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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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verbrennt.
    Milliarden Tote. Männer, Frauen und Kinder...
    Jede Hyperfunknachricht vom Rottenkommando eine neue Hiobsbotschaft...
    Paronn biss die Zähne zusammen, bis die Kiefergelenke knackten. Steif schritt er hinüber zum Kartentank.
    Einen Moment lang glaubte er, in der Unendlichkeit zu versinken, so real wirkte der Eindruck, über dem Nichts zu stehen. Seine Hände umklammerten den Rand des Kartentanks, während er sich noch weiter nach vorn beugte. Sein Blick verlor sich in dem gleißenden Sternenmeer.
    Irgendwo dort draußen, für ihn wieder unerreichbar fern in der Zeit, lag Lemuria. Seine Heimat. Die Welt, deren Untergang nicht sein durfte.
    »Lemuria - du musst leben!« Er konnte nicht sagen, ob der Satz nur in seinen Gedanken entstand oder er ihn tatsächlich über die Lippen brachte. »Du darfst nicht sterben, niemals!« Wie ein gellender Aufschrei hallte es in ihm nach.
    Paronn krallte sich fest. Am Rand des Holotanks ebenso wie an seiner Erinnerung, seinen Schwüren und Hoffnungen. Dennoch glaubte er, zu fallen ...
    ... zu stürzen in die Unendlichkeit, die ihn gierig umfing, als wolle sie ihn nie wieder freigeben.
    Die Schatten seiner Erinnerung umringten ihn, und ihre dumpfen Laute erschienen wie der Pulsschlag der Zeit, ein unheimliches Dröhnen.
    Es wurde lauter. Ohrenbetäubend.
    Salventakt!
    Unbarmherzig fraß sich das Donnern in sein Unterbewusstsein vor. Paronn schreckte auf, lauschte sekundenlang mit angehaltenem Atem, während sein Herz gegen die Puppen hämmerte, und war mit einem blitzschnellen Satz auf den Beinen. In weiter Ferne glaubte er Sirenengeheul zu vernehmen, doch als er sich darauf konzentrierte, herrschte wieder Stille. Es erschien ihm, als hätte die Zeit den Atem angehalten, ein flüchtiger Moment inmitten des Chaos, das die Galaxis unabwendbar in den Strudel des Untergangs und der Vernichtung zog.
    Diesen einen Moment festhalten, ihn für immer zu konservieren wie die Zone der Ruhe im Auge eines tobenden Wirbelsturms, das sehnte Levian Paronn sich gerade jetzt herbei. Er trat ans Fenster und blickte über die Stadt hinweg, in der er erst vor wenigen Wochen neue Zuflucht gefunden hatte.
    Vereinzelt schimmerte Licht aus nicht vollständig abgedunkelten Fenstern. Die Straßen und Plätze der Metropole lagen im Dunkel der Nacht und unter den Schlagschatten der Hochhäuser begraben. Levian sah einen einzelnen Gleiter aufsteigen und jenseits der Röhrenbahn mit wachsender Beschleunigung verschwinden.
    Nacheinander erloschen die letzten Lichter. Es mutete seltsam an, doch die Menschen schienen sich sicherer zu fühlen, wenn sie sich in der Dunkelheit verkriechen konnten. Dabei ignorierten sie wider besseres Wissen, dass moderne Waffensysteme jederzeit und über gewaltige Entfernung hinweg effektiv töteten.
    Der Himmel war leicht wolkenverhangen, am fernen Horizont wetterleuchtete es. Levian drückte die Stirn an das Fensterglas. Die Scheibe war kühl und klärte seine Sinne; ihm wurde endgültig bewusst, dass er die Einschläge aus schweren Schiffsgeschützen und das Sirenengeheul nur geträumt hatte. Wieder einmal, wie so oft in den letzten Wochen, seit er dem Bestienangriff auf die Hauptwelt des 14. Tamaniums entkommen war. Ein Tross von Flüchtlingsschiffen hatte sich in alle Himmelsrichtungen ergossen. Wie der Inhalt einer ausgereiften, aufplatzenden Samenkapsel, dachte er. Nur steht jetzt schon fest, dass dieser Samen nirgendwo aufgehen kann. Die Bedingungen haben sich verändert. Und wenn doch, werden schon die ersten Keimlinge zertreten und ausgerissen ...
    Der fahle Sternenschimmer über der Stadt verbreitete eine verlogene Ruhe. Dennoch blickte Levian zu den fernen Lichtpunkten auf, schloss nach einer Weile sogar die Augen und versuchte, endlich wieder ruhig und gleichmäßig zu atmen.
    Die Anspannung fiel von ihm ab. Er wusste, dass der Krieg gegen die Bestien, dieses entsetzliche, erbarmungslose Morden, noch lange nicht verloren war. Die Tamanien mobilisierten ihre letzten Kräfte, obwohl sich immer mehr Lemurer durch die Sonnentransmitter in die Nachbargalaxis zurückzogen. Was nach wie vor in scheinbar geordneten Bahnen verlief, würde jedoch eines Tages zur panischen Flucht ausarten, sobald sich herausstellte, dass die Heimatgalaxis nicht mehr zu halten war. Levian hatte inzwischen von Plänen gehört, große Flottenkontingente der Bestien in die Sonnentransmitter zu locken und diese dann zu sprengen. Inwieweit sich reale Überlegungen darin ausdrückten, konnte er

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