PR Lemuria 05 - Die letzten Tage Lemurias
auf verschiedenen Welten über die Temporalforschungen von Tamrat Markam gesammelt hatten, schienen die These zu bestätigen. Immerhin gab es genug harte Fakten, dass ein kühl kalkulierender Kopf wie Ruun Lasoth, der Chefwissenschaftler des 1. Tamaniums, und der auf Lemur für Wissenschaftsfragen zuständige Hohe Tamrat Merlan die Mission vom Kommandant Bardon unterstützt hatten.
Levian Paronn lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen den Monitor seines Computerterminals, über den die Daten flimmerten, die Bardon in der geheimen Forschungsstation auf Zalmut gefunden hatte. Wenn sie nicht gefälscht waren, ließen sie nur einen Schluss zu: Auf Torbutan, einem abgelegenen Planeten im 87. Tamaniumm, Standort eines geheimen Forschungskomplexes des mittlerweile nicht mehr existierenden Suen-Klubs, gab es tatsächlich eine funktionsfähige Zeitmaschine.
Paronn schauderte.
Erregung erfasste ihn. Im Lauf seiner wissenschaftlichen Karriere hatte er sich einige Jahre mit Temporalphysik beschäftigt. Er wusste, dass Zeitreisen zumindest theoretisch möglich waren, auch wenn die Konsequenzen daraus, die potenziellen Folgen eines Eingriffs in das Gefüge der Zeit, enorme logische Probleme aufwarfen und un-kalkulierbare Risiken erzeugten. Die Vergangenheit zu verändern, um die Gegenwart neu zu gestalten, war ein verführerisches Konzept, aber es beschwor die Gefahr von Zeitparadoxa herauf, den Zusammenbruch des linearen Zeitstroms, das Entstehen von in sich geschlossenen Zeitschleifen, temporales Chaos.
Aber dennoch, durchfuhr es Paronn. Wenn man die Möglichkeiten bedachte...!
Die Lemurer hatten den Krieg gegen die Bestien längst verloren. Was jetzt noch in Apsuhol stattfand, waren Scharmützel, letzte Rückzugsgefechte, um die Evakuierung der Zivilbevölkerung nach Karahol zu sichern, und der Angriff der Bestien auf Tanta III verriet, dass sie den Lemurern auch diesen Fluchtweg nehmen wollten. Doch wenn es gelang, mit der Zeitmaschine in die Vergangenheit zu reisen, in die Ära vor dem Ausbruch des Krieges...
Wir könnten das Kriegsglück wenden, dachte Paronn. Nachträglich könnten wir die totale Niederlage in einen totalen Sieg verwandeln!
Natürlich nicht so, wie es sich Thore Bardon erträumte. Sein Plan, eine Flotte kampfstarker Raumschiffe in die ferne Vergangenheit zu versetzen und die Heimatwelt der Bestien zu vernichten, bevor sie die interstellare Raumfahrt entwickelten, war nicht zu verwirklichen. Der Kommandant der IBODAN wusste nicht, was Levian Pa-ronn wusste, er kannte nicht die Geheimdienstinformationen, die dem Technischen Administrator von Tanta III vorlagen.
Seit dem Ausbruch des großen Krieges suchte das Oberkommando der Flotte nach der Heimatwelt der Bestien, um einen vernichtenden Schlag gegen sie zu führen. Doch man hatte sie nie entdeckt. Man hatte Basisplaneten aufgespürt, militärische und industrielle Zentren, von denen aus der Krieg organisiert und mit Nachschub versorgt wurde, aber ihre Heimatwelt blieb unauffindbar.
Vermutlich, weil sie nicht in Apsuhol lag.
In all den Jahrtausenden ihrer interstellaren Expansion waren die Lemurer nie einer hoch entwickelten Fremdkultur begegnet. Sie waren von Stern zu Stern gereist, immer auf der Suche nach verwandten Geistern, mit denen sie sich messen und austauschen konnten, doch alles, was sie gefunden hatten, waren primitive Völker und die Ruinen untergegangener Zivilisationen. Nie waren sie in der Galaxis auf eine Spur der Bestien gestoßen, bis sie vor siebe-nundneunzig Jahren praktisch aus dem Nichts aufgetaucht und über die Lemurer hergefallen waren.
Auch wenn es keine handfesten Beweise gab, so glaubten die Strategen der Flottenführung inzwischen, dass die Bestien aus einer anderen Galaxis kamen, dass sie sich in irgendeinem der anderen Milliarden Spiralnebel entwickelt hatten. Sie waren Invasoren, die in Apsuhol eingedrungen waren, um das Große Tamanium - aus welchen Gründen auch immer - zu zerstören.
Und sie hatten Erfolg gehabt.
Das Große Tamanium war zerschlagen, die Galaxis verwüstet. Ungezählte Millionen Lemurer waren tot, viele Milliarden durch den Sonnentransmitter in die Zwillingsgalaxis Karahol geflohen. Und das stolze Lemur, die Keimzelle des Großen Tamaniums und Levian Paronns Heimatwelt, lag in Trümmern und drohte nach der Zerstörung des fünften Planeten Zeut von einer neuen Eiszeit unbewohnbar gemacht zu werden.
Aber all das muss nicht endgültig sein, kein
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