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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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lebte als jeder an Bord der UMBERIA. Sehr viel länger.
    Aber vielleicht war es gerade das, was ihn plötzlich zum Aussätzigen stempelte. Sein Zellaktivator, die für seine Untergebenen wohl erschreckende Tatsache, dass er seit einem halben Jahrhunderttausend lebte - länger als jeder andere Aktivatorträger in der Milchstraße. Darüber hatte er bislang selbst noch nicht nachgedacht, weil ihm das unwichtig erschienen war, nachgerade nebensächlich. Er hatte nur für seine Hoffnungen gelebt und ausschließlich auf den entscheidenden Moment hingearbeitet, in dem er in seine eigene Zeit zurückkehren konnte.
    Insgeheim atmete er auf, als er das Kommandopodest betrat. Der Erste Offizier legte die Hand zur Begrüßung unter die linke Schulter, dann widmete er sich sofort wieder dem Panoramaholo.
    »Besondere Vorkommnisse?«
    »Keine, Maphan!«
    Sie neideten ihm die Unsterblichkeit. Oder fürchteten sie ihn wie ein Fossil, das unverhofft zu neuem Leben erwacht war?
    »Ich bin kein Monstrum«, wollte Levian seiner Besatzung erklären. Er tat es nicht, sank stattdessen in den Sessel und beobachtete die sich aufbauenden Kontrollholos. Sobald es ihm erforderlich erschien, konnte er alle Schiffsfunktionen übernehmen und den Zugriff der anderen Stationen blockieren.
    So weit würde es aber hoffentlich nicht kommen.
    Er spürte die Blicke in seinem Rücken wie Dolche. Nun war er keiner mehr von ihnen, vielmehr hatte er sich in die verschworene akonische Gemeinschaft eingeschlichen wie ein Dieb.
    »Maphan...!«
    Paronn reagierte nicht.
    »Maphan, wir müssen Drorah über die Geschehnisse im Gorbas-System informieren! Wenn wir den Angriff der Bestien länger verschweigen... «
    »Was ist dann?«, fragte er. »Gorbas allein ist unbedeutend.«
    Er wusste: Sie waren wieder da. Wie einst. Vielleicht sogar weit in der Galaxis verteilt. Auf ein Zeichen hin würden sie vereint losschlagen. Millionen Bestien an Bord von hunderttausenden schwar-zer Raumer, bestückt mit den gefürchteten Intervallkanonen, deren gebündelte Hyperfelder fast jedes bekannte Material zertrümmerten, mit Thermo-, Impuls- und Desintegratorgeschützen und von starken Paratronschirmen eingehüllt, an denen sich die Kommandanten lemurischer Schlachtschiffe die Zähne ausgebissen hatten.
    Ungläubig registrierte Paronn, dass er die Finger in den Armlehnen verkrallte. An den Waffensystemen der Bestien war die Zeit vorübergegangen. Während die technische Innovation in der Galaxis vor allem in den letzten drei Jahrtausenden einen deutlichen Sprung nach vorn gemacht hatte, war der Standard der Bestien in den Depots im wahrsten Sinn des Wortes eingefroren gewesen. Die heute gebräuchlichen mehrfach gestaffelten Paratronschirme hielten selbst schwerem Intervallbeschuss lange stand, und die Transformkanonen, bis vor Kurzem ein Privileg der Terraner, mittlerweile jedoch Allgemeingut, würden in die Reihen der Angreifer gewaltige Breschen schlagen. Hätte Lemuria einst über derart effektive Waffen verfügt, der Krieg wäre anders verlaufen.
    Paronns Rechte tastete über eine der Innentaschen seiner Uniform. Erleichtert atmete er auf, als er die Datenspeicher spürte. Er trug die Konstruktionsunterlagen jener Waffe bei sich, auf die er seine Hoffnungen gestützt hatte. Von den frühen Akonen entwickelt, war sie dennoch nie wirklich zum Einsatz gelangt, weil die Befriedung der Haluter sie überflüssig gemacht hatte. Die Waffe stammte aus dem Ichest-System.
    Ichest - Zwischenstopp. Den Namen hatten die Lemurernachfahren an Bord der LEMCHA OVIR jener großen roten Sonne gegeben, auf deren fünfter Welt die Sternenarche havariert war. Zwischenstopp. Levian hatte diese Bezeichnung beibehalten. Weil sie seine Empfindungen zutreffend wiedergegeben hatte: Ichest war der halbe Weg zu seinem Ziel gewesen, diese Waffe gegen die Bestien an sich zu bringen und mit ihr in seine Zeit zurückzukehren.
    Icho Tolot wäre ihrer Wirkung fast zweimal zum Opfer gefallen. Zuerst, als Perry Rhodan ihn nach dem Absturz der LEMCHA OVIR zu Hilfe gerufen hatte, und das war es auch gewesen, wovon Tolot ihm während ihrer kurzen Bekanntschaft in der Endphase des Kriegs berichtet hatte. Er mochte viele Gründe dafür gehabt haben, Gründe, die Paronn nie verstanden hatte, aber wahrscheinlich war es ihm nur darum gegangen, Vertrauen aufzubauen. In jener Zeit, in der schon der Anblick einer Bestie Panik ausgelöst hatte, hatte er gar nicht anders handeln können - und damit Levians wahnwitzige Hoffnung

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