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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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aus ihren beiden kleinen und eng beieinanderliegenden Augen an. »Unser Kapitän stirbt, wenn wir ihm nicht helfen können«, keuchte sie. »Tut endlich etwas, ihr Bestien!« Den letzten Satz schrie sie ihm entgegen.
    Lissos registrierte ihren wachsenden Zorn und die lauter gewordene Stimme. Aber er schwieg.
    Gleich darauf wandte Janna sich ihren Gefährten zu. »Wir müssen hier raus!«, herrschte sie die beiden an. »Worauf warten wir eigentlich noch? Besser, wir sterben auf der Flucht, als dass sie uns beim Verhör totschlagen.«
    »Wie willst du...?«
    »Findet einen Weg! Verdammt, findet ihn, oder wir gehen alle drauf!«
    Endlich, wenngleich reichlich spät, schienen sie aus ihrer Lethargie aufzuschrecken. Wenn alle Zweiarmer derart zögerlich reagierten, waren sie als Gegner kaum mehr eine Gefahr. Lissos folgerte, dass dieses anfänglich vorsichtige Abwarten dem Wunsch nach Selbsterhaltung zuzuschreiben war, der wiederum mit der körperlichen Schwäche der Neuen Lemurer zusammenhing. Ein völlig falsches
    Verhaltensmuster allerdings, denn nicht der Schwächste musste überleben, sondern gerade das starke Individuum, das die besseren Voraussetzungen mitbrachte.
    Von einem Volk, das mit der Zeit experimentierte, durfte er jedoch keine Logik erwarten. Lissos wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Hyperfunknachricht zu. Sie stammte vom Serkhen-Arsenal, einer der wenigen Welten, zu denen schon Verbindung bestand.
    Der Rafferimpuls war gedehnt und transponiert worden. Bislang hatte nur Lissos selbst die Endversion gesehen. Sie bestätigte alle Befürchtungen.
    »Die Nachkommen der Lemurer sind wie Ungeziefer«, verkündete ein Alter namens Garm Hesset. »Seit dem Beginn meines zweiten Lebens auf Serkhen bin ich mit ihnen und ihren Raumschiffen konfrontiert. Sie sind jedoch leicht zu vernichten. Einundfünfzig Tage inzwischen, alle Vorbereitungen sind längst angelaufen. Die Werften produzieren unter Volllast, das Gebilde wurde instand gesetzt.«
    Eine optische Sequenz folgte. Lissos erkannte die Konstruktion aus zwei trichterförmigen Bestandteilen - dieses Wissen war ihm mit vielem anderen während seines Heranreifens mitgegeben worden.
    Das Bild ließ ihn erschaudern. Es strahlte eine unsagbare Bedrohung aus. Beinahe wäre er versucht gewesen, seine Körperstruktur zu verhärten. Sicher, das machte ihn weitgehend unempfindlich gegenüber äußeren Einflüssen, doch Veränderungen der Zeit konnte er niemals widerstehen. Niemand konnte das.
    Was er sah, war eine Zeitmaschine der Lemurer.
    »Dieses Gebilde«, sagte Garm Hesset, und dagegen gab es keinen Widerspruch, »wird auch die Neuen Lemurer als Zeitverbrecher überführen. Sobald sie kommen, um die Zeit zu verändern, beginnt der zweite Krieg. Es wird wieder ein gerechter Krieg sein, doch diesmal werden wir siegen.«
    Das werden wir!, pflichtete Lissos in Gedanken bei. Tod allen Zeitverbrechern!
    Nur eine kurze Sequenz folgte noch. Sie hatte ihn bis ins Innerste erschüttert, und nicht einmal sein Planhirn war davon verschont geblieben. Wir wussten es, hatte diese perfekte organische Rechenmaschine nur vernehmen lassen. Lemurer werden sich niemals ändern.
    Wieder hörte er die verzerrte Stimme des Alten. »Sie sind gekom-men«, stellte Hesset fest. Das Bild sprang um auf eine Gruppe von Lemurern. Und nicht nur das. Bei ihnen war ein Zeitgerechter. Ein Verräter, einer von denen, die von den Lemurernachfahren Haluter genannt wurden. Halut war schon immer die Hauptwelt der Zeitgerechten gewesen.
    Lissos reagierte nicht weniger entsetzt als schon beim Eintreffen der Meldung vor einigen Minuten. Mit ihren Zeitexperimenten hatten die Lemurer versucht, sein Volk auszulöschen. Auch den letzten Gerechten hätten sie getötet, wenn es ihnen gelungen wäre.
    Wir waren gezwungen, uns zur Wehr zu setzen - und wir sind es wieder, erkannte Lissos betroffen. Andernfalls wären wir nicht geweckt worden.
    Nach über fünfzig Jahrtausenden hatte sich die Population der Lemurer so weit erholt, dass sie von Neuem versuchten, die Herrschaft an sich zu reißen. Lissos schaltete eine Funkverbindung zu Necc Magot. Der Alte war in den Weiten des Arsenals unterwegs, um seinen Kontrollaufgaben gerecht zu werden. Fünfzigtausend Zeitgerechte würden in Kürze die Aufzuchttanks verlassen. In den Depots lagen die Waffen für sie bereit. Auch wenn ihre Schiffe den Dunkelplaneten schon verlassen mussten, um den nachfolgenden Truppen Raum zu schaffen, das kosmische Umfeld bot hinreichend

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