Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Gerade hier wogte der dichteste Rauch, der jede normaloptische Beobachtung unmöglich machte.
    In üppigen Details zeigten die Infrarotsensoren den Krater der Transformexplosion. Er war gewaltig und durchmaß, wenn auch in unregelmäßiger Form, mehr als vierhundert Meter. Fast zweihundert Meter weit reichte er in die Tiefe.
    »Das war nicht allein unser schwaches Kaliber«, stellte die Kommandantin fest. »Hier haben Meiler und Speicherbänke der Bestien reagiert.«
    »Das heißt, wer immer da unten war, hat das Chaos nicht überstanden.«
    »Ich hoffe es.« Die Kommandantin wirkte plötzlich ebenso erschrocken wie der Prospektor. »Ich hoffe aber auch, dass unsere Leute nicht da unten waren.«
    Das Gelände nördlich des Landeplatzes der PALENQUE war auf den ersten Blick nicht wiederzuerkennen. Kilometerweit erstreckte sich ein wogender grüner Wald, mehr als fünfzehn Meter hoch. Dicht an dicht wucherten die armdicken Pflanzen, die sich im oberen Drittel in lange, schlanke Blattwedel spalteten. Die Überreste der beiden trichterförmigen Transmittersäulen waren in diesem Dickicht ebenso verschwunden wie der in der Ortung noch erkennbare, in sich zusammengesunkene Frachtcontainer und alles andere. Ohne Hilfsmittel konnte es in dem Unterholz kein Durchkommen mehr geben.
    Nur unter der PALENQUE war das Dickicht etwas lichter, wo der Rumpf den Regenschauer abgehalten hatte. Dafür hatte sich auf der 200-Meter-Kugel selbst eine fahle grüne Schicht gebildet, und vor allem am Ringwulstansatz wucherten mannshohe Halme.
    »Ich habe in den Jahren als Prospektor schon viel gesehen, aber eine derart extreme Vegetation noch nicht. Das Zeug wächst sogar auf blankem Stahl.« Kopfschüttelnd beobachtete Catchpole die Bildüberwachung während des Anflugs auf die PALENQUE.
    Auch ihre Schutzanzüge zeigten eine moosartige grüne Schicht, wo die Regentropfen abgeperlt waren.
    »Die untere Hangarschleuse wird geöffnet!«, meldete Pearl Laneaux.
    »Ich habe um Desinfektion ersucht«, erinnerte die Kommandantin sie.
    »Die Strahlendusche ist aktiv.« Pearl stand als kleines, gerade mal dreißig Zentimeter messendes Hologramm über der Pilotenkonsole. »Sobald ihr aussteigt, steht auch für euch die Dekontamination- und Entkeimung zur Verfügung. Sharita, du hättest uns deine Daten schon überspielen sollen. Den Feuerzauber haben wir leidlich über die Ortung mitbekommen, aber alle sind mehr als nur gespannt darauf, was du mitbringst.«
    »Es wird euch kaum gefallen.«
    Die Space-Jet schleuste ein und setzte Augenblicke später auf. Die
    Hangarüberwachung hatte zuvor schon den Schaden an einem Landebein registriert, dem aber keine nachteiligen Auswirkungen zugeschrieben. Die Syntronstimme der Hangarkontrolle meldete sich nun mit einer Schadensanalyse und bot an, das Beiboot durch eine Energiefeldprojektion zusätzlich zu stabilisieren. Die Meldung wurde zugleich an den Cheftechniker weitergeleitet.
    Die Bodenschleuse klemmte. Als sie sich nach mehreren Versuchen endlich wenigstens zur Hälfte öffnete, wurde offensichtlich, dass die Bestie immerhin die äußere Schicht der Hülle durchschlagen und sich in der Wabenstruktur festgekrallt hatte.
    »Ich möchte diese Wesen nie zum Gegner haben«, sagte Catchpole.
    »Haben wir das nicht bereits?«, erwiderte die Kommandantin.
    Gemeinsam passierten sie die Dekontamination und Desinfektion, von den Prospektoren im Jargon als Entseuchung bezeichnet. Auf unerforschten Welten war diese Vorgehensweise üblich. Fraglich blieb, ob trotz aller Vorkehrungen nicht eines Tages völlig fremdartige Erreger eingeschleppt wurden, denen die Strahlensperren nichts anhaben konnten. Ein solches Risiko ließ sich nie völlig ausschließen.
    Minuten später betraten die Kommandantin und der Prospektor die Zentrale der PALENQUE. Die Blicke aller Anwesenden waren auf sie gerichtet.
    »Es gibt Tage«, sagte Sharita übergangslos, »die löscht man am liebsten aus allen Speichern. Wie den heutigen neunundzwanzigsten April. Kurz vor Mitternacht wird hoffentlich keine Katastrophe mehr über uns hereinbrechen.« Sie hatte den Interkom aktiviert. Ihre Worte wurden in alle Räume des Schiffes übertragen, und das betraf vor allem die Techniker und Prospektoren, die entweder in ihren Kabinen waren oder an den Kriechern hantierten, vielleicht auch die bislang spärliche Ausbeute dieses Fluges archivierten. »Seit ich die PALENQUE führe, habe ich stets das Leben und die Gesundheit der Besatzung über alles andere

Weitere Kostenlose Bücher