Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Milchstraße entsandt hatte. Nachdem sie sich auf Halut niedergelassen und galaxisweit Stützpunkte errichtet hatten, begann ihre Offensive auf das Große Tamanium der Lemurer.
    »Tot«, schnaufte Icho Tolot und ließ von dem Tank ab, auf dessen Oberfläche er mit schnellen Bewegungen die Verschmutzungen abgewischt hatte. Die Wandung war weitgehend transparent. Tolot drehte sich halb zur Seite und versuchte, mit dem Stirnauge einen Blick auf Boryk zu erhaschen. »Die Bestien, die hier heranwachsen sollten, werden sich nie gegen die Menschen erheben. Der Klon hat sich getäuscht.«
    »Sie sind nicht tot!«, rief Boryk schrill. »Ich spüre sie doch ... sie sind überall, sie ...«Seine Stimme brach in einem qualvollen Husten ab.
    Norwell schimpfte nur noch. Ohnehin schon immer laut und aufbrausend, schien er sich unter dem Druck der Situation zum Egoisten zu entwickeln. Er dachte nicht daran, die paar Meter zur Gruppe zurückzugehen, sondern entfernte sich demonstrativ weiter. Rhodan ließ ihn gewähren. Vor allem wurde er von Tolot abgelenkt, der wieder über eine Tankwandung wischte.
    »Hier!« Der Haluter trat einen Schritt zur Seite. »Sieh dir das an, Rhodanos!«
    Perry hatte Mühe, etwas zu erkennen. Zuerst hatte er erwartet, den nahezu vollständig ausgebildeten Körper einer in Nährflüssigkeit schwimmenden Bestie zu sehen, aber nach Tolots Ausruf war er sich dessen nicht mehr sicher.
    Der Tank war leer, lediglich an der Innenwand hing eine verkrustete Masse. Und am Boden wogte dunkler, schaumiger Schleim. Tentakelartige Fortsätze streckten sich daraus hervor, nahmen bizarre Formen an und fielen in die Masse zurück.
    Ganz vorsichtig griff Tolot nach dem Terraner und drehte ihn so, dass er den vorderen Bereich besser überschauen konnte.
    Rhodan begriff. Dort lag, offenbar schon seit geraumer Zeit, denn es war trotz molekularer Verhärtung in den Verwesungsprozess übergegangen, der vollständige Handlungsarm einer Bestie. Die Finger hatten sich in die Innenverkleidung des Tanks gekrallt, und das konnten sie wohl nur, weil sich der molekulare Umwandlungsprozess vollzogen hatte.
    Das wiederum bedeutete ...
    »Der Körper war voll ausgereift«, sagte Tolot. »Aber er konnte den Tank nicht verlassen und zersetzt sich wieder. Wahrscheinlich sieht es überall so aus.«
    »Die Hüter leben«, keuchte Boryk halb erstickt. »Ich spüre ihre Nähe.«
    »Kannst du sie beeinflussen?«, fragte Rhodan.
    Boryk schluchzte heftig.
    »Ich... nein, ich glaube nicht. Es sind zu viele. Aber sie werden bald wissen, dass wir hier sind.«
     

13
    Schrecklich leer ist das Universum ...
    ... aber vorwiegend schrecklich.
    Es könnte schön sein, groß und bedeutungsvoll, doch in Wahrheit ist es das nicht. Weil es vielfältiges Leben hervorgebracht hat. Leben, das die Schönheit und die Weite des Universums nicht begreift. Dieses Leben vernichtet und zerstört; es macht den Tag zur Nacht und verwandelt ihn in eine lange währende Qual. Vielleicht wird diese Nacht niemals mehr enden. Obwohl die Sonnen in ihrer gleißenden Herrlichkeit noch sehr lange bestehen werden, länger jedenfalls als das Leben an sich.
    Ich habe versucht, alle Schrecken der Nacht aus meinen Gedanken zu verdrängen, und eine Weile habe ich geglaubt, ich hätte das tatsächlich geschafft. Aber ich habe mich selbst belogen. Denn nun weiß ich, dass die Finsternis mehr als fünfzig Jahrtausende überdauert hat. Ich spüre, dass sie nach meiner Seele greift.
    Mit den Bestien kam diese lange Nacht.
    Sie vernichteten das Große Tamanium ...
    Nun werden sie auch meine Hoffnung zerstören. Obwohl ich weiß, dass ich sie immer noch besiegen kann.
    Vehraäto sei mit mir!
    Als er die Zentrale betrat, schlug ihm eine ungewohnte Stille entgegen. Selbst das sonst allgegenwärtige Summen der Luftumwälzung schien verstummt zu sein.
    Levian Paronn zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde. Mit prüfendem Griff tastete er über seinen Uniformkragen und den Orden, der ihm vor einem halben Jahr für herausragende Verdienste um die Siebente Flotte verliehen worden war, dann straffte er sich und ging weiter.
    Der Weg quer durch die Zentrale bis zum Kommandantensessel erschien ihm dennoch wie ein Spießrutenlauf. Er fühlte, dass die Frauen und Männer ihn anstarrten, auch wenn sie alle Mühe aufwendeten, es sich nicht anmerken zu lassen.
    Paronn hätte nie geglaubt, dass es so schlimm sein könnte. Für was hielten sie ihn? Er war einer von ihnen, weil er schon länger auf Drorah

Weitere Kostenlose Bücher