PR NEO 0035 – Geister des Krieges
Ihnen wertvolle Informationen über unsere Lage geliefert.«
»Ganz recht. Und was haben Sie nicht getan?«
Crest stutzte. Die Unterhaltung hatte eine Wendung genommen, mit der er nicht gerechnet hatte. »Ich weiß ehrlich nicht, was Sie meinen, Rhodan«, sagte er mit untypischer und doch vielsagender Frustration in der Stimme.
»Sie haben mich nicht nach Thora gefragt«, soufflierte Rhodan leise. »Seit meiner Befreiung sind Stunden vergangen. In all der Zeit haben Sie sich kein einziges Mal bei mir nach ihr erkundigt. Ob sie noch lebt, wo sie abgeblieben ist, nichts. Der Crest da Zoltral, den ich kenne, hätte mich sofort darauf angesprochen.«
Der Arkonide riss die Augen auf. Er öffnete den Mund, vermochte jedoch nicht zu sprechen. Sichtlich überrascht hockte er da und starrte Rhodan an. »Thora ...«, murmelte er schließlich. »Ich ... Rhodan, ich hatte tatsächlich ... Nein!«
Rhodan senkte den Blick. Er war nicht gekommen, um seinen alten Gefährten zu quälen. Den Punkt, den er hatte unterstreichen wollen, sah Crest nun selbst – das genügte. »Sie ist krank, Crest«, berichtete er. »Vermutlich sogar sehr krank. Ich sah sie zuletzt auf Snowman, und ich hielt sie im Arm, als sie das Bewusstsein verlor.«
»Wo ist sie jetzt?« Der Arkonide keuchte.
»Bei Ernst Ellert, soweit ich weiß. Er nahm sie an sich, weil er hoffte, er könne sie heilen.«
Crest schluckte. Die Euphorie war verflogen. »Was ist ihr widerfahren?«
Rhodan berichtete ihm vom Biss des Bleichsaugers, der Thoras gesamten Metabolismus in Mitleidenschaft gezogen hatte. »Die Lähmung war zu stark. Nicht einmal der Mehandor Orlgans wusste ein Gegenmittel.«
Dass sie geweint hatte – geweint wie ein Mensch und geweint um Crest –, verschwieg er. Der Arkonide litt auch so schon.
Schweigend und sichtlich ergriffen hörte Crest zu, stellte keine Fragen mehr. Doch als Rhodans Bericht zu Ende war, sah er zu ihm auf, neues Funkeln in den Augen. »Bei Ernst Ellert, sagen Sie?« Crests Mundwinkel zuckten, und auch seinem Tonfall nach zu urteilen, war er wieder ziemlich beherrscht. »Das passt. Genau das meinte ich doch, Rhodan: Große Ereignisse werfen Ihre Schatt...«
Ein erstickter Schrei ließ ihn verstummen. Rhodan reagierte sofort, wirbelte herum und richtete sich in derselben Bewegung zu voller Größe auf. Tatjana Michalowna stand noch immer an der Kabinentür, hatte nun aber die Augen geöffnet.
Alles geschah gleichzeitig. Die Tür glitt auf, und ein Naat erschien auf der Schwelle. Er stutzte, wirkte für einen Sekundenbruchteil nicht minder perplex wie die, in deren Versteck er offenbar aus reinem Zufall geraten war. Dann schlich sich Erkenntnis auf seine Züge.
Rhodan rannte los. Die Hand des Naats ging zur Waffe an der Hüfte. Michalowna wich zurück, die Stirn voller Konzentrationsfalten. Crest stand auf, just als der Naat den Strahler in die Höhe riss.
Der Naat zielte.
Rhodan ahnte, dass er ihn nicht rechtzeitig erreichen konnte. Trotzdem sprang er, warf sich mit aller Macht in Richtung des Fremden.
... und der Naat keuchte plötzlich auf, verriss den Schuss, den er hatte abgeben wollen. Der Strahl fuhr in die Kabinendecke, wo er keinerlei nennenswerten Schaden hinterließ. Doch sofort wanderte die Hand des Naats weiter, bis die Waffe direkt auf seinen eigenen Kopf wies.
Rhodan verfehlte den Mann nur um Zentimeter – und begriff. »Nein!«, schrie er, drehte den Kopf zu Anne um. »Nicht, Anne! Er hat uns nichts ...«
Der Naat drückte ab, doch es war Anne, die die Hand am Abzug führte. Mit der Kraft ihres Geistes.
Als der drei Meter große Koloss leblos zu Boden fiel, stand Anne Sloane ruckartig auf und nickte Rhodan zu. »Verschwinden wir von hier«, sagte sie ebenso drängend wie emotionslos. »Schnell!«
4.
Geister des Krieges
»Reeekhaa!«
Novaal hörte den Schrei aus dem Akustikfeld seines Helms, sah das Strahlungsfeuer der Waffen und wusste, dass es endete. Der Soldat, der ihn wiedererkannt hatte, fiel vor seinen Augen, erschossen von der topsidischen Gegenwehr.
Novaal duckte sich vor den Strahlerschüssen und verlor den Halt. Er prallte auf den Boden und robbte schnell zum Leichnam des Gefallenen. Diesem riss er die Waffe aus den reglosen Händen und legte selbst an, den toten Körper als provisorische Deckung nutzend. Er zielte auf die unzähligen Topsider in Kampfanzügen, auf die Roboterdrohnen und anderen Todesbringer, die zwischen ihm und der Festung lagen.
Er hatte sich dem Herzstück der
Weitere Kostenlose Bücher