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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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geschürt.
    Das zweite Mal war zwischen damals und heute gewesen, zwischen Gegenwart und Zukunft und nach dem Zusammentreffen an Bord der ACHATI UMA. Paronn hatte die Gelegenheit mit beiden Händen ergriffen und mit dem Haluter das Ichest-System angeflogen...
    Auch diese Erinnerung schmerzte. Wie so vieles. Dennoch war sie nur ein Markstein auf dem Weg, den er zu gehen hatte.
    Tolot hatte sich mit der Zerstörung des Zeittransmitters eindeutig gegen ihn gestellt. Was war der schwarzhäutige Riese wirklich? Freund oder Feind? Ohne den Haluter wäre jetzt schon alles anders gewesen. Nichts hätte ihn noch aufhalten können, das zu tun, was er tun musste, um aus den Ruinen des Kriegs heraus eine blühende Epoche des Friedens und der friedlichen Erforschung des Universums entstehen zu lassen.
    Dass er ins Leere starrte, nahm er selbst kaum wahr. Vor seinem inneren Auge überschlugen sich die Ereignisse. Was jahrtausendelang tief in seinem Unterbewusstsein geschlafen hatte, erwachte wieder. Er konnte seine Gefühle nicht länger unterdrücken, aber vielleicht wollte er das auch nicht.
    Der Krieg gegen die Bestien, der die Galaxis in unvorstellbares Leid gestürzt hatte, erschien im Nachhinein und mit seinem heutigen Wissen aberwitzig. Aber entstanden Kriege nicht oft aus Nichtigkeiten heraus? Wenn sich die Bestien die Mühe gemacht hätten, die vermeintlichen Zeitexperimente der Lemurer zu überprüfen...
    Ein gequältes Stöhnen kam über Paronns Lippen. Zitternd sank er im Sessel zurück.
    »Maphan...?«
    Wie aus weiter Ferne vernahm er den Ruf. Noch immer starrte er ins Leere, war die Kommandozentrale für ihn nur eine schemenhafte Kulisse, die ohnehin bald nicht mehr existieren würde.
    Die nie existiert haben würde...
    »Maphan, du bist totenbleich.«
    Ein wahnwitziger Gedanke explodierte. So irrsinnig, dass er sich vor Schmerz zusammenkrümmte. Levian vernahm ein halb ersticktes Wimmern, brauchte aber geraume Zeit, bis er erkannte, dass er selbst diese Laute ausstieß.
    Schritte neben ihm... Hände, die seinen Kragen lockerten und ihm unter die Arme griffen... Er stieß sie zur Seite. »Lasst mich!«, stöhnte er. »Geht auf eure Stationen!«
    Hatte ihm dieser eine verdammte Tag alle Kraft geraubt? Verzweifelt stemmte er sich gegen die Enttäuschung. Er hatte nie aufgegeben, und das würde er auch jetzt nicht tun. Mit beiden Händen fuhr er sich durch das kurz geschnittene Haar.
    Die größte Enttäuschung war der Gedanke, der ihn eben wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen hatte und alles infrage stellte.
    Nein! Das darf nicht sein!
    Nie war ein lautloser Aufschrei qualvoller gewesen. Paronn stürzte in einen endlosen Abgrund, in dem es nichts gab außer endloser Schwärze.
    Wie lange währte die verdammte Nacht für einen potenziell Unsterblichen?
    Der Gedanke fraß ihn auf. War sein Versuch, den Krieg zu verhindern, erst die Ursache für diesen Krieg? Weil er in die eigene Vergangenheit ging, um die Bestien zu vernichten, bevor sie zur tödlichen Gefahr wurden? Lag ihre Panik vor Zeitexperimenten genau in diesem Tun begründet?
    Dann war das alles schon geschehen, aber er erinnerte sich nur nicht daran, weil seine Vergangenheit noch seine Zukunft war?
    Wenn er je Gefahr gelaufen war, den Verstand zu verlieren, dann jetzt. Dieses Geflecht aus Wenn und Aber erschien ihm mit einem Mal unüberwindbar.
    Spiele ich mit der Zeit - oder spielt sie mit mir?
    Sein Herzschlag raste. Dagegen kamen nicht einmal die beruhigenden Impulse des Zellaktivators an.
    Gehe ich den falschen Weg?
    Er musste sich entscheiden. Unter völlig neuen Aspekten. Hier und jetzt. Die Ironie des Schicksals war, dass ihm nach fünfundfünfzig- tausend Jahren kaum noch Zeit blieb, mit sich selbst ins Reine zu kommen. Dabei ging es nicht um einzelne Namen oder Schicksale, nicht einmal mehr um die Lemurer als Volk...
    ... es ging um nichts anderes als um eines der großen Rätsel des Universums, um die Kraft, die alles zusammenhielt: die Zeit an sich.
    Half es wirklich, wenn er mit den modernen Waffen zurückging und die Bestien daran hinderte, sich in der Galaxis festzusetzen?
    Oder muss ich mein Vorhaben aufgeben, um den Krieg zu verhindern?, durchzuckte es ihn. Weil dann das Zeitexperiment unterbleibt, das der Ersten Schwingungsmacht Furcht einflößt?
    Damit war er in der Zukunft gestrandet. Gezwungen, für immer mit dem Wissen weiterzuleben, dass er sein Volk verraten hatte. Lemuria würde dann endgültig ausgelöscht sein, heute noch

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