam.
Und er wusste auch schon, wie.
Ihm war zum Heulen, also heulte er. Boryk stützte seinen Kopf auf die Hände und ließ den Tränen freien Lauf.
Die beiden Riesen schwiegen betreten. Wahrscheinlich schämten sie sich ihrer Nutzlosigkeit. Boryk schämte sich ebenfalls, und er verwünschte den Tag seiner Geburt. Er hatte immer nur das Beste im Sinn gehabt, wollte ein braver Junge sein, Gutes tun - und doch hatte er grobe Verfehlungen begangen, schwere Schuld auf sich geladen. Das Schicksal der Naahkin belastete sein Gewissen ebenso wie der Tod der freundlichen Riesin, die ihn in der Liebesgrotte versteckt hatte. Und was in dem gigantischen Ballspiel-Trichter angerichtet worden war, vermochte er nicht einmal zu erahnen.
Niemand sollte mit einer Fähigkeit geschlagen sein wie der meinigen, dachte er. Dos ist viel zu viel Macht für einen Einzelnen, weniger eine Gabe denn ein Fluch.
Nun erfasste ihn doch eine Art Kater, wenngleich ohne körperliche Symptome. Boryk fühlte sich leer, mutlos, verzagt. Auf einmal konnte er nachvollziehen, wie der Göttin zumute gewesen sein musste. Er verspürte Todessehnsucht; erkannte, dass auch das Amulett auf Dauer kein Glück brachte, sondern vielmehr Leid und Verzweiflung.
Er hörte seinen Namen. Konnte es erst fast nicht glauben. Jemand hatte ihn angeredet. In seiner Sprache, oder jedenfalls einer, die ganz ähnlich wie seine eigene klang!
»Boryk, verstehst du mich? Bitte erschrick nicht. Wir wollen dir helfen, zurück nach Hause zu gelangen.«
Er hob den Kopf. Der Riese war hellhäutiger als die anderen, hatte dunkelblondes Haar und graublaue Augen.
Einen Schritt hinter ihm stand eine Riesin, die eine netzartige Kopfbedeckung trug, so wie auch der Mann neben ihr... der Majittri!
Die Flucht war zu Ende. Sie hatten ihn eingeholt.
Beinahe empfand Boryk Erleichterung darüber.
Zupat und Werch waren aufgesprungen, wollten sich schützend vor ihn stellen. Er winkte ab. »Geht«, sagte er zu ihnen, »ich entlasse euch. Verzeiht mir, dass ich euch missbraucht habe.« »Aber Meister, wir möchten bei dir bleiben.«
»Ja, bei dir, Meister.«
Sie wirkten verwirrt, vor den Kopf gestoßen. Wie Kinder, die nicht verstanden, warum sie nicht länger mitspielen durften. Er hatte ihnen etwas gegeben, und nun nahm er es ihnen wieder weg, ohne Begründung, einfach so.
Noch ein Fehler, noch eine Sünde.
»Sucht das Weite«, sagte er leise. »Bitte.«
»Das Weite, na klar!«
»Toll, gute Idee. Das Weite suchen. Wird sofort gemacht, Meister.« Sie trollten sich zufrieden.
»Bist du bereit, mit uns zu kommen, Boryk?«, fragte der Hellhäutige. »Wir bringen dich in deine Heimat.«
»Ja.«
Der Majittri räusperte sich, ein wenig verlegen, wie Boryk schien. »Ich habe Grund zur Annahme, dass du bei unserer letzten Begegnung einen Gegenstand an dich genommen hast, der mir gehört. Magst du ihn mir wieder zurückgeben?«
Boryk griff in seine Taschen, holte das Zauberbrettchen, das Werkzeug und das abgegriffene Gerät heraus. Er hielt die Gegenstände dem Hellhäutigen hin, weil dieser näher stand.
Der Riese streckte die Hand danach aus. Doch bevor er zugreifen konnte, durchschnitt ein zorniges Summen die Luft, und die Welt explodierte.
Perry Rhodan bemerkte das silberne Aufblitzen aus den Augenwinkeln. Er reagierte ohne nachzudenken,
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