Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
gesagt und dabei völlig normal geklungen hatte.
    Endlich erlosch das blendende Licht.
    In der ihn umgebenden Lautlosigkeit vernahm Paronn den eigenen Herzschlag wie ein dumpfes Dröhnen.
    Dann öffnete sich ein Schott. Er zögerte nicht, er brauchte nur hindurchzugehen, um zu erfahren, was hier gespielt wurde.
    »Es gibt Dinge in dieser Galaxis, die niemand vorhersehen kann.« Das sagte eine männliche Stimme. Levian kannte sie. Takhan Mechtan von Taklir befand sich im angrenzenden Raum.
    Mehr als diesen einen Satz sagte der Admiral nicht. Starr fixierte er Levian Paronn, wie eine Schlange ihre auserwählte Beute, die sie gleich darauf mit einem Giftbiss töten würde. Levian kannte diesen gnadenlosen Blick des altgedienten Militärs, der keinen Fehler akzeptierte. Oft hatte er den bulligen Mann in dieser Verfassung gesehen, und zumeist waren hinterher Köpfe gerollt, natürlich nur im übertragenen Sinn. Der Admiral war, auch wenn sein Äußeres diesen Eindruck erweckte, kein Freund überflüssiger Gewaltanwendung.
    Der Raum war ein Besprechungszimmer, nicht allzu groß und energetisch abgesichert. Was immer hier in den nächsten Minuten geschah, kein außen Stehender würde davon Kenntnis erhalten, solange die Anwesenden selbst das nicht wollten.
    Das Mobiliar bestand aus Formenergie und war einfach und zweckmäßig. Nach Bedarf projiziert und stabil erhalten.
    Länger als unbedingt nötig ruhte Levians Blick auf der Frau. Ohne mit der Wimper zu zucken, ließ sie seine Musterung über sich ergehen.
    Sie war attraktiv, und das nicht nur nach akonischem Maßstab. Auf den ersten Blick mochte man sie um die hundert schätzen, also in den besten Jahren, doch Levian verstand sich darauf, auch verborgene Details zu erkennen. Ihr Hals, ihre Augenwinkel, die Hände und vor allem ihre Ausstrahlung verrieten ihm, dass der spontane Eindruck täuschte.
    »Zufrieden?«, fragte sie spöttisch und deutete auf den dritten, noch freien Sessel.
    Hundertfünfzig ist sie mindestens, dachte Paronn. Er kannte diese Frau, hatte das markante und freundlich blickende Gesicht mit dem unkonventionell kurzen Haarschnitt schon mehrfach gesehen. Sie schien durchschnittlich groß zu sein, ihr Körper wirkte sehnig und durchtrainiert, aber nicht wirklich schlank. In Berichterstattungen über öffentliche Sitzungen des Regierenden Rates hatte er sie gesehen, doch ihren Namen kannte er nicht. Sie gehörte dem achtund-siebzigköpfigen Gremium an, hielt sich indes stets im Hintergrund. Er bezweifelte, dass diese Frau mit dem Energiekommando zu tun hatte. Eher fungierte sie als Flottenkommissarin.
    »Aykalie lässt dich grüßen«, sagte der Takhan unvermittelt.
    Paronn wandte sich dem Admiral zu. Er fragte sich, warum Mechtan von Taklir ausgerechnet auf diese Weise begann.
    »Von Aykalie weiß ich, dass du etwas Besonderes bist, Levian.«
    Er verstand nicht. Nie hatte er in ihrer Gegenwart nur ein Wort über seine wahre Herkunft verloren, nicht einmal eine Andeutung. Seit er von Bord seines Generationenschiffs gegangen war, um die Waffe im Ichest-System zu bergen, hatte er tunlichst alles vermieden, was geeignet gewesen wäre, den Ablauf der Geschichte zu verändern. Er hatte gelebt wie ein Akone, sich verhalten wie ein Akone, und nur im Grunde seines Herzens war er der Lemurer geblieben, der er stets gewesen war. Ein Lemurer, der nichts mehr liebte als seine Heimat, der bedenkenlos sein Leben gegeben hätte, um das Große Tamanium zu erhalten. Viele, dachte er bitter, haben ihr Leben dafür gegeben.
    In den Augen der Frau blitzte es auf. Ein spöttisches Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Aber lag darin auch ein Hauch ungestillter Sehnsucht? Mit beiden Händen massierte Levian sich die Schläfen.
    »Aykalie ist schwanger«, fuhr der Admiral fort. »Sie hat es mir vor drei Wochen gesagt.«
    »Aber...« Selten war Paronn so verwirrt gewesen wie ausgerechnet jetzt. Er hatte geglaubt, einem harten Verhör unterzogen zu werden, hatte die schlimmsten Befürchtungen gewälzt und nach einem Ausweg gesucht. Stattdessen saßen sie hier beinahe schon in einer gemütlichen Runde beieinander und redeten wie beiläufig über... Nachwuchs. Der Admiral schien darüber sogar sichtlich erfreut zu sein. Glaubte er etwa... ?
    Levian schüttelte den Kopf. Sein Kind war während eines Bestienangriffs ums Leben gekommen. Das wollte er nicht noch einmal erleben. Nichts war schlimmer, als ein Kind sterben zu sehen. Er hatte sich danach in die Arbeit gestürzt und nichts

Weitere Kostenlose Bücher