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PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

Titel: PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly
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Reban-Terkh wollte er sich keine Blöße geben, indem er dem jungen Offizier gegenüber nachdenklich wirkte. Dieser hätte jeden Anflug von Zweifel in seinem Kommandanten als Schwäche ausgelegt – und das wollte er auf keinen Fall.
    Das Hangarschott ging mit einem leisen Schleifen auf. Es erinnerte ihn daran, wie unperfekt alles war. Leuchtplatten in Boden und Decke gingen im selben Moment an und rissen mit ihrem sternförmigen Schuppenmuster Tresk-Takuhns Dienstgleiter aus dem Dunkeln – und die Gestalt, die vor der Einstiegsleiter wartete. Selbst auf diese Entfernung konnte Tresk-Takuhn sehen, wie sich Reban-Terkh versteifte.
    Das dunkelblaue Miniaturraumschiff strahlte mit seinen Ecken und Kanten Schönheit aus, nicht so wie die glatten Kugelraumer der Arkoniden. Die Schiffe der Säuger sahen abgesehen von den unterschiedlichen Durchmessern wie Einheitseier aus. Sein Gleiter verfügte über zwei deltaförmige Stummelflügel, je zwei Seitenleitwerke an Ober- und Unterseite für den Atmosphärenflug und zwei schubstarke Impulstriebwerke. Sie beschleunigten das Schiff innerhalb von zwanzig Minuten auf 0,95 Licht.
    Wie bei allen Schiffen dieser geringen Größe fehlte ein Überlichttriebwerk, aber das war im Labyrinth der Monde gar nicht nötig. Im Gegensatz dazu benötigte das Schiff einen starken Schutzschirm, der es vor unkontrollierbaren Irrläufern schützen sollte.
    Als er näher kam, leuchteten die fluoreszierenden Identifikationen auf Rumpf und Tragflächen auf. Die verschnörkelten Linien der topsidischen Silbe »Tat« für Tatlira und die übereinander stehenden Ziffern für 0 und 1 wiesen den torpedoförmigen Deltaflügler als das Schiff des Kommandanten aus. Der Gleiter war ihm noch stärker als sein Flaggschiff KYRAM-RAKAL ans Herz gewachsen.
    »General!« Reban-Terkh salutierte.
    »Ich dachte, Sie würden mich vor dem Hangar treffen«, antwortete Tresk-Takuhn statt einer Begrüßung.
    »Tut mir leid, aber ich war schon vor dem vereinbarten Zeitpunkt hier. Ich habe die Zeit genutzt, um die Tat-01 durchzuchecken, damit Sie ohne Verzögerung starten können.«
    »In der Dunkelheit?«, fragte Tresk-Takuhn.
    Eine einzelne Schuppe am Hals von Reban-Terkh nahm eine dunkelgrüne Färbung an, aber ansonsten zeigte er keine Regung.
    »Ich kann mich in der Finsternis besser auf die Umgebung einstellen.« Reban-Terkh drehte sich halb zum Schott des Gleiters, als sei damit alles gesagt.
    »Und ...«, fragte Tresk-Takuhn gedehnt, »was ist dabei herausgekommen?«
    »Nichts, ich meine ... alles in Ordnung. Die Tat-01 ist startbereit.« Reban-Terkh machte eine einladende Handbewegung. »Nach Ihnen, General.«
    »Das nächste Mal teilen Sie sich die Zeit so ein, dass Sie mich trotzdem zum vereinbarten Zeitpunkt am vereinbarten Ort treffen, verstanden? Sie sind nichts anderes als ein Befehlsempfänger. Ist das klar?« Im gleichen Moment bedauerte Tresk-Takuhn seine Worte. Er hatte nicht vorgehabt, Reban-Terkh eine Lektion zu erteilen, aber er spürte die eigene Anspannung. Jeden Augenblick konnten die Arkoniden im Tatlira-System mit einer großen Flotte auftauchen.
    Er musste sich eingestehen, dass er trotz seiner Vorbehalte eine gewisse Sympathie für den Adjutanten hegte. Reban-Terkh erinnerte den Kommandanten an sich selbst in seiner Anfangszeit bei der Flotte. Er war einst wie Reban-Terkh gewesen, voller Elan und Tatkraft. Er hatte an die natürliche Überlegenheit der Topsider geglaubt und ihr Recht auf Expansion, weil sie die Stärkeren waren, so, wie nur die stärksten und klügsten Schlüpflinge ein Recht auf das Überleben hatten. Inzwischen mutete es ihm fast unmöglich an, dass er genauso verblendet gewesen war. Zu viel war in den verstrichenen Jahrzehnten geschehen – und die Doktrin des Despotats hatte sich als trügerische Richtschnur erwiesen ...
    Tresk-Takuhn stieg die Leiter hinauf. Er schwang sich in den Schalensitz des Kopiloten, was ihm einen fragenden Blick seines Adjutanten eintrug. »Sie fliegen!«, fügte er mit Nachdruck hinzu. »Ich möchte mich auf die Inspektion konzentrieren. Aber wenn Sie nicht der Pilot sein wollen, können Sie auch unsere letzte Tour per Automatik abfliegen lassen ...«
    »Nein, nein«, bemühte sich Reban-Terkh zu beschwichtigen. »Es ist mir eine Ehre, Sie fliegen zu dürfen.«
    »Worauf warten Sie dann noch?«, fragte Tresk-Takuhn schroffer als beabsichtigt, aber wenn sein Adjutant noch länger Floskeln von sich gab, waren die Arkoniden da, bevor sie gestartet waren

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