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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Erghenas entsetzter Aufschrei gellte in seinen Ohren, sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, dann durchbrachen die nächsten Wrackteile die Mauern.
    Levian spürte, dass sich der Boden aufbäumte, aber schon holte ihn die Druckwelle ein und fegte ihn von den Füßen. Er wurde herumgewirbelt, überschlug sich und prallte hart auf. Der Schmerz in seinem linken Arm war mörderisch. Levian schrie nun, doch in dem Dröhnen, Bersten und Krachen ringsum hörte er nicht einmal mehr die eigene Stimme.
    Nach den Erschütterungen weiterer Einschläge ebbte der Orkan so rasch ab, wie er losgebrochen war. Feuerschein und herabbrechende Deckensegmente versperrten den Rückweg. Noch während Levian verzweifelt versuchte, einen Überblick zu gewinnen, stürzte die Wand des Kinderzimmers ein. Nun loderten die Flammen erst richtig auf.
    Urplötzlich trommelten Faustschläge auf ihn ein. »Janok!«, keuchte Erghena halb erstickt. »Hol Janok da raus!« Sie schien nicht er-kennen zu wollen, dass das Kinderzimmer von einem Gleitertriebwerk verwüstet worden war.
    »Janok ist tot. Und wenn wir nicht hier verschwinden, sind wir es ebenfalls!«
    Sie schien nicht zu begreifen und starrte ihn nur aus weit aufgerissenen, flackernden Augen an. Hätte er nur einen Augenblick länger gezögert, wäre sie jetzt ebenfalls tot.
    Die Flammen loderten bereits im Flur. Nur eine Sekunde lang zögerte Erghena, dann ging sie entschlossen weiter, die Arme schützend vors Gesicht gehoben.
    »Zurück!«, schrie Levian. Erghena hörte ihn nicht, oder sie wollte ihn nicht hören. Wie ein Roboter verschwand sie in dem sich träge heran wälzenden Rauch.
    Levian taumelte hinter ihr her. Es war egal, wo er starb, hier oder auf einer anderen von den Bestien heimgesuchten Welt. Sie würden immer angreifen, so lange, bis in dieser Galaxis keine Lemurer mehr existierten oder sie selbst von neuen Waffensystemen hinweggefegt wurden.
    Erghena brach zusammen. Schattenhaft verzerrt, sah Levian sie stürzen. Ungeachtet der sengenden Hitze und des beißenden Qualms, der sich erstickend auf seine Atemwege legte, stürzte er vor.
    Der Schmerz war grauenvoll, aber Levian achtete nicht darauf. Noch konnte er die Luft anhalten. Andererseits spürte er schon den qualvollen Druck auf seinen Lungen, der ihn unweigerlich zwingen würde, bald tief und gierig einzuatmen.
    Er verlor die Orientierung. Doch einen Augenblick später stieß er gegen etwas Weiches. Erghena bewegte sich nicht mehr, er zerrte sie mit sich, schleifte sie erst über den Boden, fort von den gierig um sich greifenden Flammen, ging aber schon nach wenigen Metern neben ihr in die Hocke und hob den schlaffen Körper halb über die Schultern.
    Sein Brustkorb drohte zu zerspringen, als er keuchend nach Atem rang. Alle Regungen in ihm waren erloschen, er fühlte sich wie tot. Levian stand trotz der galaxisweiten Katastrophe dem Tod nicht gleichgültig gegenüber. Und vor wenigen Minuten hatte er seinen Sohn verloren.
    Blut und Tränen verschleierten seinen Blick, als er Erghena zum nächsten Liftschacht schleppte. Was sollte er tun, falls die Antigravkabine nicht mehr funktionierte? Schon diese Überlegung peitschte ihn weiter, während von draußen erneut Explosionen erklangen und das Donnern der Thermosalven, das entstand, wenn die erhitzte Luft in die Schusskanäle zurückstürzte.
    Der Schacht war hell erleuchtet und gesichert wie stets. Ungeduldig wartete Levian auf die heranrasende Kabine. Erghena stöhnte verhalten. Er musste sie in eine Klinik bringen - Klinik?, fragte er sich entsetzt, als würden die Bestien in ihrem Vernichtungswahn vor irgendetwas zurückschrecken. Auf jeden Fall brauchte sie Wundplasma, ihre Verbrennungen ließen schon das Heisch sehen. Ohne Plasma würde Erghena diesen oder den nächsten Tag nicht überleben.
    Erst als er sie in die Liftkabine schleppte, fiel ihm auf, dass sie beide allein waren. Entweder waren die Nachbarn auf dieser Etage schon zu Beginn des Angriffs in die tief unter der Oberfläche angelegten Schutzräume geflohen, oder sie verharrten in ihren Wohnungen und hofften darauf, dass die schwarzen Raumschiffe abzogen. Vielleicht war Entsatz unterwegs, die Flotte eines Tamrats, zusammengewürfelt aus kampferprobten Einheiten, die schon andere Schlachten gegen die Bestien überstanden hatten.
    Erghenas Wimmern wurde zum qualvollen Stöhnen, als die Kabine im Erdgeschoss stoppte.
    Blutroter Feuerschein beherrschte die Szene. Levian hatte den Ausgang fast erreicht,

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