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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich habe nur vernommen, dass sich eine ranghohe Persönlichkeit deiner annehmen wird.«
    Minuten später betrat Paronn den Personentransmitter in der Zentrale und verließ den Schlachtkreuzer.
    Das Plätschern eines Springbrunnens und Vogelzwitschern waren das Erste, was er vernahm, als er das Transportfeld verließ. Über ihm spannte sich der zartblaue Himmel von Drorah. Der Boden war weich und nachgiebig, aber dennoch ein Material, das an Stein erinnerte. Ein wunderschön gestaltetes Mosaik aus der akonischen Mythenwelt, erkannte Paronn, als er irritiert um sich blickte. Er hatte erwartet, in einer der großen Kommandozentralen der Systemüberwachung anzukommen, in einer Umgebung jedenfalls, wie sie technifizierter nicht sein konnte. Stattdessen dieser Park, irgendwo auf dem Planeten. Außerdem war er allein. Nicht einmal ein Roboterkommando nahm ihn in Empfang.
    Nicht irgendwo, registrierte Levian. Eine Handbreit über dem Horizont, von der Lichtbrechung der Atmosphäre ins Riesenhafte verzerrt, stand der Mond Xölyar. Aufgrund seiner Position schätzte Levian, dass er sich zehn bis fünfzehn Grad nördlich des Äquators befand und wohl mehrere tausend Kilometer von den Verwaltungszentren entfernt.
    Suchend drehte er sich einmal um sich selbst und registrierte überrascht, dass der Transmitter verschwunden war. Er lief ein paar Schritte zurück, aber da war nichts. Zumindest hatte es den Anschein. Also doch eine technische Spielerei.
    »Ich glaube nicht, dass es die richtige Zeit für Psychotests ist«, sagte er verärgert.
    Niemand antwortete ihm. Andererseits hatte sein lauter Ausruf einen Schwärm Langschwänze aufgescheucht, die wie ein kristallenes Schneegestöber aus dem Geäst der Mondbäume fielen. Erst dicht über dem Boden sammelten sie sich zu der wirbelnden Spirale, die ihren natürlichen Feinden die Orientierung raubte. Diesmal taten sie das, obwohl kein Raubvogel über dem Park kreiste.
    Unter anderen Umständen hätte der Maphan das wogende Spiel der Langschwänze verfolgt - es sollte Glück bringen. Uralte Legenden, deren Ursprung niemand mehr kannte, erzählten von einer Zeit größter Gefahr, in der gewaltige Schwärme dieser Tiere in der Atmosphäre getanzt hätten, tagelang, bis sie tot zu Boden gesunken waren. Ihr Opfergang hatte Drorah dem Zugriff der Gegner entzogen. Ihre Fähigkeit, die Sinne der Raubvögel zu verwirren, denen die filigranen Geschöpfe sonst eine leichte Beute gewesen wären, drückte sich in diesen Legenden aus.
    Darüber hinaus, glaubte Levian, gab es noch einen zweiten wahren Kern. Jene Gegner, von denen die Legende berichtete, ohne sie jemals zu beschreiben, konnten nur die Bestien gewesen sein. Sie hatten Drorah nie heimgesucht.
    Er hob den linken Arm und aktivierte das Kombiarmband. Obwohl sich das Holodisplay über seinem Handrücken aufbaute, konnte er keine Funkverbindung herstellen. Weder zur UMBERIA noch zur Flottenverwaltung. Auch der Empfang versagte.
    Dafür registrierte er mit der Orterfunktion ein extrem starkes energetisches Gitter. Nicht in unmittelbarer Nähe, aber mit einer Distanz von wenig mehr als hundert Metern.
    »Oana hu lachab«, stieß Levian Paronn zornig hervor. Das war eine lemurische Redewendung, die bis heute überdauert hatte. Gefangen im Körper, aber nicht im Geist, hatte sie einst bedeutet, aber dieser Sinn war mittlerweile eingeschrumpft zu gefangener Körper, was seinem Ortungsbild entsprach.
    Levian unterdrückte die Regung, den Strahler zu ziehen und auf die Kulisse zu feuern. Weil er nicht hundertprozentig sicher sein konnte, wer seinen Transmittersprung umgeleitet hatte. Die Frage war vor allem, warum.
    Sie wissen, wer du bist, und das ist die Reaktion darauf, schoss es ihm durch den Kopf. Hatte jemand von der Besatzung Drorah informiert? Er glaubte es nicht; es musste eine andere Erklärung geben.
    Mit schnellen Schritten durchmaß er die vermeintliche Parklandschaft und hob einen abgefallenen Ast auf. Der Ast war echt, und einen Moment lang glaubte Levian tatsächlich, Gespenster zu sehen. Aber dann holte er aus und schleuderte das Stück Holz mit großer Wucht davon.
    Der Ast überschlug sich mehrfach, stieg ein beachtliches Stück weit in die Höhe und senkte sich dem Boden zu, ohne dass etwas geschehen wäre. Erst auf den letzten Metern seiner Flugbahn stieß er gegen ein unsichtbares Hindernis. Inmitten der Parklandschaft entstand ein verwaschener, undeutlicher Fleck, gerade so, als

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