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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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hätte jemand einen Stein in einen ruhigen Teich geworfen. Konzentrisch auseinanderlaufende Ringe verzerrten die falsche Realität in einem zitternden Wellenmuster.
    »Du hast schnell begriffen«, sagte eine markante Stimme.
    Paronn verfügte zwar über kein außergewöhnliches Gedächtnis, und im Laufe der Jahrtausende hatte er vieles Unbedeutende wieder vergessen, dennoch war er sich ziemlich sicher, dass er diese Stimme nicht kannte.
    Sie klang befehlsgewohnt und markant, fast ein wenig rau. Und es war eine Frauenstimme.
    Levian versuchte, die Sprecherin einzuschätzen. Es gelang ihm nicht.
    »Was soll ich hier?«
    »Du bist in Sicherheit.«
    Täuschte er sich, oder lag da ein Anflug von Spott in diesen Worten? Sogar von Zynismus?
    »Sicher wovor?«
    »Möglicherweise vor dir selbst.«
    Paronn lachte laut, brach aber sofort wieder ab. Er verstand, wie der Satz gemeint war. Oder redete er sich das nur ein?
    »Dein Zögern beweist mir genug, Maphan. Wer bist du wirklich?«
    Die Wellenbewegung, das fiel ihm erst jetzt auf, hatte mittlerweile auf den gesamten Horizont übergegriffen. Die fernen Bergketten, die treibenden Wolken, der Mond Xölyar, alles verblasste in zuckenden Schlieren und wich einem monotonen Grau.
    Der Raum, in dem er sich unvermittelt wiederfand, mochte nicht einmal halb so groß sein wie der vermeintliche Park. Ein grelles Licht blendete ihn und machte es unmöglich, mehr zu erkennen. Er beschattete die Augen mit beiden Händen.
    »Was willst du hören?«
    »Die Wahrheit«, antwortete die Frau. »Oder ist das zu viel verlangt?«
    Jetzt stellte Paronn die Frage, die ihm auf den Lippen brannte: »Wer bist du? Ich protestiere gegen diese Entführung. Vor allem wird sich Takhan ... «
    »Berufe dich nicht auf den Admiral. Er kann dir nicht mehr helfen.«
    War Takhan Mechtan von Taklir deshalb nicht im Akonsystem zu erreichen? Weil jemand fürchtete, er könne sich für seinen Schützling einsetzen? Dann steckten andere hinter seiner Entführung, als er spontan vermutet hätte, nicht die oberste Hierarchie der Flotte, sondern - er schluckte schwer - das Energiekommando.
    Jahrhundertelang hatten Organisationen wie die Condos Vasac oder das Energiekommando ihre eigene Politik betrieben und versucht, das arkonidische Reich ebenso wie das Solare Imperium der Terraner zu unterwandern. Das war mit mehr oder weniger großem Erfolg geschehen. Die Gefährlichkeit dieser Geheimorganisationen hatte sich dennoch oft genug erwiesen. Fünfzigtausend Jahre hatte das akonische Reich in einer selbst gewählten Isolation überdauert, ohne nennenswerten wissenschaftlichen und technischen Fortschritt, aber zugleich von fremden Mächten unbehelligt. Die akonische Flotte war während dieser Zeit zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft, und das hatte sich erst wieder geändert, als die Terra-ner auf der galaktischen Bühne erschienen waren, vor mittlerweile knapp dreitausend Terrajahren. Der danach einsetzende zögerliche Kontakt zu anderen Milchstraßenvölkern hatte das Minimum einer Öffnung nach außen erzwungen und eine Veränderung der eingefahrenen politischen Gleise. Längst waren nicht mehr nur uralte Adelsnamen im Regierenden Rat zu finden. Um die Geheimorganisationen war es ruhiger geworden; ihr Stellenwert schien heute nicht mehr so hoch zu sein wie in früheren Jahrhunderten. Doch wer den Blick dafür hatte, hinter die Kulissen zu schauen, der wusste, dass dem ganz und gar nicht so war.
    Levian schüttelte den Kopf. Das blendende Licht ließ ihn nicht mehr los, vollzog jede seiner Bewegungen nach. »Was ich zu sagen habe, geht alle an«, sagte er. »Das hier ist der falsche Ort.« »Wo und wann du sprichst, Maphan, bestimme ich! Dir bleiben fünfzehn Standardminuten.«
    Und dann?, fragte er sich. Die Drohung war unüberhörbar gewesen.
    »Dann wird dir auch der Zellaktivator nicht mehr helfen«, fügte die Stimme hinzu.
    Sie wussten also davon. Levian glaubte noch immer nicht, dass ihn ein Besatzungsmitglied der UMBERIA verraten hatte, und wegen des Verlustes von drei Schlachtkreuzern im Gorbas-System würde niemand auf diese Weise mit ihm umspringen. Der Hinweis auf den Zellaktivator bewies eher, dass eine seiner Tarnexistenzen, unter denen er in den letzten Jahrhunderten auf Drorah und anderen akonischen Welten gelebt hatte, aufgedeckt worden war. Vielleicht gab es einen Fehler in einem seiner Lebensläufe; eine Existenz, die aus dem Nichts kam und im Nichts verschwand, war mehr als nur verdächtig. Oder war die

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