PR NEO 0035 – Geister des Krieges
geschah hier mit dem Naat.
Rhino konnte nur hoffen, dass es über kurz oder lang Veränderungen brachte.
Kurz vor der Schleuse bedankte Toreead sich erneut, aber knapper und nüchterner als zuvor. Fast als scheue er sich, vor den Augen der restlichen Gefangenen die gleiche Faszination zu zeigen wie noch eben. Rhino trat durch den Energieschirm, der Naat aus dem Hangar.
»Und?«, trat ein Mann mit durchgeschwitztem Hemd und buschigem Schnurrbart auf Rhino zu. Er war der Erste, aber nicht der Einzige, der ihn mit Fragen löchern wollte – das sah Rhino allen an. »Was ist da draußen los? Was wollte dieser Lederschädel von Ihnen?«
Rhino schaute dem Bärtigen direkt ins Gesicht. »Wenn ich das mal wüsste ...«
» Bedenkzeit? « Anne Sloanes Stimme troff vor Tadel. »Wir stecken mitten in einer Schlacht, die wir allein nicht beeinflussen können, und du gibst ihm Bedenkzeit?«
Die Worte waren wie Schläge auf die Trommel namens Kopfschmerz, die direkt hinter Rhodans Stirn lag, doch er wollte sich das nicht anmerken lassen. Also nickte er nur. Anne saß neben Tschubai auf dem Boden ihres kleinen Verstecks. Sie hatte den Rücken an die Wand gelehnt und die Hände vor der Brust gefaltet. Man sah ihr an, wie erschöpft sie war – das waren sie alle –, doch statt es wie der Teleporter zu machen, die Augen zu schließen und sich wenigstens einen Moment lang auszuruhen, warf sie Rhodan immer wieder strafende Blicke zu. Bislang hatte sie diese mit einem vielsagenden Schweigen garniert, das nun allerdings nicht mehr zu genügen schien.
»Toreead war zugänglich für unsere Argumente«, antwortete Rhodan leise. Er wollte Ras nicht wecken. Der Sudanese hatte sich in den vergangenen Stunden überanstrengt und konnte eine Pause gebrauchen. »Aber er steckt in den ihm anerzogenen Denkstrukturen fest. Es braucht Zeit, diese zu verändern. Neue Ideen müssen Wurzeln schlagen, bevor aus ihnen etwas wachsen kann.«
»Erspar mir den Poeten, ja?«, brummte Anne abfällig und wischte sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem blass gewordenen Gesicht. »Glaubst du wirklich, du erreichst bei Toreead etwas – noch dazu mit Worten? Zum hundertsten Mal, Perry, das sind Naats! Sieh dir an, in welche Lage sie uns gebracht haben, was hier gerade geschieht. Und da willst du abwarten?«
Ich will nicht, ich muss, wusste er und seufzte. Er verstand Annes Zorn, aber er spürte, dass Geduld der bessere Weg war. Toreead brauchte Freiraum, um seine Ansichten zu überdenken. Es brächte nichts, ihn – oder andere Naats – unter Druck zu setzen. In dem Fall würden sich die glatzköpfigen Kolosse nur zur Wehr setzen, und es gäbe zweifellos Tote. Das wollte Rhodan nach Möglichkeit vermeiden.
Wir sind nicht an vorderster Front dieses Krieges, dachte er – ein Satz, an den er unfassbar viele Hoffnungen knüpfte – und sah zu Tatjana Michalowna, die an der geschlossenen Kabinentür stand und Wache hielt. Auch die Russin wirkte am Ende ihrer Kräfte, hielt sich aber tapfer. Auf seinen fragenden Blick hin schüttelte sie den Kopf: Niemand näherte sich ihrem Versteck.
Fürs Erste beruhigt, ließ Rhodan seinen Blick zu Crest weiterwandern, der in einigen Metern Entfernung abermals an seiner Konsole kauerte. Wir haben die Zeit. Wir brauchen sie.
»Ich schaue mal, wie die Lage ist«, sagte er leise, nickte der schweigend-skeptischen Anne kurz zu und erhob sich vom Boden, um zu dem Arkoniden zu gehen.
Crest da Zoltral wirkte konzentriert wie eh und je. Er surfte noch immer durch das Bordnetz, das er angezapft hatte, und beobachtete für Rhodan den Verlauf der Schlacht. Mehr konnte er zu ihrer aller Bedauern trotz seines Zugriffs auf die Schiffspositronik nicht ausrichten. Die Holos, die er aktiviert hatte, zeigten in schneller Folge ablaufende Datenlisten und Grafiken.
»Wo stehen wir?«, fragte Rhodan und ließ sich neben dem weißhaarigen Mann auf den Kabinenboden sinken.
Crest seufzte. »Kurz gesagt? Wieder am Anfang. Immer am Anfang! Diese sturen Naats und die Topsider schenken einander nichts, aber sie halten sich durchaus die Waage. Laut der Bordpositronik hat Novaals Verband inzwischen zehn weitere der über die Mondtrümmer verteilten Geschütze zerstört. Die Zahl der vernichteten gegnerischen Abfangjäger ist sogar noch höher. Megh-Takarrs Defensive muss einiges wegstecken, aber sie wehrt sich mit großem Geschick. Ihre Schiffe greifen stets in kleinen Gruppen an, feuern gezielt auf einzelne Kugelraumer. So schwächen sie
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