PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats
ausbeißen.
»Wenigstens weiß ich, dass die Fehlerbehebung in guten Händen ist«, sagte er mit einem spöttischen Blick auf Reban-Terkh. Womöglich benötigte er die Softwareabteilung noch einmal. Dann konnte er sich wieder ohne seinen Schatten frei bewegen.
»General, sehen Sie!« Reban-Terkh riss ihn aus seinen Gedanken und deutete auf Rayold XXX, der wie ein Oberschenkelknochen eines Topsiders geformt war. Der dreihundert Meter lange Mond rotierte langsam um seine kürzeste Achse, was ihm etwas Bedrohliches verlieh. »Die Antigravprojektoren arbeiten schon mit sechzig Prozent.«
»Ich dachte, wir hätten ein Problem mit der Synchronisation von Antigrav und Impulstriebwerken?«
»Nein, nicht mehr«, antworte Reban-Terkh begeistert. »Meine Leute haben die Nacht durchgearbeitet. Der Mond rotiert schon mit der doppelten Geschwindigkeit gegenüber gestern. Und das ist erst der Anfang. Wenn die Arkoniden da sind, können wir sie innerhalb einer Minute nochmals verdoppeln. Das dürfte den Arkoniden den Einflug an dieser Stelle des Labyrinths vergällen.«
Die im Vergleich zu einem arkonidischen Schlachtschiff winzige Tat-01 tauchte unter der drohenden Keule des Mondes hindurch. Die Bauten an der Oberfläche eines größeren Mondes kamen in Sicht, was Reban-Terkh veranlasste, weiterzusprechen.
»Die Impulskanone auf Rayold XII wurde erst vor wenigen Stunden in Betrieb genommen«, schwärmte der Adjutant, »aber die Testläufe verlaufen vielversprechend. Hier werden die Arkoniden nicht durchkommen.«
Die Tat-01 glitt über die Anlagen hinweg. Sie erinnerten Tresk-Takuhn zusammen mit den geradlinigen Furchen im Mondboden an die schlichten Gärten eines Weisen, der wegen seiner eigenwilligen Interpretationen der Sozialen Weisungen in den Kerkern von Megh-Takarr verschimmelte. Polizeieinheiten hatten den Weisen in seinem kargen Hinterhof, den er als Garten bezeichnete, vor laufenden Kameradrohnen gefangen genommen. Aber der Weise hatte nicht einmal mit der Schwanzspitze gezuckt.
»Das Höhere gibt dem Niederen Sinn«, hatte er den Ersten Satz der Weisungen rezitiert. »Das Sinnlose erniedrigt das Hohe. Das Höchste von allem ist die Ganzheit.«
Mit diesen Worten hatte er auf die Sandkiste und einen unscheinbaren Steinhaufen darin gezeigt.
»Wie viel höher ist dieser Garten doch als Megh-Takarr«, hatte er in aller Seelenruhe gesagt, bevor sie ihm eine elektronische Halsfessel angelegt und ihn abgeführt hatten.
Viele Jahre lang hatte Tresk-Takuhn den Sinn der Worte des Weisen nicht verstanden, aber beim Anblick der Monde von Rayold fiel ihm die Schönheit der Natur im Vergleich zur Nüchternheit der Kriegsarchitektur auf, ihre Symmetrie trotz aller Asymmetrie der Monde.
Das Sinnlose erniedrigt das Hohe.
Was konnte es Sinnloseres geben als einen Krieg, in dem beide Seiten nur verlieren konnten? In dem es Millionen von Toten geben würde? Tresk-Takuhn schauderte.
»Auf dieses Arrangement bin ich besonders stolz«, unterbrach Reban-Terkh zum hundertsten Mal seine Gedanken. »Das sollte für die Arkoniden genug Abschreckung sein, sodass sie am liebsten wieder umkehren würden. Es hat einige Zeit mit den Zugstrahlern der großen Schiffe gebraucht, um die Überreste ihres Schweren Kreuzers an diese Stelle zu bugsieren. Und es hat noch einen weiteren Zweck: Das Wrack blockiert den am wenigsten gesicherten Korridor, der durch das Labyrinth zur Festung führt. Ohne das Schiff endgültig in seine Einzelteile zu zerschießen, werden die Arkoniden hier nicht einfliegen können.«
Schweren Herzens hatte Tresk-Takuhn diesen Befehl gegeben. Auch ein wracker arkonidischer Kreuzer war für seine Leute ein technologischer Leckerbissen, den sie eigentlich hüten sollten. Aber wenn die Soldaten auch nur im Entferntesten wie Topsider dachten, würden sie die Mahnung nicht übersehen können.
Die Überreste des feindlichen Schiffes hingen neben einem der kleineren Monde im All. Man konnte kaum mehr den Namen identifizieren, der in riesigen Lettern über dem Ringwulst prangte. Dazu fehlte einfach der halbe Schiffsrumpf, was von dem Namen SHYDAR nur das SHYD übrig ließ. Grob gezackte Metallränder ließen einen Blick auf die Innereien des Schiffes zu, auf ausgebrannte Fusionsmeiler und verbeulte Transitionsaggregate. Selbst die innere Kugel wies Beschädigungen auf, die von Einschlägen etlicher Impulskanonen herrührten – wie ein Mahnmal für die Überheblichkeit von Arkoniden und Naats.
Tresk-Takuhn fehlte nach wie vor das
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