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PR Lemuria 05 - Die letzten Tage Lemurias

PR Lemuria 05 - Die letzten Tage Lemurias

Titel: PR Lemuria 05 - Die letzten Tage Lemurias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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war sein Gesicht maskenhaft starr, wie im Schock eingefroren, doch dann verzerrte es sich zu einer Fratze des Entsetzens. Furcht leuchtete in seinen Augen auf. Seine Lippen bebten. Dann riss er den Mund auf und schrie.
    Es war ein Schrei, bei dem ein Beben durch den Körper des Riesen lief. Er drückte tiefes, kreatürliches Grauen aus, blinde Panik und Todesangst. Der Schrei schnitt wie ein Lasermesser durch das Gemurmel der anderen Lemurer und brachte sie abrupt zum Schweigen. Alle Köpfe ruckten herum. Und das Entsetzen, das sich auf dem Gesicht des Mannes abzeichnete, spiegelte sich in den Mienen der anderen.
    Hundert Münder nahmen den Schrei des ersten Mannes auf und potenzierten ihn zu einem Crescendo des Grauens. Die Schlafenden wurden aus ihrem Schlummer gerissen und sahen sich erschrocken um, und kaum fiel ihr Blick auf den Haluter, summten sie ebenfalls in das schreckliche Geschrei ein.
    Tolot hob in einer hilflosen Geste die Hand. »Ich komme in Frieden«, sagte er, doch seine Worte gingen in dem panischen Lärm unter.
    Die Lemurer sprangen auf und flohen in den Torbogen des Tunneleingangs auf der anderen Seite der Halle. In ihrer Panik rempelten sie sich gegenseitig an, brachten sich zu Fall, trampelten blindlings über die Gestürzten hinweg. Und die ganze Zeit schrien und kreischten sie, als hätten sie den Verstand verloren.
    Tolot war erschüttert. Er hatte nicht damit gerechnet, eine derartige Panik auszulösen. Die Lemurer an Bord der Sternenarchen hatten ihn schließlich freundlich und voller Vertrauen aufgenommen...
    Diese Reaktion lässt nur einen Schluss zu, informierte ihn sein Planhirn kühl. Sie sind bereits Halutern begegnet, und diese Begegnung verlief traumatisch.
    Er wusste, worauf sein Planhirn hinaus wollte. Nur zu gut erinnerte er sich an seine erste temporale Reise, damals, im Jahr 2404 altterranischer Zeitrechnung, als es ihn zusammen mit der CREST-III in die rund fünfzigtausend Jahre zurückliegende Vergangenheit verschlagen hatte, in die Epoche der lemurischen Endzeit, als der Krieg zwischen den Lemurern und den Bestien genannten Urhalu-tern getobt hatte.
    Damals hatte sein Anblick bei den Lemurern dieselbe Reaktion ausgelöst.
    Dies könnte bedeuten, dass du dich in derselben Ära befindest, teilte ihm sein Planhirn emotionslos mit. Wenn dies zutrifft, musst du unter allen
    Umständen eine Begegnung mit deinem damaligen Ich vermeiden, um kein Zeitparadoxon mit potenziell verheerenden Folgen zu erzeugen!
    Die Halle hatte sich inzwischen geleert. Ein Dutzend Gestalten, von den Flüchtenden niedergetrampelt, lagen stöhnend und wimmernd auf dem Boden. Tolot spürte den Drang, zu ihnen zu gehen, um ihnen zu helfen, doch das würde ihre Panik und Angst nur verstärken. Unschlüssig verharrte er und fragte sich, wie sein anderes, zukünftiges Ich in dieser Situation gehandelt hatte.
    Plötzlich zerriss Sirenengeheul die nur vom Wimmern der Verletzten durchbrochene Stille. Sekunden später tauchten Gestalten im Torbogen der Tunnelöffnung auf der anderen Seite der Halle auf, Lemurer in grauen Kampfanzügen, mit schweren Thermostrahlge-wehren bewaffnet, von rot leuchtenden Kraftfeldern umgeben. Als sie den Haluter erblickten, hoben sie sofort die Waffen und eröffne-ten das Feuer.
    Hitzestrahlen schlugen neben Tolot in der Wand ein und brachten die Plastikverkleidung zum Schmelzen. Rauchende Tropfen spritzten auf seinen roten Schutzanzug, perlten von dem spezialbeschichteten, widerstandsfähigen Material ab und fielen wie heiße Tränen zu Boden. Tolot verlor keine Zeit. Er wirbelte herum und floh durch den Gang zurück bis zu der Korridorkreuzung. Er wollte nicht gegen die Lemurer kämpfen, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ. Sie hielten ihn offenbar für eine Bestie und taten nur ihre Pflicht. Und sie zu töten, hätte einen massiven Eingriff in das Gefüge der Zeit bedeutet, mit unvorhersehbaren Konsequenzen.
    Er stürmte in einen der Seitengänge und hörte hinter sich die schweren Schritte der Verfolger, während das Sirenengeheul anhielt. Thermostrahlen sengten über ihn hinweg und ionisierten die Luft. Er wurde schneller und rannte an Türreihen vorbei, erreichte eine weitere Kreuzung, verharrte kurz, um sich zu orientieren, und bog in einen Tunnel, der nach fünfzig Metern an einem massiven Schott endete.
    Tolot beschleunigte seine Schritte noch mehr und veränderte gleichzeitig auf molekularer Basis die Struktur seiner Zellen, bis sein Körper die Festigkeit eines

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