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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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geöffnet wurde, lenkte Lissos' Aufmerksamkeit ab. Das war einer der Werfthangars, in denen die ersten tausend schnellen Kampfschiffe auf ihren Einsatz warteten.
    Vorübergehend befürchtete er sogar das Eindringen eines lemuri-schen Stoßtrupps. Möglicherweise war das Kommando durch die Zeit gekommen, mit dem Auftrag, das Paggosh-Arsenal zu vernichten, bevor die hier wartenden Kräfte eingesetzt werden konnten. In einem zornigen Aufwallen ballte Lissos alle vier Fäuste, doch gleich darauf flammte ein Schriftzug vor ihm auf: Erkundungseinsatz startet in zwei Einheiten. Ziel: Beschaffung detaillierter Informationen über die gesamtgalaktische Situation. Es folgten die Namen der Teilnehmer, die beiden Alten, die neben Necc Magot aktiv waren, und fünf der neugeborenen Zeitgerechten.
    Lissos schüttelte sich. War es schon so weit, dass er hinter allem Ungewöhnlichen das Wirken der Lemurernachfahren vermutete? Sie konnten Paggosh keinesfalls nahe kommen, ohne von der Raumüberwachung erfasst zu werden. Auch die Lemurer von heute waren nicht allmächtig.
    Interessiert wendete er zwei Augen der Überwachung des Gefangenenraums zu. Zumindest unterschwellig hatte Rhodan anklingen lassen, dass Lemurer und Haluter inzwischen miteinander lebten, ohne sich zu bekämpfen. Nahezu die gleiche Aussage war dem Funkspruch der Neuen Lemurer während des Abfangmanövers zu entnehmen gewesen.
    Apathisch kauerten die Zweiarmer auf dem Boden. Sie hatten sich mit ihrer Situation abgefunden und keineswegs alles darangesetzt, der Gefangenschaft zu entkommen. Lissos verstand das nicht. Je länger sie warteten, desto aussichtsloser wurde es für sie.
    Magot hatte die Lemurer demnach zutreffend beschrieben. So verhielten sich Tiere. Erst aufgeschreckt und heftig widerstrebend, weil sie nichts anderes kannten als ihre Freiheit. Doch nach anfänglichem Widerstand brach ihr Wille bald, dann fügten sie sich in die Gefangenschaft. Ihr Fluchtinstinkt versiegte, da sie ihre neue Umgebung allmählich als normal akzeptierten. Die Befriedigung einfacher körperlicher Bedürfnisse hatte Vorrang vor allem anderen.
    Lissos fragte sich, welche Folgen es haben würde, wenn er äußere Parameter veränderte. Er dachte dabei an die Umgebungstemperatur, an die Luftzusammensetzung oder einfach nur Nahrungs- oder Flüssigkeitsentzug. Vermutlich würde dann für kurze Zeit ein neuer Fluchtreflex festzustellen sein.
    Aber wo lag die Schwelle, von der an Resignation und Anpassung in kriegerisches Verhalten umschlugen? Ihr Überschreiten würde zweifellos unumkehrbar sein und bis zur Selbstzerfleischung der Lemurer führen.
    Lissos' wissenschaftliches Interesse an den Neuen Lemurern war erwacht. Dass es nicht genügte, einen von ihnen nur zu verletzen, erkannte er deutlich. Das weibliche Wesen sorgte sich um Rhodan, diesen Schluss konnte sogar jeder ziehen, der die Zeitverbrecher nicht kannte. Die Frau hatte dem Verletzten nach dessen Rückkehr den Raumanzug ausgezogen und mit improvisiertem Material seine Blutung gestillt und die Wunden verbunden. Vor allem hatte sie ihre Mitgefangenen ebenfalls zur Hilfeleistung aufgefordert.
    War also sie und nicht Rhodan die befehlsberechtigte Person? Ion entschied, die Frau für das nächste Verhör abzuholen. Das war logisch.
    Etwas veränderte sich. Ein klägliches Stöhnen war zu hören.
    Zögernd stemmte sich einer der Gefangenen auf den Unterarmen hoch. »Der Kapitän hat Schmerzen. Gib ihm eine neue Injektion, Janna!« Der zwischengeschaltete Translator verstärkte die dünne Stimme.
    Janna war also der Name der Frau. Sie erhob sich, ging zu Rhodan und ließ sich neben ihm auf die Knie sinken. Mit einer Hand tastete sie über sein Gesicht.
    Hatte demnach der Mann, der sich bis eben schweigend verhalten hatte, das Kommando? Lissos versteifte sich. Er hoffte, dass sich ihm endlich die Möglichkeit bot, den Richtigen herauszufinden.
    Janna hantierte an Rhodans Raumanzug, zog ein stabförmiges Instrument daraus hervor und drückte es ihm an den Hals. Lissos war längst zur Überzeugung gelangt, dass dieses Körperteil, auf dem der Kopf saß, am anfälligsten war. Nervenstränge, Schlagadern, alles verlief zwangsläufig durch den wenig geschützten Bereich.
    Das Stöhnen hörte auf. Rhodan griff mit einer Hand nach dem Arm der Frau und wollte sich in die Höhe ziehen, doch gleich darauf sackte er wieder zurück.
    Dann sah es so aus, als hätte die Frau die Überwachungsoptik entdeckt. Jedenfalls starrte sie Lissos plötzlich

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